Deshalb braucht Bayern eine "schwere" Abitur-Prüfung - Kommentar

1 Min
In der Region regt sich Widerstand gegen das diesjährige Matheabitur. Foto: Felix Kästle/dpa
In der Region regt sich Widerstand gegen das diesjährige Matheabitur. Foto: Felix Kästle/dpa

Aktuell steht das bayerische Mathe-Abitur in der Kritik. Abiturienten fordern, die Bewertung anzupassen. Eine Forderung, die Risiken birgt. Denn: Will Bayern im Vergleich nicht abrutschen, braucht es ein "schweres" Mathe-Abi. Ein Kommentar zur Debatte.

Warum Bayern ein schweres Mathe-Abi braucht: Seit dem Wochenende formiert sich der Protest im Netz. Mittlerweile haben fast 55.000 Menschen (Stand: 6. Mai 2019) eine Petition unterschrieben, die das bayerische Kultusministerium auffordert, die Bewertung des diesjährigen Mathe-Abiturs anzupassen. Doch das ist nicht zielführend.

Das Glas ist halb leer: Will Bayern nicht abrutschen, braucht es mathestarke Jahrgänge

Im letztjährig angestellten Vergleich der Bundesländer landet Bayern auf Platz 3 des sogenannten "Bildungsmonitors". Hinter Sachsen (1) und Thüringen (2) zählt Bayern zu den leistungsstärksten Bundesländern der Republik. Und doch: Sich auf Platz 3 auszuruhen, kann weder Ideal noch Perspektive sein.

Unabhängig davon sollte Eines nicht verkannt werden: Die Proteste der Abiturienten zeigen, welch Verbesserungspotenzial in den jungen Köpfen Bayerns steckt. Die Kritik an den diesjährigen Prüfungen macht deutlich, wo es hapert.

Insbesondere die Aufgabenstellungen zu Geometrie und Stochastik rücken dabei in den Mittelpunkt der Kritik. Lehrer merken in diesem Zusammenhang seit längerem an, dass der Trend dabei zu mehr Aufgabentext gehe. Die Schwierigkeiten bei der kognitiven Verarbeitung von "zu viel Text", dürfen allerdings nicht mit dem Argument der "Überforderung" abgetan werden. Dies bestätigt auch ein Blick auf die internationalen Vergleichszahlen von "PISA": Die Daten von 2016 zeigen, dass die deutschen Schüler allgemein schlechter in Mathematik und in den Naturwissenschaften geworden sind - schlechter zumindest als noch vor fünf beziehungsweise acht Jahren. Auch an dieser Stelle spielt die "Lesekompetenz" eine wichtige Rolle: Die Statistik weist zwar eine leichte Steigerung in diesem Bereich auf - der Wert liegt jedoch immer noch weit hinter dem führenden des Tableaus: Singapur.

Deshalb ist die Mathenote für Bayerns Abiturienten so wichtigs

Die Gesamtnote wird erheblich durch die Note im Mathe-Abitur beeinflusst: Insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele Studiengänge mit einem Numerus Clausus (NC) ausgestattet sind, können Feinheiten im Nachkomma-Stellen-Bereich den Unterschied ausmachen.

Will Bayern seine Position in der Spitzengruppe der Bildungsrepublik festigen, darf der Abitur-Protest nicht zu Absenkung des allgemeinen Niveaus führen. Stattdessen sind neue Unterrichtsformen von Nöten, die den Anforderungen im internationalen Vergleich gerecht werden. Dabei sollte jedoch nicht blind übernommen werden, was der internationalen Konkurrenz zu Spitzenpositionen bei "PISA" verhilft. So zeigt ein Blick von Spiegel Online zum Testsieger Singapur, dass dort knapp 80 Prozent der Schüler bereits im Grundschulalter Nachhilfe benötigen. Ab dem Alter von drei Jahren haben Kinder dort täglich Matheunterricht.

Zwischen Orientierung an der Weltspitze sowie aufkeimender Kritik von Abiturienten, darf ein wichtiger Punkt nicht vernachlässigt werden: Die Bedingungen unter denen Bayerns Schüler, insbesondere fürs Abitur lernen, dürfen sich nicht zu Zuständen wie in Singapur entwickeln. Dennoch muss sich Bayern an der innerdeutschen sowie internationalen Konkurrenz orientieren, um im Vergleich nicht abzurutschen. Das bayerische Abitur wird seinen guten Ruf in Zukunft nur behalten können, wenn dieser Spagat gelingt.

Was ist ihre Meinung?