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München: 23 Polizeiautos abgebrannt - "Serie politisch motivierter Straftaten"?


Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa

München, Montag, 27. Januar 2025

23 Einsatzfahrzeuge gingen am Wochenende vor einer Münchner Polizeiinspektion in Flammen auf - Ersatz könnte nun aus dem Ausland kommen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) spricht von "terroristische Grundzügen".
Ausgebrannte Wracks von Polizeifahrzeugen stehen auf dem Parkplatz einer Polizeiinspektion. 23 Dienstfahrzeuge haben in einer Nacht vor einer Polizeiinspektion in München gebrannt. Das Gebäude der sogenannten Polizeiinspektion Diensthundestaffel im Stadtteil Untermenzing sowie die dazugehörigen Hundezwinger waren aktuellen Erkenntnissen nach nicht von dem Brand betroffen.


Update vom 27.01.2025: Generalstaatsanwalt ermittelt nach Brand von Polizeiautos

Die Generalstaatsanwaltschaft München hat die Ermittlungen zu dem Feuer von 23 Polizeifahrzeugen vor einer Polizeiinspektion in München übernommen. Es bestehe der Verdacht, "dass diese Tat einer Serie politisch motivierter Straftaten zuzurechnen ist", teilte der Generalstaatsanwalt in München mit.

"Bereits seit mehr als einem Jahr führt die Generalstaatsanwaltschaft München, Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus federführend gemeinsam mit einer Ermittlungsgruppe des Polizeipräsidiums München (EG Raute) Ermittlungen wegen einer Serie mutmaßlicher Brandstiftungen im Stadtgebiet und Landkreis München", hieß es weiter. Hierbei seien unter anderem Brände auf Baustellen und an Baufahrzeugen gelegt worden. "Teilweise sind die Ziele der Brandstiftungen, wie Einrichtungen der Energieversorgung, Kommunikationsanlagen oder Bahnstrecken, der kritischen Infrastruktur zuzuordnen."

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In der Nacht von Freitag auf Samstag (24./25. Januar 2025) wurden auf dem Parkplatz der Polizeiinspektion Diensthundestaffel München 23 Dienstfahrzeuge mit Umbauten für die Diensthunde in Brand gesetzt. Menschen oder Tiere kamen dabei zwar nicht zu Schaden, "es entstand allerdings ein hoher Sachschaden, der auf circa zwei Millionen Euro geschätzt wird", so der Generalstaatsanwalt.

Spezialfahrzeuge aus dem Ausland als Hilfe angeboten

Derzeit ist nach Polizeiangaben unklar, wie viele Spezialfahrzeuge für Polizeihunde es nach der Zerstörung der Flotte überhaupt noch in München gibt. Das seien allenfalls einzelne, hieß es. Aus dem Ausland gibt es inzwischen Hilfsangebote, so hat Österreich etwa Ersatz in Aussicht gestellt, sagte der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel.

Nachdem die Autos in Flammen aufgegangen sind, vermuten die Ermittler wenige Wochen vor Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz Brandstiftung. "Aus meiner Sicht hat das schon terroristische Grundzüge", hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gesagt. Die Münchner Polizei wollte sich da nicht festlegen.

Es gebe kein glaubwürdiges Bekennerschreiben, hieß es am Montag. Ein politischer Zusammenhang sei durchaus anzunehmen, es gebe aber auch noch andere Möglichkeiten. Der Staatsschutz ermittle deshalb in alle Richtungen.

Immer wieder verdächtige Brände im Raum München

In den vergangenen Jahren hatte es in und um München immer wieder verdächtige Brände gegeben, bei denen die Ermittler Brandstiftung und einen politischen Hintergrund nicht ausschlossen. Ob ein Zusammenhang besteht, wird nun geprüft. Mit den vielen verschiedenen Fällen in den vergangenen Jahren seien inzwischen Beamte im dreistelligen Bereich befasst gewesen, hieß es aus dem Münchner Polizeipräsidium.

Ursprungsmeldung vom 26.01.2025:  23 Polizeiautos vor Wache abgebrannt - Oberbürgermeister "entsetzt"

Nach dem Brand von 23 Polizeifahrzeugen in der Nacht auf Samstag (25. Januar 2025) vor einer Polizeiwache in München vermutet Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen "Brandanschlag". "Aus meiner Sicht hat das schon terroristische Grundzüge", äußerte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist eine gravierende Straftat, die gezielt jene trifft, die täglich rund um die Uhr im Dienst für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger stehen."

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) spricht von einem "Angriff auf unsere Demokratie" und zeigt sich "entsetzt". Seinen Informationen zufolge "wird vermutet, dass es sich um einen politisch motivierten Anschlag aus dem linksextremen Lager handelt".

Nach dem Feuer, das die Einsatzfahrzeuge völlig zerstörte, hat der Staatsschutz der Münchner Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen. Bereits in der Nacht durchkämmten 50 Polizeibeamte das Umfeld des Brandorts an der etwas abgelegenen Polizeiwache der Diensthundestaffel.

"Angriff auf unsere Demokratie": Keine Verletzte - Polizei sucht Zeugen

"In jedem Fall muss alles unternommen werden, um die Brandstifter zu ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen", erklärte Reiter. "Die Polizei arbeitet unermüdlich daran, unsere Sicherheit zu gewährleisten. Angriffe auf unsere Sicherheitskräfte sind ein Angriff auf unsere Demokratie".

Er habe dem Münchner Polizeipräsidenten Thomas Hampel angeboten, ihm einige Fahrzeuge der Feuerwehr vorübergehend zu überlassen, so Reiter weiter und betonte: "Wir in München halten zusammen gegen Chaoten jeglicher Art".

Laut einer Polizeisprecherin befanden sich zur Brandzeit keine Hunde in den Zwingern. Es wurden weder Menschen noch Tiere verletzt. Allerdings entstand ein erheblicher Schaden, den die Polizei zunächst noch nicht bezifferte. Um die Ursachen zu klären, sucht die Polizei nach Zeugen, die im Stadtteil Untermenzing etwas Auffälliges bemerkt haben.

Immer wieder mysteriöse Brände in München

Wie die Feuerwehr berichtete, ging in der Nacht gegen 2.40 Uhr der erste Notruf ein. Ein Anrufer meldete ein Feuer in der Polizeidienststelle und mehrere Explosionsgeräusche. Als die Feuerwehr eintraf, "standen die 23 Fahrzeuge bereits in Vollbrand". Den Angaben nach dauerte es 45 Minuten, bis die 45 Einsatzkräfte das Feuer gelöscht hatten. Durch die enorme Hitze wurde auch das Dienstgebäude in Mitleidenschaft gezogen. Dabei platzte die äußere Verglasung an mehreren Fenstern.

In den letzten Jahren hatte es in und um München immer wieder mysteriöse Brände gegeben, bei denen die Ermittler Brandstiftung und einen politischen Hintergrund nicht ausschlossen. Ob ein Zusammenhang besteht, war zunächst unklar.

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