Druckartikel: Krankenkasse: AOK Bayern erhöht Beiträge

Krankenkasse: AOK Bayern erhöht Beiträge


Autor: Peter Groscurth

Bamberg, Dienstag, 08. Dezember 2015

Die Ausgaben im Medizinsektor steigen weiter. Das hat jetzt Auswirkungen für viele bayerische Arbeitnehmer. Gesundheitsminister Gröhe verteidigt die höheren Tarife.


Die Beiträge vieler Krankenkassen werden im kommenden Jahr steigen. Den Anfang in Bayern macht jetzt die AOK. Für deren 4,3 Millionen Mitglieder im Freistaat werden die Sätze um 0,2 Prozent erhöht.Es wird erwartet, dass andere Kassen dem Beispiel folgen werden.

"Die zusätzlichen Ausgaben insbesondere für die vom Gesetzgeber bereits beschlossenen Leistungen und für die voraussichtliche Erhöhung der Vergütungen von Krankenhäusern, Ärzten und allen weiteren Vertragspartnern sowie für Arzneimittel werden rund 230 Millionen Euro über den erhöhten Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds liegen", sagt Dr. Helmut Platzer, Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern.

Die Finanzierung der Deckungslücke muss deshalb über die Anpassung des Zusatzbeitrags zum 1. Januar an den bundesweiten durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,1 Prozent erfolgen. Bislang betrug dieser 0,9 Prozent. Den Zusatzbeitrag müssen nur die Arbeitnehmer zahlen. Für Arbeitgeber bleibt hingegen alles beim Alten, denn deren Beitragssatz ist bei 7,3 Prozent gesetzlich fixiert.


Sechs Euro mehr pro Monat

0,2 Prozentpunkte bedeuten für den Durchschnittsverdiener mit 3000 Euro monatlichen Bruttolohn sechs Euro mehr Beitrag. Aus Sicht des Gesundheitsministers Herrmann Gröhe (CDU) ein moderater Anstieg: "Eine halbe Kinokarte für die Beteiligung an Spitzenmedizin! Für Alarmismus ist da wahrlich kein Raum."
Die gesetzlichen Krankenkassen haben in den ersten drei Quartalen diesen Jahres ein Defizit von 395 Millionen Euro eingefahren. Während die Ausgaben stiegen, hatten viele Kassen aber die von den Versicherten erhobenen Zusatzbeiträge sogar noch gesenkt.


Ausgaben stark gestiegen

Weiterhin verfügen die Kassen auch über hohe Finanzreserven. Rund 15,3 Milliarden haben sie auf der hohen Kante, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte. Die Ausgaben der Kassen stiegen dagegen um 3,7 Prozent je Versicherten. Für die Ärzte gaben die Kassen vier Prozent je Versicherten mehr aus, für Arzneimittel 4,4 Prozent, für Klinikbehandlungen 3,1 und für das Krankengeld fünf Prozent mehr.

Der alleine von den Versicherten zu tragende Zusatzbeitrag liegt laut Gesundheitsministerium derzeit im Durchschnitt bei 0,83 Prozent. Vergangenes Jahr betrug er noch 0,9 Prozent. Ohne diese Beitragssenkung hätten die 123 gesetzlichen Kassen sogar einen Überschuss von 200 Millionen Euro eingefahren.
Nun steht fest, dass sich die Krankenkassen das Geld 2016 wieder holen werden. So kündigte etwa auch die Techniker-Krankenkasse bereits eine Beitragserhöhung für das neue Jahr an.


Sonderkündigungsrecht

Krankenversicherte, die von einer Beitragserhöhung betroffen sind, können übrigens von einem Sonderkündigungsrecht geltend machen. Das gesteht dann eine Kündigungsfrist vom Erhalt des Briefes zur Beitragserhöhung bis zum Ende des Monats zu, auf den der Krankenkassenbeitrag erhöht würde.


Experten warnen vor neuen Steigerungen

Die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung, Doris Pfeiffer, prognostiziert, dass die Zusatzbeiträge für die rund 70 Millionen deutschen Versicherten bis 2019 sogar auf 1,4 bis zu 1,8 Prozent weiter stark ansteigen könnten.