Druckartikel: Erste Supermärkte in Bayern schließen früher - Verband sieht Gefahr für Händler

Erste Supermärkte in Bayern schließen früher - Verband sieht Gefahr für Händler


Autor: Melina Mark

Bayern, Freitag, 04. November 2022

Auch Supermärkte versuchen, Energiekosten einzusparen. Einige Märkte in Niederbayern haben hierfür zu einer drastischen Maßnahme gegriffen und ihre Öffnungszeiten verkürzt. Obwohl es Kund*innen, sowie Mitarbeiter*innen positiv auffassen, sieht der Handelsverband Bayern diesen Schritt kritisch.
Der Verband sieht für Händler*innen eine reelle Gefahr.


Inzwischen haben mehrere Supermärkte in Bayern ihre Öffnungszeiten aufgrund der gesteigerten Kosten im Zuge der Energiekrise angepasst. Somit soll Energie gespart und die Mitarbeiter*innen entlastet werden - bei möglichst kleiner Gewinneinbuße. Der Handelsverband Bayern sieht diese Maßnahme kritisch und äußert Bedenken.

In Niederbayern schließen einige Supermärkte derzeit um 19 Uhr statt um 20 Uhr. Samstags ist schon ab 18 Uhr dicht. Bedenken, dass der Umsatz darunter leidet, hat Siegfried Oswald, Inhaber des Deggendorfer Edeka Marktes, nicht. In einem Gespräch mit dem BR erklärt er, dass die Stunde zwischen 19 Uhr und 20 Uhr für gewöhnlich die umsatzschwächste sei und statt 300 Kund*innen pro Stunde nur rund 100 zum Einkaufen kämen.

Positive Reaktionen auf Maßnahme: Niederbayern scheinen verständnisvoll

Laut BR reagierten Kund*innen vor Ort positiv und zeigten sich hinsichtlich der verkürzten Öffnungszeiten verständnisvoll. Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern glaubt allerdings, dass nicht viele andere Supermärkte nachziehen werden - aus Angst, ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit zu senken und Kunden an die Konkurrenz zu verlieren.

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"Es besteht überhaupt keine Gefahr, dass die Kunden in Bayern jetzt überall vor verschlossenen Türen stehen und sie ihre Einkäufe nicht mehr tätigen können." Zu groß sei vielerorts die Gefahr, dass die Kundschaft ansonsten zur Konkurrenz wechsle. "Wenn's ganz blöd läuft, kaufen die Kunden eben später im Onlinehandel ein", sagt Ohlmann und rückt die verkürzten Öffnungszeiten in ein kritisches Licht.

Ohlmann führt geänderte Öffnungszeiten in den meisten Fällen auf ein anderes tiefliegendes Problem zurück: Personalmangel. Besonders die Frischetheken in den Läden seien spärlich besetzt und können teilweise mehrere Stunden vor Ladenschluss nicht mehr betrieben werden. "An allen Ecken und Ende fehlen die Mitarbeiter".

Auch Mitarbeitende sind zufrieden mit den Änderungen

Mitarbeiter*innen in Deggendorf nehmen die geänderten Öffnungszeiten positiv wahr. Eine Mitarbeiterin berichtete dem BR, dass sie so am Abendessen mit der Familie teilnehmen könne und ihre Liebsten häufiger und länger vor der Bettzeit zu Gesicht bekomme. Ihre Spätschicht beginne nun eine Stunde früher und ende auch eine Stunde früher. Marktleiter Oswald profitiert ebenfalls von dieser Maßnahme, da ihm zur Stoßzeit am Mittag eine größere Besetzung zur Verfügung steht und das zur Entlastung aller Mitarbeitenden führt.

Der Markt in Deggendorf ist nicht der einzige, dessen Öffnungszeiten reduziert wurden. Oswald verkürzte auch die Ladenschlusszeiten in einem weiteren seiner Märkte - in Kirchberg. In der Region Niederbayern zogen einige Supermärkte nach, die ebenfalls privat geführt werden. Ein Nachziehen von größeren Supermarktketten, wie Kaufland, Rewe oder Penny, halte Oswald für unwahrscheinlich.

Besagte große Unternehmen bestätigten, dass sie keine verkürzten Öffnungszeiten in Planung haben, da die eingesparten Kosten zu geringfügig seien. Der Handelsverband Bayern erklärte, dass schließlich Kühltruhen - die für die Hälfte des Energieverbrauchs eines Markes verantwortlich seien - dauerhaft betrieben werden müssen, um die verderblichen Lebensmittel zu kühlen.

Unbemerkt Energiesparen: Für Verband die elegantere Variante

Zudem sollten Unternehmer*innen sich darum bemühen, Energiesparmaßnahmen vorzunehmen, die Kund*innen kaum oder gar nicht wahrnehmen. Etwas weniger Beleuchtung, oder Rolltreppen, die nicht im Dauerbetrieb laufen, seien gute Möglichkeiten. Eine Reduzierung der Öffnungszeiten sei laut Verband das drastischste Mittel, das weniger verständnisvolle Kund*innen abschrecken könnte.