Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch

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Korruptionsskandal in der Ukraine
Druckfrische originalverpackte Dollar-Bündel werden in der Ukraine für Schmiergeldzahlungen verwendet.
Korruptionsskandal in der Ukraine
-/Nationales Antikorruptionsbüro der Ukraine/Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft der Ukraine/dpa
Korruptionsskandal in der Ukraine
Ukrainische Korruptionsbekämpfungsbehörden legten Schmiergeldzahlungen in Ministerien und Staatskonzernen offen.
Korruptionsskandal in der Ukraine
-/Nationales Antikorruptionsbüro der Ukraine/Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft der Ukraine/dpa
Korruptionsskandal in der Ukraine
Bei Schmiergeldzahlungen werden in der Ukraine nach Erkenntnissen von Korruptionsjägern Taschen voll mit Bargeld übergeben.
Korruptionsskandal in der Ukraine
-/Nationales Antikorruptionsbüro der Ukraine/Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft der Ukraine/dpa

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller.

Die rund 1.000 Minuten langen Gesprächsmitschnitte von Verdächtigen des Korruptionsskandals in der Ukraine haben es in sich: Einer der Abgehörten ist Tymur Minditsch, ein enger Geschäftspartner des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Minditsch taucht in den Gesprächsprotokollen als Karlsson auf. Ein zweiter Verdächtiger, Olexander Zukerman, als Sugarman. Beide sollen Millionen an Bargeld verschoben und sich inzwischen nach Israel abgesetzt haben. Selenskyj hat sie nun mit Sanktionen belegt. 

Im Folgenden einige wichtige Punkte aus den Mitschnitten, die aus den 15-monatigen Ermittlungen der Behörden stammen: 

Der Ex-Vizeregierungschef und Selenskyj-Vertraute Olexij Tschernyschow, in den Aufzeichnungen Che Guevara genannt, erhielt demzufolge 1,2 Millionen US-Dollar und fast 100.000 Euro in bar. Ihm wird vorgeworfen, sich an Geldwäsche beteiligt zu haben. 

Justizminister Herman Haluschtschenko und Energieministerin Switlana Hryntschuk traten wegen des Korruptionsskandals bereits zurück. Vor Gericht protokolliert wurde zudem, dass beide auch eine Liebesaffäre pflegten. Den Korruptionsermittlern zufolge übernachtete Hryntschuk mehrfach bei Haluschtschenko, der ihr Vorgänger als Energieminister war. 

Für westliche Beobachter unerwartet führen in den bisher veröffentlichten Mitschnitten selbst Minister alle Gespräche ausschließlich auf Russisch - trotz des laufenden Krieges mit Russland und des Strebens der Behörden, die Nutzung der ukrainischen Sprache durchzusetzen. Und während die Ukraine in die EU strebt, bevorzugt die korrupte Elite des Landes US-Dollar.

Die Behörden veröffentlichten Bilder mit Bergen von Bargeld, in Safes, Reisetaschen und - teils noch eingeschweißt - in Verpackungen von mehreren US-Notenbanken. In einem der Mitschnitte beklagt ein Verdächtiger, wie schwer es sei, 1,6 Millionen Dollar zu schleppen. In dem Video wird ein Mann mit zwei vollgepackten Taschen eingeblendet, die er am Tage durch Kiew trägt.

Selenskyj taucht ebenfalls in einer Episode auf, als er nach einer Kurznachricht von Minditsch beim damaligen Energieminister Haluschtschenko anruft und ihn einbestellt. Der Minister antwortet auch in diesem Gespräch auf Russisch. «Grüße Sie, Wladimir Alexandrowitsch (Selenskyj), grüße Sie, alles klar, wird gemacht, wird gemacht.» Selenskyj ist in den veröffentlichten Mitschnitten nicht zu hören. 

Mit dem Bargeld kaufte Minditsch auch für rund sechs Millionen Dollar ein Haus in der Schweiz. Dazu wurden Geldübergaben in Wien, in Israel und Überweisungen nach Mauritius und die Seychellen besprochen. 

Die veröffentlichten Mitschnitte sind wie eine kleine Videoserie aufgemacht. Und wie im Kino, so endet jede Sequenz mit pompöser Musik und einem sich schließenden Theatervorhang - «Fortsetzung folgt».