Keine Biene weit und breit, keine bunten Blumen oder auch keine Singvögel: Grau und trist sehen die meisten Stein- und Schottergärten aus, ab und zu ragen vielleicht ein paar exotische Pflanzen zwischen den Steinen hervor. Gegen diese Steinwüsten, die sich mehr und mehr in deutschen Vorgärten ausbreiten, wächst der Widerstand.

Nachdem bereits zahlreiche Umweltverbände angesichts des Artensterbens vor den Folgen dieser Ödnis gewarnt haben, schlagen jetzt auch die Umweltminister der Länder Alarm: Auf ihrer Konferenz am Donnerstag und Freitag in Hamburg wollen sie die Bundesregierung zu einer Kampagne für insektenfreundliche Privatgärten bewegen.

Das sieht zumindest ein Antrag des saarländischen Umweltministeriums vor, dem sich bereits die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen angeschlossen haben. Unter dem Titel "Aktionsprogramm zur Förderung insektenfreundlicher Privatgärten in Deutschland" sollen Grundstücksbesitzer darüber aufgeklärt werden, wie sie ihre Gärten insektenfreundlich gestalten können.

Lebensraum für Insekten

Die Politik sei hier auf die Unterstützung der Bürger angewiesen, sagte der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD). "Schauen wir uns die privaten Gärten an, so müssen wir eine deutliche Verarmung der Lebensräume für Insekten feststellen. In sterilen Stein-Vorgärten werden keine Bienen summen oder sich Schmetterlinge niederlassen."

Finanziert werden soll die Kampagne über das "Aktionsprogramm Insektenschutz" der Bundesregierung. Dabei sollen weitere Akteure wie Obst- und Gartenbau-Verbände, Landschaftsarchitekten und Imker mit eingebunden werden. "Sterile und lebensfeindliche Schottergärten breiten sich rasant aus, stauden- und blütenreiche Vorgärten gehen in gleicher Geschwindigkeit zurück", heißt es in dem Antrag. Letztere würden jedoch einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Arten- und Insektenvielfalt innerhalb der Siedlungen leisten. Außerdem könnten die Bürger so für das Thema Insektensterben sensibilisiert werden.

Verbot für Schottergärten

Förderprogramme zur Bepflanzung von Dächern, Fassaden und Hinterhöfen gibt es in so gut wie allen deutschen Metropolen. Manche Kommunen wie die Stadt Bremen wollen jedoch noch einen Schritt weiter gehen und Schottergärten verbieten.Der Gesetzentwurf des rot-grünen Senats sollte am Dienstag in der Bremischen Bürgerschaft verabschiedet werden. Er sieht vor, dass Außenflächen "zu begrünen oder zu bepflanzen sind", sollte dies nicht einer anderen zulässigen Verwendung entgegenstehen. Im Klartext: Hütten, Terrassen oder Fahrrad-Stellplätze sind erlaubt, große Steinbeete nicht.

Zuletzt hatte etwa der Naturschutzbund Nabu größere Anstrengungen von Städten und Gemeinden im Kampf gegen Schotter- und Steingärten gefordert. "Einige Kommunen sind schon sehr aktiv, es müssten natürlich noch mehr werden", hatte Nabu-Gartenexpertin Marja Rottleb der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Das Problem sei, dass Schottergärten nur wenige oder gar keine Pflanzen enthalten. Zudem würden häufig in Deutschland nicht heimische Pflanzen in die Steinbeete gesetzt, welche den hiesigen Tieren kaum oder gar keine Nahrung böten.