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Die meisten Unfälle passieren zu Hause


Autor: Irmtraud Fenn-Nebel

Bamberg, Montag, 04. November 2013

Nicht nur der Straßenverkehr ist gefährlich: Die meisten Menschen verunglücken im häuslichen Bereich. Hauptursache sind Stürze.
So lieber nicht Fenster putzen: Ein Sturz ist fast schon vorprogrammiert. Foto: Archiv/DBH


Alles voller Blut. Zerfetzte Gliedmaßen. Schreiende Menschen. Autotrümmer. Das sind Bilder, die sich durch die Veröffentlichungen in den Medien ins kollektive Bewusstsein eingegraben haben, manch einer hat sie vielleicht schon selbst erlebt oder war als Ersthelfer vor Ort. Aber nicht nur der Straßenverkehr ist gefährlich - die meisten Menschen verunglücken im häuslichen Bereich. Allein 2011 ereigneten sich in Deutschland 8,72 Millionen Unfälle.

Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), die im September die Statistik "Unfalltote und Unfallverletzte 2011 in Deutschland" veröffentlicht hat. Eine einheitliche Erfassung aller Unfälle in Deutschland gibt es zwar nicht, es liegen aber für verschiedene Lebensbereiche - Arbeit und Schule, Verkehr, Heim und Freizeit, tödliche Unfälle - Statistiken zu Unfallzahlen vor. In die Berechnungen der BAuA fließen deshalb die Arbeits- bzw. Schulunfallstatistiken der gesetzlichen Unfallversicherungen ein, die Verkehrsunfallstatistik und Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes sowie Datensätze des Robert Koch-Instituts.

Statistik 2011: 8,72 Millionen Unfälle

Anhand dieser Erhebungen veröffentlicht die BAuA für 2011 einen "ungefähren quantitativen Überblick" über das Unfallgeschehen in Deutschland. Zunächst die Todesursachenstatistik: Sie weist 20 406 Unfalltote auf. 15 664 Menschen starben bei Unfällen in der Freizeit oder im häuslichen Bereich. 4197 Personen kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Für 534 Beschäftigte endete ein Arbeitsunfall, für elf Schüler ein Schülerunfall tödlich.

Um die Zahl der Unfallverletzungen abzuschätzen, nutzte das BAuA unter anderem Befragungsdaten des Robert-Koch-Instituts. Demnach gab es 2011 etwa 8,72 Millionen Unfälle mit Verletzungen in Deutschland. Das heißt: Im Durchschnitt erlitt etwa jeder zehnte Einwohner einen Unfall. Etwa 1,4 Millionen ereigneten sich im schulischen Bereich, über eine Million bei der Arbeit. Hinzu kommen etwa 400 000 Verletzte bei Verkehrsunfällen.

Fensterputz mit Folgen

Den ersten Platz nehmen aber mit rund 5,9 Millionen Unfällen der häusliche und der Freizeitbereich ein. Mit 80 Prozent sind Stürze die Hauptursache für Unfälle im Haushalt. Weil man sich im vertrauten Umfeld bewegt, achtet man nicht so genau auf die Umgebung oder denkt, zu Hause kann nichts passieren. Also fix auf einen Stuhl gestiegen zum Fensterputzen, schnell mit dem Wäschekorb die Treppe hinuntergehuscht - und schon ist es passiert: Verstauchungen, Bänderrisse, Knochenbrüche. Außer Stürzen und Ausrutschen sind Schnittwunden, Verbrennungen und Stromunfälle Ursachen für Unfälle im Haushalt, im Freizeitbereich kommen Stürze vom Fahrrad oder mit Sportgeräten hinzu.

Stürze sind übrigens auch im Kindesalter mit rund 50 Prozent die häufigste Unfallursache. Die Gefahrenquellen sind aber auch vielfältig: Hochbett, Treppe, Klettern, Sport... Häufigste Todesursache ist im ersten Lebensjahr Ersticken, im Kleinkinderalter das Ertrinken. Schulkinder erleiden am häufigsten Verkehrsunfälle. An Unfällen durch Verbrühungen und Verbrennungen hat die Gruppe der Kleinkinder unter fünf Jahren einen besonders hohen Anteil.