Druckartikel: Gesetzliche Krankenkassen schrauben Beiträge hoch - wird es auch in Bayern richtig teuer?

Gesetzliche Krankenkassen schrauben Beiträge hoch - wird es auch in Bayern richtig teuer?


Autor: Redaktion, Agentur dpa

Deutschland, Dienstag, 02. Januar 2024

Bereits im Juni dieses Jahres hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Erhöhung der Beitragssätze der gesetzlichen Krankenversicherungen angekündigt. Viele Krankenkassen erhöhen nun die Beiträge. Wir erklären, wie die Situation in Bayern aussieht.
Viele Krankenkassen erhöhen die Beiträge. In Bayern haben die meisten Versicherten jedoch nichts zu befürchten.


Kommendes Jahr soll der durchschnittliche Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) um 0,1 Prozentpunkte steigen, auf dann 16,3 Prozent. Der Anstieg ist nach Einschätzung eines offiziellen Schätzerkreises nötig, damit die Kassen ihre Ausgaben decken können. In Bayern werden viele Versicherte davon aber nichts spüren oder sie profitieren sogar von niedrigen Beitragssätzen.

So hat die mit Abstand größte Kasse in Bayern, die AOK, angekündigt, dass der Beitragssatz stabil bei 16,18 Prozent bleibt. Auch bei bundesweiten Kassen, die in Bayern vergleichsweise viele Mitglieder haben, ist die Finanzlage einigermaßen entspannt. Die größte bundesweite Kasse, die Techniker Krankenkasse, hält den Beitragssatz stabil bei 15,8 Prozent. Auch die Nummer drei unter den bundesweiten Kassen, die DAK Gesundheit, verändert ihren Beitragssatz nicht, sie belässt ihn bei 16,3 Prozent. 

Krankenkassen-Beiträge: Entwarnung für viele Versicherte in Bayern

Eine andere der Krankenkassen, die bereits auf die neuen Zahlen der Bundesregierung reagiert hat, ist die Barmer. Im Jahr 2024 soll der Beitragssatz 16,79 Prozent betragen. Auf Anfrage des Münchner Merkurs nannte der Unternehmenssprecher die Teuerung im Gesundheitswesen und die "spürbar steigenden" Krankenhausausgaben als Gründe dafür. Im stationären Bereich habe die Kasse allein für den stationären Bereich 1,1 Milliarden Euro mehr ausgegeben als noch 2022 – und fordert eine tiefgreifende Krankenhausreform. "Die stationäre Versorgung muss endlich qualitativ besser und wirtschaftlicher werden."

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Unter kleineren Kassen, die vor allem in Bayern viele Mitglieder haben, senken einige ihren Beitragssatz sogar. Bei der BKK Faber-Castell, die ausschließlich Versicherte in Bayern wählen können, sinkt der Beitragssatz um 0,25 Prozentpunkte auf 15,7 Prozent. Die Audi BKK verringert ihn um 0,25 Prozentpunkte auf 15,6 Prozent. Unter kleineren Kassen mit Schwerpunkt in Bayern gibt es daneben einige, die ihren Beitragssatz stabil halten. Die Mobil Krankenkasse nimmt weiterhin einen Beitragssatz von 16,09 Prozent vom Bruttolohn. Die BKK mhplus belässt ihren Beitragssatz bei 16,18 Prozent.

Es gibt auch Kassen mit Schwerpunkt in Bayern, die teurer werden. Die Siemens Betriebskrankenkasse (SBK) hebt den Beitragssatz um 0,2 Prozentpunkte an, auf 16,3 Prozent. Damit liege die SBK genau auf dem Niveau, das der offizielle Schätzerkreis für nötig hält, damit die gesetzliche Krankenversicherung ihre Ausgaben bestreiten kann, betont die Kasse. Die vor allem aufs Handwerk spezialisierte IKK Classic hebt ihren Beitragssatz um 0,1 Prozentpunkte auf 16,3 Prozent an, was ebenfalls dem allgemeinen Durchschnittsbeitrag in der GKV entspricht.

"Der Ausgabenanstieg muss ein Warnsignal sein": GKV-Spitzenverband äußert sich

Generell sind die gesetzlichen Krankenkassen kein Fan von Beitragserhöhungen. Der GKV Spitzenverband warnt sogar davor, die Erhöhungen fortzusetzen. "Steigende Zusatzbeiträge dürfen keine Selbstverständlichkeit werden", sagt Dr. Doris Pfeiffer, die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, gegenüber dem Merkur. Der Gesetzgeber müsse "dringend“ die Weichen für eine nachhaltige Finanzierung stellen. Weiterhin müssten "effizienzverbessernde Maßnahmen auf der Ausgabenseite" her. Der GKV sehe "insbesondere bei unwirtschaftlichen Strukturen“ Handlungsbedarf. "Der anhaltend hohe Ausgabenanstieg für Krankenhäuser, Arzthonorare und Arzneimittel [...] muss für alle ein Warnsignal sein", fordert Dr. Pfeiffer im Gespräch mit dem Merkur.