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AfD-Eklat: Politiker, von allen guten Geistern verlassen


Autor: Christian Holhut

Bamberg, Mittwoch, 23. Januar 2019

Mit seinem Buch über Anstand hat Axel Hacke einen Bestseller geschrieben. Der Eklat im Landtag zeigt einmal mehr: Über Anstand ist zu reden. Ein Kommentar.
AfD-Abgeordnete verlassen während der Rede von Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, den Gedenkakt des Landtags und der Stiftung Bayerische Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Foto: Peter Kneffel/dpa


Sein Buch über Anstand in schwierigen Zeiten kam zur rechten Zeit. Ein Bestseller, nicht von ungefähr. Dabei geht es Axel Hacke freilich eben nicht nur darum, unanständiges Verhalten in der Politik zu enttarnen. Aber eben auch, links wie rechts.

Sind wir nicht längst eine Gesellschaft, in der - unter Berücksichtigung der Tatsache, dass jede Zeit ihren Anstandsbegriff selbst definiert - grundlegende Werte wie ein ordentliches Benehmen längst flöten gegangen sind? Schlimm genug, dass sich eben diese Frage immer wieder stellt. Insbesondere, wie jetzt wieder, bei der AfD.

Nun mag das Lamentieren beginnen - über Ausgrenzung und Vorverurteilung. Stets mit dem Ziel, aus den Tätern irgendwie dann doch Opfer zu machen. Insbesondere in den Sozialen Medien. Eben dort, wo eine Vielzahl von Kommentatoren längst nicht nur von jeglichem Anstand, sondern auch allen guten Geistern verlassen zu sein scheint. Deshalb sei noch einmal ein genauer Blick auf die Bedeutung geworfen: Anstand ist eben mehr als nur Respekt - wenngleich auch der schon ausgereicht hätte, um als gewählter Volksvertreter kritische Anmerkungen zur Politik der eigenen Partei auszuhalten. Anstand bedeutet auch Feingefühl, Korrektheit, vielleicht sogar Humanität. Allesamt also Eigenschaften, die wir insbesondere von unseren Politikern einfordern sollten.

Freilich weiß auch Journalist Axel Hacke: Nicht jeder Sympathisant, Politiker oder gar Wähler der AfD ist unanständig. Die Partei aber geriert sich so, sehr häufig sogar. Deshalb muss all den Genannten bewusst sein: Sie tragen mit dazu bei, nicht nur respektloses, sondern sogar unanständiges Verhalten in der Politik ein Stück weit mehr salonfähig zu machen. Und dafür ist jeder selbst verantwortlich. Ausreden gibt es dafür keine.