Flughafen-Streiks ab heute: 134.000 Passagiere am Mittwoch und Donnerstag betroffen- Lufthansa streicht fast alle Flüge
Autor: Redaktion
München, Mittwoch, 27. Juli 2022
Die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft ver.di und Vertretern der Lufthansa sind ins Stocken geraten. Jetzt hat die Gewerkschaft das Bodenpersonal des Flugunternehmens zu deutschlandweiten Warnstreiks aufgerufen - unter anderen den Flughafen München.
Die Verhandlungen zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Lufthansa gehen nach Angabe der Gewerkschaft in eine weitere Runde. Um dem Standpunkt des vertretenen Bodenpersonals der Lufthansa Ausdruck zu vermitteln, wurde zu einem ganztägigen Warnstreik am Mittwoch (27. Juli 2022) an allen Lufthansa-Standorten aufgerufen, unter anderen auch in München.
Hintergrund für den angekündigten Streik sind laufende Tarifverhandlungen für rund 20.000 Beschäftigte des Flugunternehmens.
Update vom 27.07.2022, 11.30 Uhr: Mehr als 100 Flüge von 134.000 Reisenden gestrichen
Lufthansa-Kunden müssen nach dem Warnstreik des Bodenpersonals am Mittwoch zumindest bis zur nächsten Gesprächsrunde in der kommenden Woche keine weiteren Aktionen der Gewerkschaft Verdi fürchten. Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle sagte am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin auf eine entsprechende Frage: "Das kann ich ausschließen." Verdi und die Lufthansa wollen wieder am 3. und 4. August über Gehälter und Arbeitsbedingungen der rund 20.000 Bodenbeschäftigten sprechen. Behle verteidigte zudem die Länge des Warnstreiks von mehr als 24 Stunden: Man versuche, alle Beschäftigten einzubeziehen.
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Mit dem Ausstand legt Verdi den Flugbetrieb der Lufthansa weitgehend lahm. Er begann am Mittwochmorgen und soll am Donnerstagmorgen enden. Die Fluggesellschaft hat vorsorglich mehr als 1000 Flüge an den Drehkreuzen Frankfurt und München gestrichen und fürchtet Auswirkungen bis zum Freitag. 134 000 Passagiere mussten in der Hochsaison ihre Reisepläne ändern oder ganz absagen.
Ursprungsartikel: Zweite Verhandlungsrunde von Arbeitnehmern für unzureichend befunden
Wie ver.di mitteilt, hatten die Vertreter der Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde am 13.07.2022 ein Angebot vorgelegt, welches die Arbeitnehmer als unzureichend kritisierten: "Nach über zwei Jahren Pandemie und einem chaotischen Wiederanlauf des Luftverkehrs werden die (...) Beschäftigten mit Ihrem Warnstreik deutlich machen, dass der Erfolg der Lufthansa maßgeblich von der Belegschaft abhängt", erklärte Dennis Dacke von ver.di. "Die Lufthansa will für Ihre Kunden eine Premium-Airline sein, bei den Gehältern aber ein Billigflieger werden. Das ist ungerecht. Das lassen sich die Beschäftigten nicht gefallen", betonte er.
Ein besseres Angebot soll her: Auch in München wird gestreikt
Die Warnstreiks beginnen Mittwochfrüh (27.07.2022) gegen 03.45 Uhr und enden Donnerstagfrüh (28.07.2022) um 6 Uhr. Mit ihrer Hilfe soll der nötige Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt werden, ein besseres und abschlussfähiges Angebot in der nächsten Verhandlungsrunde vorzulegen.
Am Münchener Flughafen findet neben dem Warnstreik gegen 11 Uhr auch eine Kundgebung statt. Da ein Großteil des Bodenpersonals vom Streik betroffen ist, kündigte ver.di bereits im Voraus, den Ausfall mehrerer Flüge und massive Flugverzögerungen an. Die Gewerkschaft verwies dabei auf die äußerst problematische Situation der Beschäftigten, die vor allem durch Missmanagement verursacht worden sei. Ver.di setzt sich für eine Gehaltserhöhung um 9.5 Prozent für die betroffenen Personalgruppen ein, mindestens aber für eine monatliche Erhöhung von 350 Euro, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten soll der Stundenlohn dann mindestens 13 Euro betragen. Außerdem geht es der Gewerkschaft um die Vereinbarung eines tariflichen Abstandes zur Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro.