Bayern: Deutsche Kamikazedrohnen Virtus erfolgreich getestet
Autor: Nadine Wüste, Agentur dpa
Schrobenhausen, Montag, 22. Dezember 2025
Moderne Kamikazedrohnen werden derzeit von deutschen Rüstungsfirmen intensiv getestet. Neue Entwicklungen bei Loitering Munition sorgen für Aufmerksamkeit in der Verteidigungsbranche.
Eine starke Explosion und stark durchlöcherte Panzerstahlplatten: Die deutschen Rüstungsfirmen TDW und Stark Defence haben auf einem Testgelände in Bayern Sprengköpfe für die Kamikazedrohne Virtus erprobt. Der als erfolgreich gewertete Industrietest soll die Basis dafür schaffen, die Bundeswehr schnell mit der Drohnenwaffe auszustatten, teilten die Unternehmen nach dem Test mit.
Als "Loitering Munition" - also "lauernde Munition" - werden Drohnen mit einem Sprengkopf bezeichnet, die längere Zeit über einem Zielgebiet kreisen können, bis ihnen per Datenlink ein Ziel zugewiesen und der Angriffsbefehl erteilt wird. Die Waffensysteme durchlaufen derzeit auch Truppentests, bei denen Systeme von Stark Defence und Helsing untersucht werden. Ein weiterer Bieter ist Rheinmetall.
Neue Drohne erprobt: "Wird für Bundeswehr von Bedeutung sein"
In der Ukraine sei "Loitering Munition" für etwa 70 Prozent aller Abschüsse verantwortlich, sagt TDW-Geschäftsführer Andreas Seitz. Das Unternehmen - ausgeschrieben Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme - ist ein Spezialist für Sprengköpfe und gehört zum Rüstungskonzern MBDA. Seitz sagt nach dem Sprengtest, der als erster scharfer Schuss in Deutschland gilt: "Was wir da gesehen haben, wird auch für die Bundeswehr von enormer Bedeutung sein, weil das die Waffen sein werden, die in großer Zahl zum Einsatz kommen würden im Bündnis- und Verteidigungsfall."
TDW schafft derzeit die Voraussetzungen, um künftig auch in großen Mengen zu produzieren. Als deutsches Unternehmen wolle man möglichst einen zukünftigen Standard für derzeit noch unterschiedliche Formate setzen. "Also wir stellen uns jetzt darauf ein, dass wir viele tausend Stück pro Jahr herstellen können. Wir rüsten uns jetzt so auf bei der TDW, dass wir auch in Zehntausenden oder sogar Hunderttausenden Stück von diesen standardisierten Loitering-Munition-Sprengköpfen denken können - und die dann auch liefern würden."
Unter den Anbietern der neuen Systeme ist derzeit ein heftiges Ringen zu beobachten. Es stehen sich nicht nur traditionelle und neue Industrie gegenüber. Auch das weitere Rennen zwischen den Rüstungs-Start-ups ist noch nicht entschieden, wobei in einem ersten Schritt jeder auf einen Auftrag hoffen kann. Die Bundeswehr gibt der Einführung insgesamt hohe Priorität.
Test soll Durchschlagskraft prüfen
Virtus könne mehr als 100 Kilometer weit fliegen und über eine Stunde in der Luft bleiben, sagt Josef Kranawetvogl, Vizepräsident von Stark Defence. Das System fliege über dem Einsatzgebiet und erkenne Ziele. "Es ist bestimmt für die Bekämpfung von feindlichen Kampfpanzern, von Flugabwehrraketenstellungen, von Radarstellungen", sagt er.
Im Wesentlichen sei die Waffe bereits einsatzbereit. Der Industrietest der Sprengköpfe habe auch die Durchschlagskraft überprüfen sollen. Nach Angaben von Stark Defence wurden mehr als 800 mm Panzerstahl durchdrungen.