Druckartikel: Fast verdoppelt: Zahl der Insolvenzen in Bayern auf Rekordhoch - staatliche Hilfen "schuld"?

Fast verdoppelt: Zahl der Insolvenzen in Bayern auf Rekordhoch - staatliche Hilfen "schuld"?


Autor: Robert Wagner

Bayern, Donnerstag, 10. Oktober 2024

Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist nach einer kurzen Entspannungsphase im Frühjahr jetzt wieder angestiegen. Vor allem in Bayern wirkt die Lage beunruhigend. Das hat laut Wirtschaftsforschern einen eher überraschenden Grund.


Die Zahl der Firmenpleiten ist nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in ganz Deutschland auf einen Rekordwert gestiegen. Im dritten Quartal 2024 habe die Zahl der Insolvenzen so hoch gelegen wie in keinem anderen Quartal seit 2010.

Besonders betroffen sind die großen und wirtschaftsstarken Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 sei der Anstieg der Insolvenzen in den großen Bundesländern Bayern (+56 Prozent) und Baden-Württemberg (+42 Prozent) am stärksten gewesen.

Insolvenzen auf Rekordhoch - Bayern besonders betroffen

In Bayern stieg die Zahl der Insolvenzen von 122 im September 2023 auf 210 im September 2024 - annähernd eine Verdopplung. Im September 2020 hatte die Zahl sogar bei nur 79 gelegen.

Im dritten Quartal 2024 sei deutschlandweit mit 3.991 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ein Höchstwert der vergangenen 14 Jahre verzeichnet worden. Zuletzt habe im zweiten Quartal 2010 mit 4.071 Insolvenzen der Wert höher gelegen. Damals habe noch die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 nachgewirkt, heißt es in einer Mitteilung des IWH. 

Doch warum schnellen die Insolvenzzahlen so in die Höhe? Hier kommen laut den Experten zwei Dinge zusammen: Zum einen die aktuelle Schwächephase der deutschen Wirtschaft. In ihrer aktuellen Konjunkturprognose hatte die Ampel zuletzt ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt vermeldet. Zwar liegt dies "nur" bei 0,2 Prozent - es ist aber das zweite Jahr in Folge, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland zurückgeht,

Auswirkungen der Corona-Pandemie?

Paradoxerweise spielen laut Wirtschaftsexperten aber auch staatliche Unterstützungszahlungen eine Rolle bei den aktuell hohen Insolvenzzahlen. So handele es sich teils um "Nachholeffekte" aus der Corona-Pandemie, wie der Leiter der IWH-Insolvenzforschung, Steffen Müller, erklärte. Damals sei die Zahl der Insolvenzen durch staatliche Stützungsprogramme künstlich niedrig gehalten worden. Viele der damals gestützten Unternehmen gerieten jetzt in Schwierigkeiten. 

Bei den Branchen sei der Zuwachs der Insolvenzen im großen Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen mit 31 Prozent hoch gewesen. Kleinere Branchen, wie etwa das Grundstücks- oder Wohnungswesen, hätten mit 69 Prozent sogar einen noch größeren Anstieg verzeichnet. 

Für seine Studie wertet das Institut die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus. rowa/mit dpa