Neu-Ulm: Ermittlungen gegen Polizist und Behördenmitarbeiterin - Vorwürfe wiegen schwer
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Neu-Ulm, Montag, 02. Juni 2025
Eigentlich ging es um Drogenermittlungen ausgerechnet bei der Polizei selbst. Dann stießen die Ermittler auf weitere Vorwürfe - und eine Reihe weiterer Beschuldigte.
Das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) und die Polizei ermittelt wegen verschiedener Straftaten gegen einen möglicherweise korrupten Polizeibeamten aus Schwaben und ein Dutzend weitere Verdächtige. Wie das BLKA mitteilte, stehe der Beamte des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten wegen des Verdachts des Handels mit Betäubungsmitteln, des Verdachts der Bestechung und des Verdachts der Anstiftung zum Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse im Fokus der Untersuchung. Zudem soll eine Mitarbeiterin des Landratsamtes Neu-Ulm in die Taten verwickelt gewesen sein.
In diesem Zusammenhang wurden am Montagmorgen (2. Juni 2025) ab 6 Uhr in einer koordinierten Aktion insgesamt 23 Objekte in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen durchsucht. Der Streifenpolizist sei vorläufig suspendiert worden, so das BLKA.
Verdacht des Drogenhandels gegen Polizisten
Bereits seit fast einem Jahr wird gegen den Beamten unter der Leitung der Staatsanwaltschaft in Memmingen ermittelt, da er mit Betäubungsmitteln handeln soll. Durch die Untersuchung kam zudem der Verdacht auf, dass er zusammen mit einer Labormitarbeiterin und einer leitenden Angestellten der Führerscheinstelle der Kreisbehörde in Neu-Ulm Dokumente manipuliert haben soll.
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Es ging demnach darum, dass Autofahrer, denen wegen Alkoholkonsums die Fahrerlaubnis entzogen worden war, einen sogenannten Abstinenznachweis vorlegen konnten. Auf diesem Weg sollte den Fahrern gegen die Zahlung von Geldbeträgen ermöglicht werden, den Führerschein zurückzuerhalten.
Bei der Razzia waren mehr als 100 Polizisten im Einsatz, auch vom Hessischen Landeskriminalamt. Darunter waren Spezialisten wie interne Ermittlungsbeamte, Finanzermittler, Wirtschaftsexperten und IT-Forensiker, berichtete das BLKA in München. "Das Hauptaugenmerk der Durchsuchungen galt der Beweissicherung in zahlreichen Objekten im Bereich Ulm und Neu-Ulm sowie der umliegenden Region."
Ermittlungen gegen insgesamt 13 Personen
Die Auswertung der sichergestellten Gegenstände und die weiteren Untersuchungen würden nun einige Zeit in Anspruch nehmen, betonten die Ermittler. Insgesamt werde gegen 13 Personen ermittelt, insbesondere wegen des Verdachts der Bestechlichkeit. Bislang sei niemand festgenommen worden.
Eine Sprecherin des Landratsamtes in Neu-Ulm erklärte, dass sich die Behörde vorläufig nicht zu den Vorwürfen gegen die Mitarbeiterin äußern werde. Es handele sich um ein laufendes Verfahren, begründete dies die Pressesprecherin der Behörde. Es gilt die Unschuldsvermutung.