"Enteignung der Arbeitskraft": Söder-Vorschlag zur Wehrpflicht sorgt für Empörung
Autor: Antonia Kriegsmann
Deutschland, Mittwoch, 03. Januar 2024
CSU-Chef Markus Söder hat sich für die Rückkehr zur Wehrpflicht mit einer Dauer von mindestens sieben Monaten ausgesprochen. "Die Aussetzung war aus heutiger Sicht ein Fehler", sagte er. In den sozialen Medien schlägt dies hohe Wellen.
Die Bundeswehr leidet unter Personalmangel. Außerdem gibt es neue Bedrohungen für Deutschland - Gründe genug für CSU-Chef Söder, einen kontroversen Vorschlag zur Debatte zu stellen.
Er hat sich für die Rückkehr zur Wehrpflicht mit einer Dauer von mindestens sieben Monaten ausgesprochen. "Die Aussetzung war aus heutiger Sicht ein Fehler", sagte er der Bild am Sonntag. "Das Argument war damals, dass wir in Europa keine Bedrohung mehr haben. Das ist jetzt anders. Bei wachsender Bedrohungslage macht die Wiedereinführung der Wehrpflicht Sinn." Die Wiedereinführung gehe nicht über Nacht, räumte er ein. "Wir reden über eine Umsetzung in einem Zeitraum von frühestens fünf Jahren, um die notwendigen Strukturen anzupassen."
Söders Wehrpflicht-Vorschlag schlägt hohe Wellen: "Schikane und Sinnlosigkeit"
Söders X-Post hat viele Reaktionen hervorgerufen. Die meisten User stimmen Söder jedoch nicht zu. Ein Kommentar, welcher über 900 Likes bekommen hat, lautet: "Frage nicht, was du für dein Land tun kannst, sondern was dein Land für dich tun kann. Bevor hier irgendjemand eine Wehrpflicht ins Spiel bringt, sollte erstmal folgendes geschehen: Erhöhung Mindestlohn, Erbschaftssteuer-Reform, Mietendeckel, Bafög-Erhöhung, Einführung Klimageld."
Ein anderer User schreibt: "Ich war 1990 auch 12 Monate in einem Transport Bataillon im BMVg, nie mehr danach hatte ich dümmere Vorgesetzte, unsinnigere Aufgaben, mehr Schikane und Sinnlosigkeit in einem Job verspürt als dort." Auch dieser Kommentar erhielt mit über 400 Likes viel Zustimmung. "Herr Söder, wir haben kaum ausreichend Material und Leute, um die bestehenden Aufgaben sicherzustellen, für eine erneute Inkraftsetzung der Wehrpflicht fehlen noch dazu inzwischen die Kasernen. Wie will man ohne Ausbilder, Waffen- und Transportsysteme, Unterkünfte etc. diese realisieren?", fragt sich ein anderer.
Auch Politikerinnen und Politiker aus der FDP, den Grünen und der SPD kritisierten Söders Vorschlag. "Ich halte die Reaktivierung der Wehrpflicht für falsch: Die Bundeswehr benötigt gut ausgebildete Profis, die gewinnt man nicht mit Zwang", schreibt Bundesjustizminister Marco Buschmann auf X. Die Wehrpflicht verschärfe zudem den Arbeitskräftemangel für private Betriebe. "Die Enteignung der Arbeitskraft junger Menschen kann nur ultima ratio sein."