Kulmbach Fast täglich erhält unsere Redaktion Anrufe empörter Bürger, die darüber klagen, dass sie über mehrere Tage keine Post erhalten haben. In dieser Woche waren es Leute aus Ködnitz und Kulmbacher Stadtteilen, die ihren Unmut kundgetan haben. Über vier Werktage hat demnach ein Kauerndorfer vergeblich auf mehrere Briefe von Behörden gewartet. "Das ist eine Unverschämtheit", klagte der Rentner, der namentlich nicht genannt werden will.
Bis zu 30 Prozent fehlten
Beschwerden hatte es auch in den vergangenen Monaten immer wieder gegeben. Wie bei vorherigen Anfragen führt die Deutsche Post DHL Group in München auch diesmal den hohen Krankenstand als Grund für die Nicht-Zustellung an und verspricht, dass ausstehende Sendungen schnellstmöglich bei den Adressaten landen. In den vergangenen drei Monaten seien teils bis zu 30 Prozent der Belegschaft ausgefallen, so Pressesprecher Erwin Nier. Dies könne die Post nicht auffangen.
Das sagt die Gewerkschaft
Dass die Grippewelle tatsächlich vor allem den Zustellern in Ost-Oberfranken stark zusetzt, weiß man auch bei der Gewerkschaft ver.di. Wie die für den Postdienst zuständige Gewerkschaftssekretärin Nicole Rufin bestätigt, hätten viele Zustellbezirke mit Personalausfällen zu kämpfen. Die aufzufangen, sei fast unmöglich, zumal es immer schwerer werde, Berufseinsteiger zu finden. "Viele, die bei der Post anfangen, hören meist schon wenige Tage später wieder auf, weil sie von der Menge der Sendungen, die sie zustellen müssen, erschlagen werden."
Belastungsgrenze erreicht
Die Menge der Briefe und Pakete, die gerade in der Vorweihnachtszeit ausgeliefert werden müssten, sei enorm, sagt Nicole Rufin. "Da kommen auch langjährige Beschäftigte irgendwann an ihre Belastungsgrenze." Was dann wiederum vermehrt Krankmeldungen zur Folge habe. Was die Situation erschwere: Viele Postboten seien in Altersteilzeit gegangen, für ausreichend Ersatz sei aber nicht gesorgt worden.
Und so warten viele Kulmbacher seit Monaten immer wieder mal tagelang auf ihre Post. Wer sich beschweren will, finden oft keinen Ansprechpartner, wie der Rentner aus Kauerndorf, der sich veräppelt fühlt.
Wie Post-Pressesprecher Erwin Nier mitteilt, kann man sich bei Fragen und Beschwerden an die Hotline unter der Nummer 0228/4333112 wenden - dort braucht man Geduld, landet man mitunter doch über längere Zeit in einer Warteschleife.
Es gibt eine Laufzeit-Vorgabe
Beschwerdestelle ist allen voran auch die Bundesnetzagentur in Bonn, deren Aufgaben die Marktregulierung und die Wettbewerbsaufsicht bei den Postanbietern ist. Wie Pressesprecherin Ulrike Platz mitteilt, muss die Post eigentlich am Tag nach dem Einwurf in den Briefkasten zugestellt werden. Sollte das wiederkehrend nicht der Fall sein, komme die Post der Laufzeit-Vorgabe nicht nach.
Bundesweit gute Quote
Die Zustellung funktioniere bundesweit insgesamt allerdings recht gut, so Platz. 95 Prozent der Sendungen würden schon am nächsten Tag beim Adressaten eingehen.
Kaum Beschwerden
Ob diese Quote auch im Landkreis Kulmbach erreicht wird? Dazu kann die Bundesnetzagentur keine Auskunft geben. Gehen bei der Behörde Beschwerden ein, wird Ulrike Platz zufolge der Postdienstleister zu einer Stellungnahme aufgefordert. Die Zahl der eingereichten Beschwerden aus dem Landkreis Kulmbach sei aber nicht groß. Nur neun seien beispielsweise seit Jahresbeginn aus der Stadt Kulmbach sowie den Märkten Thurnau und Kasendorf eingegangen.
"Der schnellste Weg"
Wer sich beschweren will, kann eine Email an folgende Adresse schicken verbraucherservice-post@bnetza.de schreiben. "Das ist der schnellste Weg", teilt die Pressesprecherin der Bonner Behörde mit.
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