Streit um Glasaufzug spaltet Bali – Baustopp auf Nusa Penida
Autor: Ahmad Pathoni und Carola Frentzen, dpa
, Freitag, 14. November 2025
Bauruine statt Panoramablick: Ein Glasaufzug an Balis weltberühmter T-Rex-Klippe spaltet Besucher und Behörden. Es geht um Genehmigungen, Naturschutz und den Spagat zwischen Tradition und Tourismus.
Nur eine halbe Fährstunde von Bali entfernt liegt Nusa Penida – eine Insel voll schroffer Felsen, türkisblauer Buchten und wilder Schönheit. Hauptattraktion für Reisende ist der atemberaubende Blick auf den Kelingking Beach: Die Klippen formen – von oben betrachtet – einen riesigen Dinosaurierkopf mit geöffnetem Maul, als würde das Meer gleich von einem urzeitlichen Wesen verschlungen. Doch wo einst nur die Natur das Sagen hatte, ragt nun der unfertige Bauturm für einen geplanten Glasaufzug in die Höhe – und sorgt für heftige Kontroversen.
Dieses 180 Meter hohe Bauwerk sollte Touristen künftig in gläsernen Kabinen zum berühmten «T-Rex-Felsen» hinabfahren lassen. Die dramatische Formation machte die Bucht zu einem der meistfotografierten Strände der Welt: Auf Instagram kursieren Hunderttausende Bilder des ikonischen Motivs unter Hashtags wie #kelingkingbeach und #trexcliff. Der Aufzug war vor allem dazu gedacht, den beschwerlichen Abstieg zu erleichtern: Urlauber sind auf dem steilen, unebenen Pfad immer wieder verunglückt.
Fehlende Genehmigungen
Rund 70 Prozent der Anlage sind bereits fertig, doch Ende Oktober stoppten die Behörden die Arbeiten. Grund sind fehlende Genehmigungen und mögliche Verstöße gegen Umwelt- und Planungsregeln. Gelbes Absperrband flattert nun um den Betonsockel des stillgelegten Projekts - aber die Landschaft hat das weiße Stahl-Gerippe längst verändert.
«Die Untersuchungen zeigen, dass der Aufzug in einer Zone errichtet wurde, die den landesplanerischen Regeln widerspricht», sagte der Vorsitzende des zuständigen Provinzausschusses, Made Supartha zu Wochenbeginn vor Journalisten. «Unsere Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass die Entwicklung Balis im Einklang mit dem natürlichen Gleichgewicht und den kulturellen Werten bleibt.»
Zwischen Naturschutz und Profit
Der Streit um den Aufzug ist längst zum Symbol für Balis Balanceakt zwischen Naturschutz und Profit geworden. Noch vor wenigen Jahren war Nusa Penida für seine unberührten Klippen, Korallenriffe und Tempelzeremonien bekannt. Heute erlebt die Insel einen Bauboom, ausgelöst vom starken Anstieg des Tourismus nach der Corona-Pandemie.
Umgerechnet rund zehn Millionen Euro sollte das gesamte Projekt kosten. Örtlichen Medienberichten zufolge wird das Bauvorhaben von der indonesischen Firma PT Bangun Nusa Properti umgesetzt und von einer chinesischen Investorengruppe unterstützt. Die Entwicklerfirma erklärte, alle gesetzlichen Verfahren seien eingehalten worden, inklusive Umweltgutachten und Bodentests. «Wir respektieren die Aussetzung und warten auf weitere Klärung», sagte Direktor I Komang Suantara.
Bau gefährdet spirituelle Balance
Doch Umweltgruppen und Einheimische warnen, dass der Bau die spirituelle Balance der Insel gefährde. Nach balinesischem Glauben gelten Küstenfelsen und Tempel als heilige Zonen – zentrale Orte der lokalen «Tri Hita Karana»-Philosophie, die Harmonie zwischen Göttern, Natur und Menschen anstrebt. Die Balinesen haben einen einzigartigen Glauben, geprägt vom Gleichgewicht zwischen Gut und Böse. Tägliche Opfergaben sind ein wichtiger Bestandteil des Lebens.