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Impf-Skandal in Wemding zieht weite Kreise: Hunderte Patienten von falschen Impfungen betroffen


Autor: Redaktion

Wemding, Dienstag, 05. Oktober 2021

Ein Hausarzt in Bayern soll absichtlich falsche Corona-Impfungen verabreicht haben. Die Kripo durchsuchte daraufhin seine Praxis und die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Mann. Nun zeigte sich das krasse Ausmaß seines Betrugs.
Das Landratsamt informierte über den Stand der Ermittlungen, nachdem es im Landkreis in einer Arztpraxis zu Unregelmäßigkeiten bei Impfungen gekommen sein soll.


  • Razzia bei Hausarzt in Wemding: Er soll Corona-Impfungen vorgetäuscht haben
  • Kriminalpolizei ermittelt nun gegen Arzt aus Bayern
  • Es sollen mehrere hunderte Patienten betroffen sein
  • Impfskeptische Menschen gingen wohl bewusst zu ihm

Impfbetrug in Wemding: Ein Hausarzt in Wemding (Landkreis Donau-Ries) soll Corona-Impfungen vorgetäuscht haben. Am Dienstagnachmittag (5. Oktober 2021) teilen Vertreter des Landratsamtes, der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Donauwörth mit, dass mehrere hundert Patienten vom Impfbetrug betroffen seien.

Update vom 05.10.2021, 16.40 Uhr: Gerüchte gingen um - Impfskeptiker wohl bewusst zu ihm gegangen

Gerüchte gab es, dass in einer Hausarztpraxis in Schwaben Impfbescheinigungen auch ohne echte Immunisierung verteilt werden. Irgendwann landeten auch anonyme Anzeigen bei der Polizei. Für die Kripo wurde ein großer Fall daraus. Die mutmaßlich falsch ausgestellten Impfbescheinigungen einer Hausarztpraxis im Landkreis Donau-Ries sollen mehrere hundert Patienten erhalten haben. 

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Nach der bisherigen Darstellung scheint es so gewesen zu sein, dass impfskeptische Menschen gezielt in die Praxis gegangen sind, nur um sich eine Bescheinigung zu holen. Von dem Arzt gibt es bislang keine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Die Ermittler lassen bislang auch offen, ob der Mann bereits vernommen wurde.

Einige Patienten von ihm, die sich ganz normal immunisieren lassen wollten, seien allerdings schon durch das Gerede über den Mediziner verunsichert worden und hätten sich selbstständig auf Antikörper testen lassen, sagte Lechner. Die bisherigen Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die Betroffenen tatsächlich keinen Impfschutz haben.

Seit Montag werden die Patienten des niedergelassenen Arztes auch vom Gesundheitsamt getestet, ob sie ausreichend Antikörper gebildet haben. Mehr als 130 Männer und Frauen hätten am ersten Tag von dem Angebot im Impfzentrum in Nördlingen bereits Gebrauch gemacht, hieß es.

Wie Oberstaatsanwalt Andreas Dobler sagte, gebe es verschiedene mögliche Straftatbestände, die in Frage kommen könnten. So könnte es um Urkundendelikte oder auch Körperverletzungsdelikte gehen. Dies könne erst später beurteilt werden, meinte Dobler. "Die Ermittlungen stehen am Anfang."

Update vom 05.10.2021, 16 Uhr: Hunderte Patienten wohl von falschen Impfungen betroffen

Die mutmaßlich falsch ausgestellten Impfbescheinigungen einer Hausarztpraxis im Landkreis Donau-Ries sollen mehrere hundert Patienten erhalten haben. Dies sagten am Dienstag Vertreter des Landratsamtes, der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Donauwörth.

Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen einerseits Betroffene, die nur für einen Stempel im Impfbuch in die Praxis in Nordschwaben gegangen seien und keine Spritze bekommen hätten. Andererseits gebe es Patienten, die davon ausgegangen seien, korrekt geimpft worden zu sein, obwohl dies wohl nicht der Fall gewesen sei.

Wie Landrat Stefan Rößle (CSU) betonte, hat seine Behörde dem Mediziner mittlerweile untersagt, die Praxis wieder zu öffnen. "Die Praxis ist bis auf weiteres geschlossen", sagte er.

Vorherige Berichterstattung: Impfbetrug in Wemding - Arzt täuscht Corona-Impfung vor

Das Landratsamt Donau-Ries teilt in einer Pressemitteilung mit, dass die Kriminalpolizei Dillingen unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Augsburg bereits vergangenen Mittwoch (29.09.2021) die Arztpraxis in Wemding durchsucht hatte und Beweismittel sichergestellt hatte. Im Vorfeld seien wohl einige anonyme Anzeigen eingegangen.

Es bestehe der Verdacht, dass es zu Unregelmäßigkeiten bei den Impfungen gegen das Covid-19-Virus durch den Mediziner gekommen sei. Es könnte sein, dass die dort geimpften Patienten keinen ausreichenden Impfschutz besitzen und damit andere Personen gefährden könnten. 

Die Auswertung der sichergestellten Dokumente dauere an, sagte am Montag der Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft, Andreas Dobler. Zudem würden Vernehmungen durchgeführt. Derzeit könnten keine weiteren Details zu den Ermittlungsergebnissen genannt werden.

Völlig unklar, wie es zu den falsch dokumentierten Schutzimpfungen gekommen ist

Völlig unklar ist bislang, wie es zu den mutmaßlich falsch dokumentierten Schutzimpfungen gekommen war. Es ist offen, ob die Patienten möglicherweise davon wussten, dass sie tatsächlich keinen Impfstoff erhalten haben. Oder ob den Männern und Frauen unwissentlich beispielsweise einfache Kochsalzlösung injiziert wurde.

Einen ähnlichen Fall gab es im Impfzentrum des norddeutschen Kreises Nordfriesland. Dort soll eine Krankenschwester Spritzen mit Kochsalzlösung statt mit dem Impfmedikament aufgezogen haben. Etwa 10.000 Betroffene sollen deswegen dort nachgeimpft werden.

Antikörpertests sollen Klarheit schaffen: Betroffene von Tat sauer und enttäuscht

Am Montagmorgen (4. Oktober 2021) haben sich bereits lange Schlange vor dem Testzentrum im nahen Nördlingen gebildet. Denn: Die Menschen, die von dem Arzt geimpft worden sind, benötigen nun einen Antikörpertest, um zu überprüfen, ob sie einen ausreichenden Impfschutz besitzen.

Der Arzt soll Betroffenen mit Aussagen wie: "Wenn ich Sie damit impfe, dann könnten Sie morgen tot sein", verängstigt haben. Eine Frau berichtet außerdem, dass er sie gefragt habe, welche Art von Sarg sie nach ihrer Corona-Impfung nun wolle.

Andere Betroffene seien "sauer und enttäuscht" über das Verhalten des Arztes. Wiederum andere sind entspannt. Sie würden ihrem Hausarzt vertrauen.

Sonderimpfaktion für Betroffene

Das Landratsamt veröffentlichte sogar den Namen der Praxis, damit möglichst viele Menschen Bescheid wissen und sich testen lassen. Für diejenigen, die keinen ausreichenden Impfschutz besitzen, gibt es anschließend eine Sonderimpfaktion.

Die Praxis ist aktuell aus "gesundheitlichen Gründen geschlossen."

red mit dpa