Bereits im November 2022 war Boateng eine Aussage vom Berliner Landgericht untersagt worden. Das aktuelle Urteil zu den fünf weiteren Äußerungen ist noch nicht rechtskräftig, doch ließ das Gericht keine Revision zu. Die Mutter könnte jedoch Beschwerde beim Bundesgerichtshof einlegen.
Boatengs Äußerungen nicht "derart schwerwiegend"
In dem Interview sprach Boateng unter anderem über Konflikte in der Beziehung. Lenhardt war 2012 Finalistin bei "Germany's Next Topmodel" und später mit Boateng liiert. Das Interview erschien kurz nach der Trennung des Paares. Im Februar 2021 gab ihre Familie über einen Anwalt bekannt, dass Kasia Lenhardt tot sei. Die Berliner Polizei bestätigte damals einen Einsatz bei einer leblosen Person, bei der es keine Anzeichen für Fremdeinwirkung gebe.
Richter Oliver Elzer sagte, der Mutter sei es auch nach dem Tod ihrer Tochter um deren "Achtungsanspruch" gegangen. Die beanstandeten Äußerungen von Boateng könnten zwar "verletzend" sein, seien aber nicht "derart schwerwiegend" und "nicht derart grob verletzend", dass sie verboten werden müssten und der Anspruch der Mutter berechtigt sei.
Das Gericht erläuterte: "Für eine Verletzung des postmortalen Achtungsanspruchs müsse eine Verletzung der Menschenwürde vorliegen." Die beanstandeten Äußerungen enthielten jedoch keine solchen Erniedrigungen oder Herabwürdigungen der Verstorbenen und verletzten nicht ihre Menschenwürde. Die Mutter hatte argumentiert, dass Boatengs Aussagen das Lebensbild ihrer Tochter verfälschten. "Ihr geht es darum, Äußerungen über ihre verstorbene Tochter, die Unwahrheiten beinhalten, zu unterbinden", erklärte ihr Rechtsanwalt Markus Hennig in der mündlichen Verhandlung vor einigen Wochen.
Boateng entschuldigt sich
Boatengs Sprecher Thomas Knipp sagte nach dem Urteil, man begrüße die Entscheidung, weil nun Ruhe in den Rechtsstreit einkehre. Boateng wisse, dass das Interview ein großer Fehler gewesen sei, den er bedauere und für den er sich entschuldige. Boatengs Anwältin Stephanie Vendt hatte zuvor vor Gericht erklärt, der Fußballspieler beabsichtige nicht, die Äußerungen zu wiederholen.
Richter Elzer betonte in der mündlichen Verhandlung, dass es nicht um Schuld und Unschuld gehe oder darum, wer was getan habe, sondern um die Frage, wie weit man sich in der Öffentlichkeit über andere äußern dürfe - insbesondere unter der Besonderheit, dass die betroffene Person in diesem Fall kurz nach den Äußerungen gestorben sei.
Das Gericht hatte einen Vergleich vorgeschlagen, dem zufolge Boateng eine Unterlassungserklärung hätte abgeben und die Klägerin dafür die Kosten des aktuellen Verfahrens übernehmen müssen. Diese Einigung kam jedoch nicht zustande.
Jüngst hatte ein Strafprozess gegen Boateng für Schlagzeilen gesorgt. Das Landgericht München verwarnte ihn wegen vorsätzlicher Körperverletzung und verhängte eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 5.000 Euro unter Vorbehalt. Ähnlich einer Freiheitsstrafe auf Bewährung muss der 35-Jährige diese 200.000 Euro nur zahlen, sollte er gegen seine Auflagen verstoßen. Die Münchner Staatsanwaltschaft akzeptiert das Urteil allerdings nicht und hat Revision eingelegt.
Update vom 08.08.2024: Klage gegen Boateng - Gericht schlägt Vergleich vor
Im Konflikt um die Äußerungen von Jérôme Boateng über seine frühere Partnerin Kasia Lenhardt drängt das Berliner Kammergericht nun auf eine einvernehmliche Lösung. Der vorsitzende Richter Oliver Elzer schlug während der mündlichen Verhandlung im Berufungsprozess einen Vergleich vor: Boateng solle eine Unterlassungserklärung abgeben, während die Klägerin die Kosten des Verfahrens tragen müsste.
Die Anwälte reagierten zunächst zögerlich, erklärten jedoch, dass sie das Gespräch mit ihren Mandanten suchen würden. Sollte in den kommenden Wochen kein Vergleich erzielt werden, wird das Gericht ein Urteil fällen.
In zweiter Instanz behandelt das Gericht eine Unterlassungsklage der Mutter des Models, das im Februar 2021 sieben Tage nach der Veröffentlichung eines Interviews starb. Das Berliner Landgericht hatte Boateng im November 2022 eine Äußerung untersagt. Der Mutter geht es jedoch um fünf weitere Aussagen. "Ihr geht es darum, Äußerungen über ihre verstorbene Tochter, die Unwahrheiten beinhalten, zu unterbinden", so Rechtsanwalt Markus Hennig.
Boateng laut Verteidigung zu Vergleich bereit
In dem Interview sprach Boateng unter anderem über Konflikte in der Beziehung. Die Klägerin argumentiert, dass seine Aussagen das Ansehen ihrer Tochter verfälschen.
Boatengs Anwältin Stephanie Vendt erklärte erneut vor Gericht, der Fußballspieler bereue das Interview und beabsichtige nicht, die Äußerungen zu wiederholen. Man sei grundsätzlich zu einem Vergleich bereit, erklärte die Anwältin.
Umstritten ist jedoch, wie weit dieser Vergleich gehen sollte. Aus Sicht der Klägerseite ist er nur akzeptabel, wenn Boateng eine sogenannte strafbewehrte Unterlassungserklärung abgibt. Das bedeutet: Hält sich Boateng nicht daran, müsste er eine Strafe zahlen. Das Gericht könnte sich eine Summe von 25.000 Euro vorstellen, wie Richter Elzer anführte.
Gericht äußert Zweifel am Erfolg der Klage
Boatengs Anwältin ist skeptisch gegenüber einer so weitreichenden Erklärung und sieht wenig Gründe dafür. Das Gericht äußerte in der Verhandlung Zweifel am Erfolg der Klage. Hintergrund ist das postmortale Persönlichkeitsrecht.
Um dieses nach dem Tod durchzusetzen, seien gemäß bisheriger Rechtsprechung "grobe Verletzungen" der Würde betroffener Personen erforderlich. "Hier äußert sich ein Mann böse über seine Ex-Freundin. Das ist verletzend", urteilt Richter Elzer. Der Senat ist jedoch aktuell der Meinung, dass dieses Maß an grober Verletzung nicht erreicht sei.
"Die bisherige Rechtsprechung trägt dem digitalen Zeitalter nicht Rechnung", entgegnet Kläger-Anwalt Hennig. Derzeit seien die Hürden für Hinterbliebene höher als für Betroffene zu Lebzeiten.
Boateng-Sprecher bezeichnet Interview war ein "Riesen-Fehler"
Lenhardt war 2012 Finalistin bei "Germany's Next Topmodel" und zuletzt mit Boateng liiert. Kurz bevor sein Interview erschien, hatte sich das Paar getrennt. Am 9. Februar 2021 gab ihre Familie über einen Anwalt bekannt, dass Kasia Lenhardt tot sei. Die Polizei in Berlin bestätigte einen Einsatz, bei dem eine leblose Person gefunden wurde. Es gebe keine Anzeichen für Fremdeinwirkung, hieß es damals.
Der Sprecher des Profisportlers, Thomas Knipp, erklärte nach der Verhandlung, Boateng wisse, dass das Interview ein "Riesen-Fehler" gewesen sei. Es sei vor dem Hintergrund eines Sorgerechtsstreits entstanden. Der 35-Jährige habe sich bei der Familie entschuldigt. "Es geht der Familie ganz offenbar um eine Aufarbeitung. Doch dafür ist der Gerichtssaal nicht der richtige Platz."
Zuletzt sorgte ein Strafprozess gegen Boateng für Schlagzeilen. Das Landgericht München I verwarnte ihn wegen vorsätzlicher Körperverletzung und setzte eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu jeweils 5000 Euro zur Bewährung aus. Ähnlich wie bei einer Freiheitsstrafe auf Bewährung muss der 35-Jährige diese 200.000 Euro nur zahlen, sollte er gegen seine Auflagen verstoßen. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat gegen das Urteil jedoch Revision eingelegt.
Update vom 19.07.2024, 11.45 Uhr: Urteil gefallen - Boateng verwarnt und mit Geldstrafe unter Vorbehalt
Das Landgericht München I hat den früheren Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng wegen vorsätzlicherKörperverletzung nur verwarnt. Es verhängte eine Geldstrafe unter Vorbehalt von 40 Tagessätzen zu je 5000 Euro. Ähnlich wie bei einer Freiheitsstrafe auf Bewährung muss Boateng diese 200.000 Euro nur zahlen, sollte er sich noch einmal etwas zuschulden kommen lassen.
Das Gericht kam zu dem Schluss, "dass von dem Vorwurf des notorischen Frauenschlägers nichts übrig geblieben ist", wie es die Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich formulierte. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldstrafe in Höhe von 1,12 Millionen Euro gefordert, die Verteidigung sich dagegen höchstens für eine "moderate Geldstrafe" wegen fahrlässiger Körperverletzung oder die Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldauflage ausgesprochen.
Boateng hat bestritten, seine frühere Partnerin 2018 in dem gemeinsamen Urlaub geschlagen und mit einem Windlicht und einer Kühltasche beworfen zu haben. Er sprach am ersten Verhandlungstag von einem "Alptraum", sein Anwalt in seinem Plädoyer von einem "erfundenen Narrativ des Frauenschlägers", einer "für beide Seiten erwartbaren Rangelei" und wechselseitiger Körperverletzung. Boateng habe seine Ex-Freundin weggestoßen, sie ihn an der Lippe verletzt.
Die Anwältin von Boatengs Ex-Freundin, die ihm Gewalt vorwirft, sagte dagegen: "Es ist ein echter David-gegen-Goliath-Kampf." Boateng zeige "kein Unrechtsbewusstsein". Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Club US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich lange hin. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil unter anderem wegen durchgehender Rechtsfehler - darum wurde der Fall vor dem Landgericht München I erneut aufgerollt.
Update vom 19.07.2024, 7.20 Uhr: Prozess gegen Boateng - Urteil erwartet
Im Prozess gegen den früheren Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng wird am Freitag (19. Juli 2024) um 11 Uhr das Urteil erwartet. Die Staatsanwaltschaft fordert wegen eines mutmaßlichen Angriffs auf seine Ex-Partnerin eine Geldstrafe in Höhe von 1,12 Millionen Euro für den 35-jährigen Fußball-Star. Die Verteidigung spricht sich dagegen höchstens für eine "moderate Geldstrafe" wegen fahrlässiger Körperverletzung oder die Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldauflage aus.
Boateng hat bestritten, seine frühere Partnerin 2018 in einem gemeinsamen Karibik-Urlaub geschlagen und mit einem Windlicht und einer Kühltasche beworfen zu haben. Er sprach am ersten Verhandlungstag von einem "Alptraum", sein Anwalt in seinem Plädoyer von einem "erfundenen Narrativ des Frauenschlägers", einer "für beide Seiten erwartbaren Rangelei" und wechselseitiger Körperverletzung. Boateng habe seine Ex-Freundin weggestoßen, sie ihn an der Lippe verletzt.
Die Anwältin von Boatengs Ex-Freundin, die ihm Gewalt vorwirft, sagte dagegen: "Es ist ein echter David-gegen-Goliath-Kampf." Boateng zeige "kein Unrechtsbewusstsein". Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Club US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich lange hin. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil unter anderem wegen durchgehender Rechtsfehler - darum wurde es vor dem Landgericht München I erneut aufgerollt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
Update vom 05.07.2024: Einigungsvorschlag von Gericht gescheitert
Im Prozess gegen Fußball-Profi Jérôme Boateng sind Verhandlungen über ein schnelleres Ende des Verfahrens erneut gescheitert. Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage konnten sich nicht einigen, wie die Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich in der Verhandlung vor dem Landgericht München I sagte. Das Gericht hatte diesen Vorschlag unterbreitet und in einem Rechtsgespräch mit den Verfahrensbeteiligten diskutiert.
Damit könnte der Prozess sich jetzt noch länger hinziehen. Erst kürzlich hatte das Gericht zwei weitere Verhandlungstage angesetzt und nun kündigte die Nebenklage an, auch Boatengs Mutter als Zeugin hören zu wollen. Ob sie wirklich geladen wird, war zunächst unklar. Bereits zu Beginn des Prozesses hatte Richterin Hemmerich ein Rechtsgespräch angeregt, das aber ohne Ergebnis blieb.
Die Vorwürfe, um die es in dem langwierigen Verfahren geht, liegen Jahre zurück: Die Ex-Freundin von Boateng wirft ihm vor, sie 2018 in einem gemeinsamen Karibik-Urlaub attackiert zu haben. Sie gab an, der heute 35-Jährige habe ein Windlicht und eine Kühltasche nach ihr geworfen. Später habe er sie angespuckt, an den Haaren gezogen, mit beiden Händen ins Gesicht geschlagen und ihr in den Kopf gebissen.
Gewalt im Karibik-Urlaub? Boateng bestreitet Vorwürfe
Sie habe sich an den Glasscherben des zerbrochenen Windlichts geschnitten, Hämatome und Schürfwunden erlitten. Er habe ihr gedroht, er werde dafür sorgen, dass die gemeinsamen Kinder in ein Heim kommen, wenn sie ihn wegen des Vorfalls anzeigen sollte.
Boateng hatte die Vorwürfe bestritten. Er gab an, sich nur gegen einen Angriff seiner damaligen Partnerin gewehrt und sie weggeschubst zu haben. Für dieses Schubsen entschuldigte er sich. In seiner ausführlichen Einlassung vor Gericht hatte er von einem "Alptraum"gesprochen und Gewaltvorwürfe bestritten.
Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Club US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich lange hin. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Oberstes Landesgericht kassierte Urteil
Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 wegen eines Angriffs auf seine Ex-Freundin in einem Karibik-Urlaub in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10 000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil wegen durchgehender Rechtsfehler.
Update vom 21.06.2024: Ex-Freundin sagt erneut gegen Boateng aus - schwere Vorwürfe unter Tränen
Im Körperverletzungsprozess gegen Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng hat seine Ex-Partnerin erneut schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben. Er habe sie im gemeinsamen Karibik-Urlaub im Juli 2018 geschlagen, angespuckt, sie beleidigt und ihr in den Kopf gebissen, sagte die Frau am Freitag vor dem Landgericht München I. Außerdem habe er ein großes Windlicht und eine Kühltasche nach ihr geworfen. "Ich hab' geweint, richtig doll, ich hab' mich auch erschrocken", sagte die Frau. "Er hat weiter geschrien, hat weiter gewütet."
Sie habe sich an den Glasscherben des zerbrochenen Windlichts geschnitten, Hämatome und Schürfwunden erlitten. Er habe ihr gedroht, er werde dafür sorgen, dass die gemeinsamen Kinder in ein Heim kommen, wenn sie ihn wegen des Vorfalls anzeigen sollte. Als sie das sagte, brach die Frau im Gerichtssaal in Tränen aus, und die Sitzung wurde für ein paar Minuten unterbrochen. Noch aus dem Urlaub habe sie dann ihre Familienanwältin angerufen, eine Verletzung am Auge dokumentiert - und Boateng schließlich im Oktober angezeigt.
Boateng hatte die Vorwürfe, die die Mutter seiner Zwillingstöchter gegen ihn erhebt, am ersten Prozesstag vor einer Woche entschieden abgestritten. Er gab an, sich nur gegen einen Angriff seiner damaligen Partnerin gewehrt und sie weggeschubst zu haben. Sie habe ihn an der Lippe verletzt. Für dieses Schubsen entschuldigte er sich. In seiner ausführlichen Einlassung vor Gericht hatte er von einem "Alptraum" gesprochen und Gewaltvorwürfe bestritten.
Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein Gericht mit dem Vorfall in einem Karibik-Urlaub im Jahr 2018 befasst. Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Club US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich also schon lange hin. 2019 wurde Anklage erhoben, 2021 verhängte das Amtsgericht München eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil und der Prozess wurde ein weiteres Mal aufgerollt.
Update vom 20.06.2024: Familie von Boatengs toter Ex-Partnerin äußert scharfe Kritik
Die Familie von Jérôme Boatengs 2021 gestorbener Ex-Freundin Kasia Lenhardt sieht den Auftritt des Fußball-Stars vor Gericht in München kritisch. "Worte, die von Herzen kommen, muss man meiner Meinung nach nicht von Anwälten aufschreiben lassen und von einem Papier holprig ablesen", hieß es in einer Stellungnahme des Berliner Medienanwalts Markus Hennig im Namen der Familie Lenhardt. Boatengs Sprecher entgegnete: "Es entspricht der üblichen Praxis in einem Strafverfahren, dass ein Angeklagter seine Worte ordnet und im Zusammenhang vorträgt." Er ergänzte: "Daneben stand und steht Herr Boateng für eine vollumfängliche Befragung des Gerichtes zur Verfügung und beschränkt sich eben nicht aufs ablesen."
Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Boateng steht in einem Prozess um Körperverletzung in München vor Gericht. Eine andere frühere Lebensgefährtin wirft ihm vor, sie körperlich attackiert zu haben. Zu Beginn des Prozesses hatte sich Boateng in der vergangenen Woche mit einer langen Einlassung zu Wort gemeldet, in der er die Vorwürfe zurückwies und auch über Kasia Lenhardt sprach: "Aus Respekt vor Kasia, und aus Respekt vor ihrem Sohn und ihrer Familie habe ich mich seit ihrem Tod nicht öffentlich geäußert", sagte er.
Was er aber nicht mehr unwidersprochen akzeptiere, "sind die ganzen Lügen, Halbwahrheiten und falschen Verdächtigungen, die aus all dem und aus dem tragischen Tod von Kasia Lenhardt gestrickt wurden". Die Verhandlung um einen Vorfall im Karibikurlaub 2018 soll an diesem Freitag fortgesetzt werden. Dann ist auch Boatengs frühere Partnerin und Mutter seiner beiden Kinder, die als Nebenklägerin in dem Verfahren auftritt, als Zeugin geladen.
"Wenn Herr Boateng von "Respekt vor Kasia, ihrem Sohn und ihrer Familie" spricht, wie in der Presse zu lesen ist, dann fragt man sich", was er mit seinem Interview aus dem Februar 2021 habe bewirken wollen, sagte Hennig der Deutschen Presse-Agentur. "Genau dieses führte bekanntlich zu massivem Mobbing und Vorverurteilungen von Kasia Lenhardt."
Sprecher: Boateng bedauert das Interview
Boatengs Sprecher erklärte am Donnerstag, der Fußball-Weltmeister von 2014 bereue das Interview und habe das auch schon mehrfach gesagt. "Nach dem Tod von Frau Lenhardt hat er sich nicht mehr geäußert", betonte der Sprecher. Seit März 2021 habe Boateng der Familie seiner früheren Partnerin außerdem mehrfach persönliche Gespräche angeboten, diese Angebote seien aber nicht angenommen worden. Er warf Hennig vor, zu einer Vorverurteilung Boatengs beigetragen zu haben.
Rund eine Woche vor Lenhardts Tod hatte Boateng ein Zeitungsinterview gegeben, in dem er sich über die Beziehung zu ihr geäußert hatte. Die Mutter der bei ihrem Tod erst 25 Jahre alten Kasia Lenhardt verklagte Boateng auf Unterlassung. Das Landgericht Berlin entschied daraufhin, dass Boateng eine Äußerung über seine Ex-Partnerin untersagt wird, insgesamt ging es in dem Gerichtsverfahren um sechs Aussagen (Az.: 27 O 339/21). Die Mutter legte daraufhin Rechtsmittel ein; für den 1. August wurde der Termin für die Berufungsverhandlung vor dem Berliner Kammergericht festgesetzt, wie eine Justizsprecherin am Donnerstag mitteilte.
Anwalt: "Im Namen der Familie nicht einverstanden"
In dem Interview hatte Boateng unter anderem über Auseinandersetzungen in der Beziehung mit seiner Ex-Freundin gesprochen. Seine Aussagen verfälschten das Lebensbild von ihrer Tochter, argumentierte die Klägerin. Boatengs Anwältin hatte bereits in dem Prozess erklärt, der Fußballspieler bedauere das Interview.
Lenhardt war 2012 Finalistin bei "Germany's Next Topmodel" und später mit Boateng liiert. Kurz bevor dessen Interview erschien, hatte sich das Paar getrennt. Am 9. Februar 2021 gab ihre Familie über einen Anwalt bekannt, dass Kasia tot sei. Die Polizei in Berlin bestätigte damals einen Einsatz, bei dem eine leblose Person gefunden worden war. Es gebe keine Anzeichen für Fremdeinwirkung, hieß es.
"Spricht er von Herzen über Respekt, sollte er besser unverzüglich das Gerichtsverfahren mit der Familie beenden und sich verpflichten, alle furchtbaren und unwahren Behauptungen über Kasia Lenhardt nicht zu wiederholen", sagte Anwalt Hennig am Donnerstag. "Der Versuch Boatengs, Kasia Lenhardt auch nach ihrem Tod zur Blendung der Öffentlichkeit zu benutzen, verletzt die Familie der Verstorbenen erneut. Damit bin ich als Anwalt und im Namen der Familie nicht einverstanden." Boatengs Sprecher betonte dagegen: "In seiner Einlassung hat Herr Boateng nicht über Frau Lenhardt gesprochen, sondern lediglich festgestellt, dass er sie nicht tätlich angegriffen hat."
Update vom 14.06.2024, 17 Uhr: Boateng: "Ich möchte nicht weiter nur dabei zusehen"
Jérôme Boateng sieht ein wenig aus wie ein Schüler kurz vor einer sehr wichtigen Prüfung, als er am Freitag (14. Juni 2024) den Verhandlungssaal des Landgerichts München I betritt. Dunkler Anzug, weißes Hemd, seine Unterlagen hält er fest. Darauf steht, was er nach eigenen Angaben eigentlich gar nicht sagen wollte: sehr persönliche, teils intime Details aus seinem Familien- und Liebesleben. "Ich möchte nicht weiter nur dabei zusehen, wie mein Ruf und meine Zukunft mehr und mehr zerstört wird", sagt er.
Er habe "noch nie zuvor einen so tiefen Einblick in mein Privatleben gegeben", heißt es in der Erklärung, die er aus seinen Unterlagen abliest. "Ich wollte das und will das eigentlich nicht. Bei all dem geht es um höchst private und intime Dinge, die niemanden etwas angehen."
Bereits zum wiederholten Mal werden diese Dinge nun aber in einem Gerichtssaal ausgebreitet. Der Prozess wegen des Vorwurfs der Körperverletzung gegen den früheren Weltklasse-Verteidiger und Fußball-Weltmeister von 2014 geht in die inzwischen vierte Runde. Seine Ex-Freundin - die Mutter seiner Zwillingstöchter - und die Staatsanwaltschaft werfen ihm vor, die Frau bei einem gemeinsamen Karibikurlaub im Jahr 2018 attackiert und verletzt zu haben.
Fall beschäftigt Gerichte seit Jahren
2019 wurde er dafür zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30.000 Euro verurteilt, also insgesamt 1,8 Millionen Euro. In zweiter Instanz verhängte das Landgericht München I dann 120 Tagessätze zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil und darum wird der Fall nun zum vierten Mal vor Gericht verhandelt.
Boateng hatte die Vorwürfe wiederholt vehement bestritten und angegeben, seine Ex-Partnerin lüge, um bessere Karten zu haben im Sorgerechtsstreit mit ihm. Das sagt er auch am Freitag. "Ich bin ein ganz normaler Mensch, mit Stärken und Schwächen. Und natürlich habe ich in meinem Leben und in meinen Beziehungen nicht immer alles richtig gemacht", liest Boateng zu Beginn seiner Einlassung vor. Es habe eine Rangelei gegeben an jenem Abend, sagt er. Ein Streit um ein Kartenspiel sei eskaliert. "Nicht ich bin es, der sich nicht unter Kontrolle hat und mit Gewalt auf Streitereien in unserer Beziehung reagierte. Ich werde allenfalls laut und verteidige mich, wenn ich angegriffen werde", sagt er.
Als seine Ex-Freundin ihm eine blutige Lippe geschlagen habe, habe er sie weggeschubst. Dabei habe sie sich verletzt. "Und das tut mir im Nachhinein natürlich leid. Dafür habe ich mich aber auch schon vor Jahren und das mehrfach" entschuldigt, betont er. "Das, was sie daraus allerdings gemacht hat, entbehrt jeglicher Grundlage und hat nahezu alles um mich, um uns herum zerstört", sagt Boateng und spricht von einem "seit Jahren andauernden Alptraum".
Update vom 14.06.2024, 12 Uhr: Prozess gegen Boateng kurz nach Start unterbrochen - Richterin mit Erklärung
Ausgerechnet am Tag der EM-Eröffnung startete der neue Prozess gegen den Ex-Nationalspieler Jérôme Boateng wegen mutmaßlicher Körperverletzung vor dem Landgericht München I. Der Vorwurf: Er soll seine Ex-Freundin 2018 im Karibik-Urlaub angegriffen haben.
Der 35-Jährige erschien laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit ein paar Minuten Verspätung in dunklem Anzug und weißem Hemd im Gerichtsaal A101. Kurz darauf wurde der Prozess unterbrochen.
Richterin fordert "endlich ein Ende": Boateng-Prozess kurz nach Beginn ausgesetzt
Die Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich appellierte an Boatengs Verteidigung und die Staatsanwaltschaft, sich zu einigen, und regte ein Rechtsgespräch an. "Ich mache diesen Beruf inzwischen seit 40 Jahren", sagte sie. Und noch nie habe sie "eine so umfangreiche mediale Vorverurteilung des Angeklagten" erlebt.
Seit sechs Jahren laufe das Verfahren - das liege zum Teil an Corona, zum Teil aber auch an Versäumnissen der Justiz. Und seit sechs Jahren müssten die beiden inzwischen 13-jährigen Töchter von Boateng und dessen Ex-Freundin, die ihm Gewalt vorwirft, "in regelmäßigen Abständen immer wieder in der Zeitung lesen, wie ihre Eltern sich vor Gericht bekriegen". Sie wolle anregen, dass die Sache "insbesondere für die Kinder – endlich ein Ende" habe und betonte: "Ich glaube, ich hätte einen Vorschlag, mit dem alle Parteien leben können."
Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein Gericht mit dem Vorfall in einem Karibik-Urlaub im Jahr 2018 befasst. 2019 wurde Anklage erhoben, 2021 verhängte das Amtsgericht München eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro. Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt für Boateng die Unschuldsvermutung.
Originalmeldung vom 13.06.2024: Wegen mutmaßlichem Angriff auf Ex-Freundin - Neuer Prozess gegen Boateng startet am selben Tag wie EM
Vor dem Landgericht München I beginnt am Freitag (10.00 Uhr) ein neuer Prozess gegen den Ex-Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng. Seine Ex-Freundin wirft ihm vor, sie 2018 in einem Karibik-Urlaub angegriffen zu haben, Boateng bestreitet das. Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein Gericht mit der Sache befasst.
Denn das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Club US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich schon lange hin.
Vierter Prozess gegen Boateng startet in Bayern - am selben Tag wie EM
Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro. Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 wegen eines Angriffs auf seine Ex-Freundin in einem Karibik-Urlaub in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil wegen durchgehender Rechtsfehler.
Während sich seine früheren Mannschaftskameraden auf das EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland vorbereiten, kommt es darum nun wenige Kilometer entfernt zum vierten Prozess gegen Boateng. Das neue Urteil könnte laut der Terminplanung des Gerichts am 19. Juli fallen. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt für Boateng die Unschuldsvermutung.
Vorschaubild: © Peter Kneffel/dpa