"Held" von Schrobenhausen: 50-Jähriger fährt brennenden Tanklaster aus Stadt - nun wird er angeklagt
Autor: Redaktion
Schrobenhausen, Freitag, 23. Februar 2018
Tausende Liter Treibstoff drohen zu explodieren, selbstlos fährt er das brennende Gefährt aus Schrobenhausen. Er galt als Held - doch nun wird er angeklagt.
Einst wurde er als Held gefeiert, nun muss ein 50 Jahre alter Tanklastzugfahrer mit einem Gerichtsverfahren rechnen. "Der Mann hat durchaus Mut bewiesen", hatte Polizeisprecher Andreas Aichele einen Tag nach der Beinahe-Katastrophe gesagt. Die Stadt Schrobenhausen wollte ihm sogar eine Dankesfeier ausrichten. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen des Verdachts der Brandstiftung und Sachbeschädigung erhoben.
Rückblick: Am 17. Juli 2017 bemerkt der 50-jährige Lkw-Fahrer mitten im oberbayerischen Schrobenhausen Flammen an seinem Tanklaster. 34 000 Liter Benzin und Diesel sind in dem Tank - es droht eine Katastrophe.
"Ich sitze in einem Tanklastzug, der brennt"
Der Mann ignorierte die Gefahr, setzte sich wieder ans Steuer und rief die Polizei an. "Ich sitze in einem Tanklastzug, der brennt", habe der Fahrer gesagt und sich dann von einem Beamten in der Ingolstädter Einsatzzentrale über Handy an den Stadtrand lotsen lassen, so Polizeisprecher Aichele. Erst dort hielt er an. "Durch das Gebiet zog sich eine Gummi- und Aluminiumspur", erläuterte Aichele zum Fahrtweg des Lasters mit geplatztem Reifen. 100 alarmierte Helfer der Feuerwehr konnten den Tankzug schließlich kühlen.
Der Fall des Helden
Nun wird dem Held von einst also Brandstiftung und Sachbeschädigung zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt wirft dem Fernfahrer vor, gegen Mittag des 17. Juli 2017 die Fahrt mit dem Tanklastzug nach einem Halt an der B13 in der Nähe der Gemeinde Oberstimm in Richtung Schrobenhausen fortgesetzt zu haben, obwohl ihm die durch ein defektes Radlager ausgelöste erhebliche Qualmentwicklung an einer der Achsen des Aufliegers aufgefallen war.
Die Ermittlungen ergaben weiter, dass es ab Höhe der Ortschaft Mühlried schließlich zur offenen Flammenbildung im hinteren Bereich des Aufliegers kam und damit Explosionsgefahr bestand. Viel zu lange habe der Mann also nicht reagiert: Etwa 25 Kilometer sei der Mann mit dem defekten Tanklaster weitergefahren. Erst als es bei Schrobenhausen "zur offenen Flammenbildung im hinteren Bereich des Aufliegers kam und damit Explosionsgefahr bestand" habe der Fahrer reagiert.
Das Schöffengericht des Amtsgerichts Pfaffenhofen wird nunmehr über die Zulassung der Anklage und über die Eröffnung des Hauptverfahrens zu entscheiden haben. rowa/dpa