Impfpflicht schon ab Januar 2022: Kliniken in Bayern preschen vor - das ist der Plan
Autor: Redaktion
Tutzing, Mittwoch, 29. Dezember 2021
Eigentlich tritt die Impfpflicht für Mitarbeitende in Medizin und Pflege erst ab März in Kraft. Die Kliniken der Artemed-Gruppe setzen die Regel aber schon ab dem 1. Januar um. Wer dann noch nicht gegen Corona geimpft ist, wird nicht weiterbeschäftigt.
Ab Mitte März 2022 wird in ganz Deutschland in bestimmten Einrichtungen eine Impfpflicht in Kraft treten. Mitarbeitende in Krankenhäusern, Pflegeheimen und bei Pflegediensten müssen bis dahin einen Nachweis einreichen, dass sie vollständig gegen Corona geimpft oder genesen sind - sonst dürfen sie nicht weiter beschäftigt werden. Die Klinikgesellschaft Artemed aus Oberbayern prescht nun voran: Ab dem 1. Januar gilt für das Personal eine Impfpflicht.
Artemed betreibt sechs Krankenhäuser in Bayern und noch weitere elf im ganzen Bundesgebiet. Knapp 7500 Mitarbeitende sind von der kommenden Impfpflicht betroffen. Doch diese kommt nicht von ungefähr, bereits im Juni hatte die Geschäftsführung damit begonnen, die Belegschaft darauf vorzubereiten. Wie Rainer Salfeld, Geschäftsführer der Artemed-Kliniken, laut BR angab, führten Vertrauensärzte persönliche Gespräche mit den Mitarbeitenden und es wurden Informations-Broschüren in der jeweiligen Muttersprache an das Personal verteilt.
Impfpflicht in einigen bayerischen Kliniken schon ab Januar 2022
Außerdem seien große Veranstaltungen mit Universitätskliniken durchgeführt worden, um auf offene Fragen einzugehen wie zum Beispiel, ob man nach der Corona-Impfung noch schwanger werden kann. Grund für die frühzeitige Einführung der Impfpflicht sei der Schutz der "sehr vulnerablen Patienten", dieser sei absolut vorrangig. Zudem könne Artemed sich die Arbeitsausfälle von ungeimpften Mitarbeitenden in der zurzeit "sehr angespannten Situation" nicht leisten.
Video:
Salfeld sagte, dass die Impfquote in den insgesamt 17 Artemed-Kliniken inzwischen über 96 Prozent liege. In den sechs Kliniken in Bayern seien von 1960 Mitarbeitenden 1878 vollständig geimpft. "Nur 82 konnten wir bislang nicht überzeugen", so Salfeld im BR.
Der Geschäftsführer hofft jedoch, dass sich einige noch mit dem neuen Totimpfstoff von Novavax impfen lassen, wenn dieser bald zur Verfügung steht. Wer sich nicht impfen lassen will, soll ab dem 1. Januar unbezahlt freigestellt werden.
"Wir möchten, dass sie sich impfen, wir möchten nicht, dass sie kündigen"
Die betroffenen Mitarbeitenden sollen jedoch die Chance haben, ihre Stelle wieder anzutreten, zum Beispiel, falls die Pandemie endet oder sie sich doch noch impfen lassen, so die Geschäftsführung. "Das sind ja geschätzte Mitarbeiter", sagt Salfeld. "Wir möchten, dass sie sich impfen, aber wir möchten nicht, dass sie kündigen."
Die Zahl der Kündigungen bei Artemed sei offenbar gering - in Franken haben dagegen einige Einrichtungen bereits wegen drohendem Personalmangel Alarm geschlagen. Der Großteil des Personals hätte positiv auf die Impfpflicht reagiert. Vereinzelt gab es laut Salfeld jedoch auch Anfeindungen und "leicht verstörende" Anschuldigungen per E-Mail. "Die verrückteste war eine Anzeige beim Europäischen Kriegsgerichtshof in Den Haag wegen 'biological warfare' gegen die Mitarbeiter", berichtet der Geschäftsführer dem BR. Zwar leide Salfeld mit dem Personal, sehe aber keine Möglichkeit, Ungeimpfte vor dem Ende Pandemie zu beschäftigen. "Man kann keinem Besucher erklären, dass dieser geimpft sein muss, die Mitarbeiter aber nicht."