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Corona-Patientin versehentlich für tot erklärt - tragische Verwechslung in bayerischer Klinik


Autor: Dunja Neupert-Kalb

München, Donnerstag, 30. April 2020

Aufgrund einer Verwechslung wurde eine Frau aus Bayern versehentlich für tot erklärt. Zwei Tage lang lebten der elfjährige Sohn der Frau sowie deren Schwester im Glauben, die Patientin sei in einer Münchner Klinik am Coronavirus verstorben.
In einer Münchner Klinik kam es zu einer tragischen Verwechslung. Symbolfoto.


Für die Angehörigen einer Corona-Patientin war es der absolute Horror. Zwei Tage lang wurden eine Frau aus Unterhaching und ihr elfjähriger Neffe im Glauben gelassen, dass ihre Schwester beziehungsweise Mutter an einer Infektion mit dem Coronavirus verstorben sei. Doch am Ende war alles eine tragische Verwechslung. 

Im Interview mit dem Radiosender Bayern 3 erzählte die Frau aus Unterhaching am Donnerstag (30. April 2020) von der unglaublichen Geschichte in der sowieso schon schwierigen Zeit. Ihre Schwester hatte sich bei der Arbeit in einem Seniorenheim mit dem Coronavirus infiziert. Aufgrund ihres schlechten Zustandes wurde die Frau schließlich am Wochenende vor Ostern auf die Intensivstation einer Münchner Klinik eingeliefert. Dort musste sie auch beatmet werden. 

Anruf, dass Schwester tot sei

Nachdem sich die Schwester der Patientin telefonisch nach deren Gesundheitszustand erkundigt hatte und ihr seitens der Klinik gesagt wurde, dass es der Patientin den Umständen entsprechend gut ginge, erhielt die Frau aus Unterhaching einen erneuten Anruf. Etwa drei Stunden später meldete sich das Geburten- und Sterbebüro der Klinik bei ihr. Der Schock saß tief: Ihre Schwester sei gestorben, hieß es. 

Umgehend informierte die Frau ihren elfjährigen Neffen darüber, dass seine Mutter gestorben ist. "Der ist natürlich in Tränen ausgebrochen. Wie will man einem Elfjährigen so etwas schonend beibringen? Es gibt ja nichts Schlimmeres für ein Kind als so eine Nachricht", erzählte die Frau im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. 

Zwei Tage später sollte sie die Sachen ihrer Schwester in der Klinik abholen. Diese waren bereits in einer Tüte zusammengepackt. Darin befand sich auch ein Foto ihres Neffen. Die Frau nahm die Sachen mit und ging Einkaufen, als das Telefon klingelte. Es war noch einmal die Klinik.

"Es gab da eine Verwechslung"

Im Interview mit Bayern 3 schildert die Frau aus Unterhaching, wie das Telefonat begann: "Bitte regen Sie sich jetzt nicht auf. Setzen Sie sich am besten. Es gab da eine Verwechslung. Ihre Schwester ist gar nicht verstorben. Es geht ihr gut soweit." Welch dramatische Wendung.

Im ersten Moment war die Frau zwar "wahnsinnig erleichtert" über die Situation, aber so richtig glauben konnte sie es auch nicht. Arbeitgeber der "Verstorbenen" sowie Bestatter und natürlich die ganze Familie der Frau waren bereits informiert. Eine Extremsituation. Vor allem für den elfjährigen Sohn der mutmaßlich "Verstorbenen".  Alle Hoffnung der Angehörigen lag nun darauf, dass die Patientin ihre Corona-Infektion wirklich überleben würde. "Sie war ja noch nicht über den Berg", heißt es im Radiointerview.

Wie konnte das passieren?

Nach zwei Wochen Intensivstation befindet sich die Corona-Patientin noch immer im Krankenhaus. Allerdings erholt sich die Frau glücklicherweise jeden Tag ein bisschen mehr, wie ihre Schwester erzählt. Über allem schwebt jetzt natürlich die Frage, wie so eine Verwechslung überhaupt passieren kann. Da die Frau aus Unterhaching selbst in einer Klinik arbeitet, weiß sie, dass überall, wo Menschen arbeiten, auch Fehler passieren können. "Es dürfte aber nicht passieren", betont sie. 

Auf eine schriftliche Anfrage des Bayerischen Rundfunks antwortete die Münchner Klinik: "Wir bedauern diese tragische Verwechslung außerordentlich. Der behandelnde Chefarzt steht persönlich mit den Angehörigen in Kontakt. Es handelt sich dabei um einen menschlichen Fehler im Verwaltungsablauf."