Druckartikel: Hotspot-Regel in Bayern ausgesetzt: Inzidenz-Marke wird an Omikron-Variante angepasst

Hotspot-Regel in Bayern ausgesetzt: Inzidenz-Marke wird an Omikron-Variante angepasst


Autor: Nadine Schobert

München, Donnerstag, 13. Januar 2022

Deutschlandweit meldet das Robert Koch-Institut (RKI) täglich neue Inzidenz-Rekord-Werte. Wenn die Zahl in einer bayerischen Region über 1000 steigt kommt aber vorerst kein Lockdown mehr: Die Hotspot-Regel wird bis zu ihrer Überarbeitung ausgesetzt. Es könnte aber Konsequenzen für die Gastronomie haben.
Wann droht ein erneuter Lockdown? In Bayern gibt es die sogenannte Hotspot-Regel für Regionen, die eine Inzidenz über 1000 aufweisen. Aber was bedeutet das genau?


Die Corona-Inzidenz in Bayern steigt weiter deutlich an. Am Donnerstag (13.01.2022) meldete das Robert Koch-Institut einen Wert von 420,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Auch in Franken ist die Lage teilweise dramatisch - vor allem auf den Intensivstationen. Deutschlandweit wird täglich ein neuer Rekord-Wert ausgerufen.

Insgesamt zehn Landkreise und Städte in Bayern haben die 500er-Inzidenz bereits geknackt. Darunter auch eine fränkische Stadt: In Würzburg liegt der Wert derzeit bei 558 (Stand 13. Januar 2022). Steigen die Zahlen weiter wie bisher, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die erste bayerische Region die 1000er-Marke erreicht. Der Landkreis Ebersberg in Bayern liegt derzeit bei 635,7. Bis jetzt hat in diesem Fall die bayerische Hotspot-Regel gegriffen - das öffentliche Leben wurde dann praktisch komplett heruntergefahren. Diese Regelung wird jetzt ausgesetzt. Darüber informierte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Donnerstag (13. Januar 2022). Die Regel soll überarbeitet und an die Omikron-Variante angepasst werden. Bis dahin ist sie in Bayern außer Kraft gesetzt. Allerdings könnte es Konsequenzen für die Gastronomie im Freistaat haben. 

Die bayerische Hotspot-Regel: Das gilt bei einer 1000er-Inzidenz

Bereits seit Dezember gelten in Bayern verschärfte Corona-Regeln. Am Mittwoch (12. Januar 2022) wurden die Maßnahmen erneut angepasst. Über die landesweit geltenden Bestimmungen hinaus gab es bisher aber noch einige Verschärfungen für Corona-Hotspots.

Video:




Als solche galten alle Landkreise und kreisfreien Städte in Bayern, bei denen die 7-Tage-Inzidenz mehr als 1000 beträgt. In diesem Fall wurden die geltenden Corona-Maßnahmen im betroffenen Gebiet drastisch verschärft und traten am Tag, nach dem die Inzidenz erstmals über 1000 gestiegen ist, in Kraft. Das öffentliche Leben wurde praktisch heruntergefahren:

  • Die Gastronomie, die Hotels, die Sport- und Kulturstätten schließen.
  • Körpernahe Dienstleistungen sind untersagt (Ausnahmen: Medizinische, pflegerische und therapeutische Dienstleistungen sowie Friseurleistungen).
  • Freizeit-, Sport- und Kulturveranstaltungen werden verboten.
  • An Hochschulen, außerschulischen Bildungseinrichtungen wie Musikschulen und in der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung gibt es keine Präsenzveranstaltungen mehr.
  • Gelockert wird erst wieder, wenn der Wert mindestens fünf Tage in Folge unter 1000 liegt.

Hotspot-Regelung "nicht mehr zeitgemäß": Jetzt wird der Schwellenwert angepasst

Bereits im Zuge der Pressekonferenz nach der vergangenen Kabinettssitzung am Dienstag (11. Januar 2022), informierte Staatskanzleichef Herrmann darüber, dass man über eine Lockerung der 1000er-Regel nachdenke. Die Datenlage bezüglich der Omikron-Infektionen und der damit verbundenen Verläufe der Corona-Erkrankung seien hier entscheidend. Einige Kabinettsmitglieder sind wohl der Ansicht, die Hotspot-Regel sei "nicht mehr zeitgemäß". Nun wurde die Regelung offiziell ausgesetzt. 

Corona-Schnelltest von CITEST: Den Testsieger der Stiftung Warentest bei Amazon ansehen

Landkreise und kreisfreie Städte, die in den kommenden Tagen gegebenenfalls eine 7-Tage-Inzidenz von 1000 übersteigen, müssen das öffentliche Leben nicht automatisch herunterfahren: Das gilt bis zur geplanten Überarbeitung im Kabinett. Darüber informierte Holetschek. "Ich denke, es ist richtig und angemessen, die momentan in Bayern geltenden Hotspot-Regelungen, die an eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1000 gebunden sind, an Omikron anzupassen", sagte der Gesundheitsminister der Deutschen Presse-Agentur in München.

Jeder Tag bringe zusätzliches Wissen und zähle für eine möglichst sachgerechte Anpassung der Hotspot-Regelung. "Solange wird die bestehende Hotspot-Regelung nicht angewendet", erklärte der Minister. "Ansonsten käme es wohl bereits in wenigen Tagen in Bayern wieder zu regionalen Lockdowns." Über eine Erhöhung des Schwellenwerts und über weitere Details will das Kabinett kommende Woche beraten.

1000er-Inzidenz als Marke für 2G Plus in der Gastronomie?

Dabei ist auch im Gespräch, ab einem bestimmten Wert - eventuell 1000 - die 2G-plus-Regel dann doch auch in der Gastronomie anzuwenden. Man werde sicher auch noch einmal einen kritischen Blick auf die Regelungen zu 2G/2G plus werfen und wo diese angemessen und notwendig sind, auch in Bezug auf unterschiedliche Lebensbereiche von der Gastronomie bis zur Beherbergung, erklärte der Gesundheitsminister.

FFP2-Maske: Testsieger bei Amazon ansehen

"Wir werden in der kommenden Woche im Ministerrat über das weitere Vorgehen sprechen. Dem will ich auch nicht zu sehr vorweggreifen", sagte Holetschek. "Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir den heutigen Grenzwert für einen regionalen Hotspot von 1000 anheben werden." Dabei sollte die aktuelle Infektionsdynamik einbezogen werden. "

Das würde der veränderten Bedrohungslage durch Omikron gerecht werden, die anders ist als bei Delta." Man sehe etwa in ersten Studien aus den USA, dass die Wahrscheinlichkeit eines Krankenhausaufenthalts jedenfalls nur etwa halb so groß oder sogar niedriger sei. Dem stünden aber auf der anderen Seite höhere Fallzahlen und ein dynamischeres Infektionsgeschehen gegenüber.

Überlastung des Gesundheitssystems bei Omikron erst bei höherer Inzidenz zu erwarten

"Hohe Belastungen des Gesundheitssystems sind künftig erst bei höheren Inzidenzen als bisher zu erwarten", sagte Holetschek. "Klar ist aber, dass wir auch weiterhin die Belegung der Krankenhäuser sehr engmaschig im Blick behalten werden, um gegebenenfalls kurzfristig wieder reagieren zu können." Er warnte: "Omikron rollt weiter auf Bayern zu." Die Inzidenzen stiegen, und das werde auch weitergehen.

Inzidenzwerte über 1000 waren in Bayern bisher relativ selten. Nur in 15 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte wurde die Marke nach den Daten des Robert Koch-Instituts schon einmal gerissen. Zum ersten Mal war dies am 10. November in Rottal-Inn geschehen. Zuletzt lagen am 8. Dezember noch die Landkreise Freyung-Grafenau und Weilheim-Schongau über dieser Schwelle, seither wurde sie nicht mehr erreicht. Werte über 1500 gab es bisher nur in zwei Landkreisen: Rottal-Inn lag am 21. November über dieser Schwelle, Freyung-Grafenau vom 20. bis 24. November. Dort wurde am 23. November auch mit 1614,4 die bisher höchste je in Bayern gemessene 7-Tage-Inzidenz erreicht.

mit dpa

Artikel enthält Affiliate Links