• Begrenzter bze. "kleiner" Atomkrieg: Wäre das möglich?
  • Welche nuklearen Waffen kämen zum Einsatz?
  • Welche Folgen hätte dies?

Bereits 1953 testeten die USA Atomgranaten, welche im Kriegsfall auf ein begrenztes Gebiet abgefeuert werden konnten. Die Großmächte sind sich darüber im Klaren, dass eine nukleare Auseinandersetzung auf globaler Ebene nur Verlierer kennt. Dennoch wäre es möglich, auf eine Stadt oder ein eng eingegrenztes Gebiet Atombomben einzusetzen. Doch welche Auswirkungen hätte ein solch begrenzter nuklearer Krieg? 

Atombombe auf Berlin: So könnten die Auswirkungen aussehen

Eine atomare Auseinandersetzung muss nicht zwangsläufig die ganze Welt erfassen. Zur Abschreckung oder als Vergeltung, aber auch aus taktischen Gründen, könnte auch der Abwurf einer Atombombe auf eine einzelne Stadt oder Region erfolgen. Vor dem Hintergrund der Drohungen, welche immer wieder aus dem Kreml zu hören sind, ist diese Frage aktueller denn je. Doch was hätte es für Folgen, wenn auf eine Stadt eine Atombombe fallen würde?

Im Jahr 2020 hat Greenpeace in einer Studie errechnen lassen, welche Auswirkungen der Abwurf einer Atombombe auf Berlin hätte. Ausgegangen wurde von einer 20-Kilotonnen-Bombe, welche direkt vor dem Reichstag explodiert. Innerhalb eines Radius von 260 Metern würde sofort alles verdampfen. Circa 1000 Menschen wären sofort tot. In einem Radius von 590 Metern würden Gebäude schwer beschädigt und rund 4500 Menschen würden sterben. Bis in einer Entfernung von 1,4 Kilometern würden Menschen, die sich im Freien aufhalten, eine tödliche Strahlendosis abbekommen, durch die Druckwelle und Hitze würden weitere Menschen sterben. Man schätzt die Zahl auf circa 20.000. In einer Entfernung von bis zu 2 Kilometern wären schwere Verbrennungen die Folge, davon wären rund 50.000 Menschen betroffen. Insgesamt wären laut Studie 27.000 Tote und 70.000 Verletzte infolge der direkten Explosion zu beklagen.

Hinzu kommt der radioaktive Fallout. Innerhalb des angenommenen Gebietes, eine Fläche von etwa 150 Quadratkilometern, wohnen rund 318.000 Menschen. Wer sich im Freien aufhält, würde eine tödliche Strahlendosis abbekommen, insgesamt mehrere Zehntausend Menschen. Dazu kämen weitere 600.000 Menschen, die in einer Entfernung von circa 100 Kilometern so hohe Strahlendosen abbekommen würden, die akut tödlich sein können oder aber erhebliche Langzeitfolgen zur Folge hätten. Insgesamt wären durch den Fallout 120.000 Tote zu erwarten und rund 50.000 spätere Todesfälle durch Krebs. Würde eine solche Explosion in Frankfurt erfolgen, wären die Auswirkungen noch drastischer. Hier wird von 500.000 Toten in direkter Folge ausgegangen, dazu weitere 165.000 Krebstote. 

Was wäre ein "kleiner" Atomkrieg und wie wären die Folgen?

Würden zwei Länder mit einem begrenzten Arsenal an Atomwaffen einen räumlich beschränkten Atomkrieg führen, ohne dass die Großmächte ihrerseits ebenfalls mit nuklearen Schlägen eingreifen, so wäre dies ein "kleiner" Atomkrieg. Doch wie wären die Folgen eines solchen Schlagabtausches? Wäre es in der Tat so, dass sich die Auswirkungen nur auf das Gebiet der kriegsführenden Parteien beschränken würden?

Würden in einem solchen Szenario etwa 100 Nuklearsprengköpfe in der Größe der Hiroshima-Bomben detonieren, welche eine Sprengkraft von 12,5 Kilotonnen hatten, würden zwischen 5 Millionen und 150 Millionen Tonnen Ruß in die obere Atmosphäre gelangen. Dies käme durch die Explosion selber und auch durch die dadurch entstehenden Brände zustande. Selbst mit der angenommenen Menge von 5 Millionen Tonnen würde die Sonneneinstrahlung um etwa 10 Prozent abnehmen, was eine Abkühlung von 1 bis 2 Grad entspricht. Die globale Nahrungsmittelproduktion würde in der Folge in den nächsten 5 Jahren um 7 Prozent abnehmen, was für etwa 250 Millionen Menschen den Hungertod bedeuten könnte. Zum Vergleich: Ein Atomkrieg zwischen Russland und den USA würde Temperaturabfälle von 10 bis 15 Grad bedeuten.

Diese Nahrungsmittelknappheit wäre weltweit spürbar. Andere Berechnungen gehen von bis zu 2,5 Milliarden Hungertoten in den ersten beiden Jahren aus. Wie viele Menschen unmittelbar durch die Atomexplosionen sterben würden, ist in diesen Studien nicht erfasst. Doch selbst ein solcher begrenzter Krieg mit Atomwaffen hätte massive Folgen für die gesamte Menschheit

Krieg mit Atomgranaten

Im Mai 1953 testeten die USA ein Artilleriegeschoss mit atomarer Sprengladung. Sie wurde von einem 280-mm-Geschütz abgefeuert und hatte in etwa eine Sprengkraft von 12,5 Kilotonnen. Eine andere Version mit einem Durchmesser von 155 mm und dem Gewicht von 100 Kilogramm lagerte während des Kalten Krieges in Deutschland. Man schätzt, dass circa 1000 Stück dieser Granaten hier gelagert waren.

Mit diesen Granaten hätten die USA im Falle eines konventionellen Krieges, der auf deutschem Boden ausgetragen werden würde, gezielt auf die sowjetischen Kampfverbände geschossen. Die Hauptwirkung wären vor allem die Hitzewelle und der Explosionsdruck gewesen. Damit wären den Angreifern massive Verluste zugefügt worden. Laut Pentagon hätten bereits 10 Sekunden nach der letzten Explosion Fallschirmjäger landen können, um die Überlebenden, die sich noch nicht von dem Schock erholt hätten, zusammenzutreiben. Dass durch die Atomexplosionen möglicherweise ganze Landstriche verstrahlt und auch die dort lebende Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft gezogen werden würde, hat bei diesen Überlegungen scheinbar keine Rolle gespielt.

Doch auch Russland verfügte und verfügt über Granaten, welche ähnlich aufgebaut sind. Mit dem Waffensystem 2S7M Malka können taktische Atomgranaten vom Kaliber 203 mm verschossen werden. Auch die UDSSR hatte dieses Waffensystem während des Kalten Krieges in der DDR stationiert. Das Waffensystem, welches auch konventionelle Granaten verschießen kann, wird jetzt während des Krieges in der Ukraine eingesetzt. Die Frage ist, ob Russland bereit ist, auch Atomgranaten einzusetzen. Russland hat bereits die nukleare Abschreckungsbereitschaft erhöht, das bedeutet, dass die Codes, welche die Waffensysteme verbinden, an die unterstellten Bereiche ausgegeben werden können. Würde Putin den Einsatz dieser Systeme anordnen, hätte dies eine Verstrahlung weiter Gebiete in der Ukraine zur Folge. Bei einem Einsatz gegen Städte wäre die Anzahl der möglichen Todesopfer immens. 

Fazit - selbst ein "kleiner Atomkrieg" hätte gravierende Folgen

Selbst ein Einsatz von Atomwaffen in kleinster Ausführung hätte gravierende Folgen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es nun taktische Gefechtsfeldwaffen wie die Atomgranaten sind, ein gezielter Angriff auf eine Stadt oder ein nuklear begrenzter Krieg. Letzterer hätte weltweite Auswirkungen, die mit Milliarden Hungertoten einhergehen könnten. Und was der radioaktive Fallout bewirken kann, ist heute noch in Prypjat zu sehen. 

Auch interessant: