- Neuer Planet entdeckt: Exoplanet Gliese 486b in 26 Lichtjahren Entfernung
- Planeten-Atmosphäre verbindet Eigenschaften von Erde und Venus
- Geringe Entfernung soll erstmals die intensive Beobachtung einer fremden Atmosphäre erlauben
- Forscher sprechen von "Glücksfall"
In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten haben Astronomen zahlreiche Exoplaneten aus Gas, Eis und Gestein aufgespürt. Mit dem Aufkommen effizienter Einrichtungen zur Exoplanetenjagd stieg die Zahl der neu entdeckten Welten außerhalb des Sonnensystems schnell in die Tausende. Mal sprachen die Forscher davon, 24 erdähnliche Planeten gefunden zu haben, auf denen die Lebensbedingungen teils sogar besser seien, als auf unserem Heimatplaneten. Ein anderes Mal entdeckte eine Studentin 17 neue Planeten. Doch nur wenige Planeten sind wirklich erdähnlich. Und was wir wirklich von ihnen wissen, beruht häufig auf indirekten Beobachtungen und Interpretationen. Malerische Darstellungen hügeliger Planetenlandschaften unter zwei Sonnen, wie sie auch von der NASA gerne gezeigt werden, entspringen dann doch eher der Fantasie des Künstlers, als harten wissenschaftlichen Fakten.
Neuer Planet entdeckt: Ein Blick in eine fremde Atmosphäre
Jetzt berichten Forschende um Trifon Trifonov vom Max-Planck-Institut für Astronomie von der Entdeckung einer heißen Super-Erde, die den "nur" 26 Lichtjahre entfernten roten Zwergstern Gliese 486 umkreist. Die für Astronomen geringe Entfernung soll in Zukunft bessere Beobachtungen ermöglichen und uns so verraten, wie es auf dem Planeten wirklich aussieht. Trotzdem bleiben Beobachtungen in 26 Lichtjahren Entfernung schwierig. Übersetzt auf die Erde ist es so, als wollten Sie vom Nordpol aus eine Stecknadel am Südpol beobachten.
Was den als Gliese 486b bezeichneten Planeten so besonders macht, ist, dass er trotz seiner geringen Distanz zu seiner Muttersonne möglicherweise einen Teil seiner ursprünglichen Atmosphäre behalten hat. Daher eignet er sich besonders gut, um seine Gashülle und sein Inneres mit der kommenden Generation von weltraum- und bodengestützten Teleskopen zu untersuchen.
Durch die Kombination verschiedener Beobachtungstechniken haben Astronomen Planetenmassen, Größen und sogar Massendichten bestimmt, die es ihnen erlauben, ihre innere Zusammensetzung abzuschätzen. Doch diese Daten lassen eben nur indirekt Rückschlüsse auf die Eigenheiten der Planeten zu. Das nächste Ziel, diese erdähnlichen Exoplaneten durch die Untersuchung ihrer Atmosphären vollständig zu charakterisieren, ist eine viel größere Herausforderung.
Gliese 486b: Eine Mischung aus Erde und Venus
Besonders bei Gesteinsplaneten wie der Erde besteht eine solche Atmosphäre nur aus einer dünnen Schicht, wenn sie überhaupt existiert. Aus diesem Grund bleiben viele aktuelle Atmosphärenmodelle von Gesteinsplaneten ungeprüft.
Buch 'Astronomie für Einsteiger' bei Amazon ansehenPlanetenatmosphären müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um sie mit Observatorien der nächsten Generation zu beobachten. In einer Entfernung von nur 26 Lichtjahren haben Wissenschaftler des CARMENES-Konsortiums (Calar Alto high-Resolution search for M dwarfs with Exoearths with Near-infrared and optical Échelle Spectrographs) nun einen Planeten gefunden, der den roten Zwergstern Gliese 486 umkreist und diese Anforderungen an Gesteinsplaneten perfekt erfüllt. Der neu entdeckte Planet mit der Bezeichnung Gliese 486b ist eine Super-Erde mit einer Masse, die 2,8-mal so groß ist wie die unseres Heimatplaneten. Er ist außerdem 30 Prozent größer als die Erde.
„Die Nähe dieses Exoplaneten ist spannend, weil wir ihn mit leistungsstarken Teleskopen wie dem kommenden James Webb Space Telescope und den zukünftigen Extremely Large Telescopes genauer untersuchen können“, erklärt Trifon Trifonov. Er ist Planetenforscher am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) und Hauptautor des Artikels, in dem diese Entdeckung vorgestellt wird.
Anziehungskraft der "Super-Erde" um 70 Prozent höher
Berechnet man aus den ermittelten Massen und Radien die mittlere Dichte des Planeten, so zeigt sich, dass er eine ähnliche Zusammensetzung wie Venus und die Erde hat, einschließlich eines metallischen Kerns. Jeder, der auf Gliese 486b steht, würde eine Anziehungskraft spüren, die 70 Prozent stärker ist als die, die wir auf unserer Heimatwelt erfahren.