Immer mehr kleine Haushalte: Fast 6 Millionen ältere Menschen in Deutschland leben alleine
Autor: Lisa Herbst
Bayern, Freitag, 10. Dezember 2021
Die Haushalte werden immer kleiner. Vor allem ältere Menschen leben oft alleine. Wie viele davon auf Unterstützung im Alltag angewiesen sind und was man gerade in der Weihnachtszeit gegen Einsamkeit tun kann, erfährst du hier.
Im Alter leben die meisten Menschen in Deutschland im eigenen Zuhause und immer mehr von ihnen sind alleine. Rund 5,9 Millionen Menschen ab 65 Jahren lebten im Jahr 2020 alleine. Das entspricht etwa jeder dritten Person (34 Prozent) in dieser Altersgruppe. Noch vor 20 Jahren waren es 5,1 Millionen Menschen. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
Der Hauptgrund für das Alleinsein bei älteren Menschen ist der Tod des Partners oder der Partnerin. In der Altersgruppe der über 85-Jährigen lebten deutlich mehr als die Hälfte im letzten Jahr alleine. Nur noch gut ein Drittel der Menschen in diesem Alter haben einen Partner oder eine Partnerin an ihrer Seite.
Sozialminister fordern Einsamkeitsgipfel
Bei der Arbeits- und Sozialministerkonferenz Anfang Dezember haben sich die Teilnehmer*innen für einen Einsamkeitsgipfel von Bund und Ländern ausgesprochen. Anja Stahmann, die Sozialsenatorin von Bremen, thematisierte die zunehmende Vereinsamung verschiedener Bevölkerungsgruppen in der Pandemie: "Altersarmut, körperliche und geistige Behinderungen oder schwierige soziale Lebenslagen münden oftmals darin, dass Menschen ihr soziales Leben einschränken oder weitgehend aufgeben".
Personen, die bereits vor der Pandemie alleine waren, drohen nun, noch mehr zu vereinsamen. Das Ausmaß der Vereinsamung und seine Folgen sollen künftig erfasst und im politischen Handeln berücksichtigt werden - denn "Einsamkeit macht krank", so Anja Stahmann.
Viele Menschen wollen in ihren eigenen vier Wänden bleiben
Dass Ältere mit Jüngeren zusammenleben, kommt eher selten vor. Das zeigt auch das untenstehende Diagramm. 2020 lebten nur in 6 Prozent aller Haushalte über 65-Jährige gemeinsam mit Jüngeren unter einem Dach. In einem Viertel (25 Prozent) der Haushalte lebten ausschließlich Menschen ab 65 Jahren. Aufgrund der Alterung der Bevölkerung ist diese Zahl deutlich gegenüber dem Jahr 2000 gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt betrug diese Steigerung innerhalb der letzten 20 Jahre ganze 29 Prozent. Derzeit gibt es etwa zehn Millionen 65plus-Haushalte in Deutschland.
Die meisten Menschen im hohen Alter ziehen es vor, in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben. So lebten letztes Jahr nur vier Prozent der über 65-Jährigen in einer Pflegeeinrichtung, einem Altersheim oder ähnlichen Gemeinschaftsunterkünften. Bei den Hochbetagten ab 85 Jahren ist der Anteil in diesen Einrichtungen zwar schon höher, liegt aber trotzdem nur bei 18 Prozent.
Dennoch wächst die Zahl der Betroffenen, die auf Unterstützung im Alltag angewiesen sind. Vor allem ab dem 80. Lebensjahr trifft das auf immer mehr Personen zu. Unter den 80 bis 84-Jährigen waren zum Jahresende 2019 insgesamt 26 Prozent auf Pflege angewiesen. Bei den über 90-jährigen Menschen lag diese Quote bereits bei 76 Prozent. Innerhalb weniger Jahre steigt die Pflegedürftigkeit also deutlich an. Trotzdem können die meisten in ihrem eigenen Zuhause versorgt werden und müssen dafür nicht in eine spezielle Einrichtung ziehen. Zum Großteil übernehmen die Angehörigen die Pflege der Betroffenen.