Armut in Bayern: Neue Studie zeigt es - so viele Menschen in Bayern sind arm
Autor: Julia Gebhardt, Agentur dpa
, Donnerstag, 28. März 2024
Der Paritätische Gesamtverband hat seinen Jahresbericht zur Armut in Deutschland vorgestellt. Demnach lebten mehr als 14 Millionen Menschen im Jahr 2022 in Armut - viele von ihnen erwerbstätig. Aber warum ist das so - und wie ist die Lage in Franken?
Die Armut in Deutschland wächst, laut einer neuen Studie: "Mehr als jedes fünfte Kind ist mittlerweile von Armut betroffen", resümiert Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Das sei ein "trauriger Rekordwert". Der Armutsbericht seines Verbands, den Schneider am Dienstag (26. März 2024) in Berlin vorgestellt hat, fördert noch weitere "traurige" Werte zutage: Demnach waren 14,2 Millionen Menschen in Deutschland im Jahr 2022 von Armut betroffen - 100.000 Menschen mehr als 2021 und fast eine Million mehr als im Vor-Pandemiejahr 2019. Die Armutsquote von 16,8 Prozent bereitet Schneider große Sorgen.
Die Zahlen des Verbands beziehen sich auf das Jahr 2022, weil bislang keine aktuelleren des Statistischen Bundesamts vorliegen. Für 2023 gibt es erst im kommenden Jahr belastbare Daten aus dem sogenannten Mikrozensus, auf dem der Armutsbericht basiert. Er erwarte für 2023 keine große Trendwende, schickte Schneider vorweg. Besonders schwierig sei die Lage von Alleinerziehenden und Familien mit mehreren Kindern. Mehr als 40 Prozent aller Alleinerziehenden sind laut Bericht von Armut betroffen. Es gebe immer noch zu viele in "erzwungener Teilzeit", beklagte Schneider. Es brauche dringend ein größeres Betreuungsangebot.
Regionale Unterschiede: Reiches Bayern, armes Franken?
Mit Blick auf die Gesamtverteilung warnte der Verbandschef vor einem falschen Bild: Zwar seien Erwerbslose neben Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss und jenen mit Migrationshintergrund überproportional von Armut betroffen. Die Statistik zeige aber, dass von den 14,2 Millionen Betroffenen mehr als ein Viertel erwerbstätig seien, ein weiteres knappes Viertel seien Rentnerinnen und Rentner. Die Gruppe der Erwerbslosen mache 2022 gerade einmal knapp fünf Prozent der armen Menschen aus. Zu den Hauptforderungen des Verbands zählen daher eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro und eine "Bürgerrentenversicherung", in die alle einzahlen sollen - auch Selbstständige und Beamte.
Die niedrigsten Armutsquoten haben laut Bericht Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg. Die höchsten, mit jeweils 19 Prozent und mehr sind das Saarland, Sachsen-Anhalt, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Schlusslicht ist Bremen mit einer Quote von 29,1 Prozent. Und die Beobachtung zeige: Deutschland driftet auseinander. Ärmere Bundesländer würden immer ärmer, reiche immer reicher.
Auch wenn Bayern im deutschlandweiten Vergleich gut dasteht, gibt es innerhalb des reichen Bundeslandes deutliche Unterschiede, je nach Region. Die niedrigste Armutsquote hat München mit nur 9,2 Prozent, gefolgt von Ingolstadt mit 11,7 Prozent. Anders sieht es in Franken aus: Mit einer Armutsquote von 17,1 Prozent ist das Gebiet Oberfranken-Ost negativer Spitzenreiter Bayerns. Zu dem Gebiet gehören die Landkreise Hof, Kulmbach, Bayreuth, Wunsiedel und die kreisfreien Städte Hof und Bayreuth. Wesentlich besser sieht es hingegen in der anderen Hälfte Oberfrankens aus: Mit 12,8 Prozent Armutsquote liegt Oberfranken-West im oberen Mittelfeld. Dazu gehören die Städte Bamberg und Coburg, sowie die gleichnamigen Landkreise.
Armutsschwelle: Wer ist betroffen und ab wann?
Würzburg in Unterfranken liegt ebenfalls im Mittelfeld mit 14,4 Prozent. Das Main-Rhön-Gebiet liegt mit einer Armutsquote von 15,9 Prozent dahinter. Gleichzeitig hat die Region den zweitschlechtesten Wert Bayerns in der Statistik.
Innerhalb Mittelfrankens zeichnet sich ein gemischtes Bild: Westmittelfranken steht mit einer Armutsquote von 12,8 Prozent vergleichsweise gut dar. Dazu gehören die kreisfreie Stadt Ansbach sowie die Landkreise Ansbach, Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim und Weißenburg-Gunzenhausen. Die Industrieregion Mittelfranken mit dem Ballungsraum der Stadt Nürnberg und dem Nürnberger Land liegt mit 15,4 Prozent merklich dahinter.