Am Weg von Winterleithen nach Zeyern befindet sich eine Marter, die 1980 vor dem Verfall gerettet wurde. Ihr Ursprung ist nur mündlich überliefert.
Die Stiftungsanlässe von religionsgeschichtlichen Denkmälern sind sehr vielfältig. Sie reichen vom plötzlichen Tod eines Menschen über die Abwendung einer Seuche oder Krankheit bis hin zu Dankbarkeit gegenüber Gott und seinen Heiligen für erhaltene Wohltaten.
Leider sind im Laufe der Jahrhunderte die Geschichten immer mehr in Vergessenheit geraden. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass die Stifter nahezu ausschließlich Privatleute waren. Schriftliche Quellen sind deshalb kaum vorhanden. Dennoch konnten manche Geschichten überleben, indem sie mündlich von Generation zu Generation bis in unsere Zeit weitergegeben wurden.
Mündlich überliefert hat sich auch die Stiftungsgeschichte einer der drei Martern in Roßlach-Winterleithen im Remschlitztal. Man findet sie an dem bergan führenden Weg, der von den Häusern in Winterleithen nach Zeyern führt, unweit vom Anwesen der Familie Wunder.
Ein Wirtshausbesuch und seine Folge
Bei meiner Feldforschung in den 1970er Jahren bekam ich von mehreren Bewohnern des Weilers stets den gleichen Stiftungsanlass genannt. Nämlich, dass die Marter an den Tod eines Zeyerner Bürgers erinnert, der nach einem Wirtshausbesuch in Friesen auf seinem Heimweg nach Zeyern hier erfroren sei.
Nach der Todesursache befragt, berichtete mir damals die hochbetagte "Wunders-Oma": "Noja, dä wäd halt a saftigs Räuschla kabt hom." Vermutlich war der Mann müde geworden, in der Kälte eingeschlafen und erfroren.
Als im Jahre 1862 die Marter eingestürzt war, kümmerte sich die Familie Wunder darum, ließ einen neuen Schaft anfertigen und stellte das religiöse Zeichen wieder am Weg auf. Daran erinnert die am Sockel eingemeißelte Jahreszahl "1862" und die Buchstaben "FGW" am Schaft. Der Aufsatz trägt vier reliefierte Bilder, die durch Eckvorlage voneinander getrennt werden. Es sind dies die Krönung Mariens, die Glosberger Muttergottes, der hl. Sebastian und eine Kreuzgruppe. Schon damals war ein Teil des Sockels abgespalten und nicht mehr ergänzt worden, was die Marter sehr schlank erscheinen lässt.
Kritischer Zustand
Im Jahre 1977 befand sich die Marter in einem äußerst kritischen Zustand, denn die stets wechselnden Witterungseinflüsse und die rostenden Eisendübel hatten dem Denkmal böse zugesetzt. Breite Risse durchzogen den Aufsatz und den Schaft, so dass ein Einstürzen zu befürchten war. Auch die rückwärtig stützende Eisenstange, die 1862 angebracht wurde, hätte dies nicht verhindern können.