Kreuz-Verbot in bayerischer Schule: Jetzt reagiert die Ministerin
Autor: Agentur dpa, red
Bayern, Samstag, 12. Juli 2025
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat das Aufhängen eines Kreuzes in einem Gymnasium verboten. Nun äußert sich Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) zu dem Urteil.
Ein Kruzifix im Eingangsbereich eines staatlichen Gymnasiums in Bayern verletzt die Religionsfreiheit von Schülern - das entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof jüngst (BayVGH, Urteil vom 8. Juli 2025, Az. 7 BV 21.336).
Zwei ehemalige Schülerinnen reichten Klage ein, da während ihrer Schulzeit ein 150 Zentimeter hohes und 50 Zentimeter breites Holzkreuz mit einem gekreuzigten Christus im Haupteingangsbereich ihres Gymnasiums angebracht war, und die Schule sich weigerte, es zu entfernen - und sie erhielten Recht. Der Verwaltungsgerichtshof entschied, dass die Schule "verpflichtet gewesen wäre, das Kruzifix zu entfernen". Nun hat sich die bayerische Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) zu dem Urteil geäußert.
Kreuz in Gymnasium muss abgehängt werden - Kultusministerin reagiert auf Urteil
Nach dem Urteil zur Unzulässigkeit eines Kreuzes im Eingangsbereich eines staatlichen Gymnasiums in Bayern will Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) mögliche Konsequenzen prüfen. Sie nehme das Urteil "zur Kenntnis" und wolle sich "intensiv mit dessen Begründung" auseinandersetzen, sagte sie.
"Selbstverständlich prüfen wir im konkreten Einzelfall sorgfältig auch alle daraus folgenden Konsequenzen", sagte Stolz, betonte aber auch: "Für uns bleibt aber klar: Das Kreuz ist nicht nur ein religiöses Symbol, sondern steht auch für die Achtung von Menschenwürde, Toleranz und Nächstenliebe - Werte, die unser Zusammenleben und unseren Bildungsauftrag maßgeblich prägen."
2018 hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unter massiver Kritik mithilfe des bayerischen Kabinetts den "Kreuzerlass" in jedem staatlichen Gebäude in Bayern durchgesetzt. Dieser gilt nicht für Gymnasien, wohl aber für Grundschulen, Förderschulen und Mittelschulen. Das Urteil könnte also auch Auswirkungen auf die Pflicht in diesen Bildungseinrichtungen haben. Klagen gegen das Kruzifix in anderen staatlichen Einrichtungen waren vom Verwaltungsgerichtshof 2022 abgewiesen worden.
Eingriff in die Glaubensfreiheit: Gericht verbietet Kruzifix im Eingangsbereich von bayerischem Gymnasium
Das Gericht sieht in der "Konfrontation mit dem Kruzifix als religiösem Symbol einen Eingriff in die verfassungsrechtlich garantierte negative Glaubensfreiheit". Zur Begründung der Entscheidung heißt es: "Die Klägerinnen waren wegen der Schulpflicht zwangsweise und immer wiederkehrend sowie im Hinblick auf dessen Positionierung ohne (zumutbare) Ausweichmöglichkeit mit dem Kruzifix konfrontiert."
Ob das Kruzifix im Eingangsbereich hängen dürfte, wenn es dafür einen entsprechenden Landtagsbeschluss gäbe – dies ließ das Gericht offen. Unter den umstrittenen, 2018 in Kraft getretenen "Kreuzerlass", wonach in jedem staatlichen Gebäude in Bayern ein Kreuz hängen muss, fällt ein Kruzifix in einem Gymnasium nach Ansicht der Verwaltungsrichter nicht.