Seit Montag hat sich beim Technik-Händler Gravis die Frage "Bar oder mit Karte?" erübrigt. Denn der Apple-Partner akzeptiert deutschlandweit in seinen Filialen nur noch Plastik. Und das auch bei absoluten Niedrigbeträgen - der günstigste Artikel ist immerhin eine Handyhülle für nur 1,99 Euro. Zunächst berichtete der Spiegel über den Schritt des Einzelhändlers.

Gravis hat deutschlandweit rund 40 Filialen. Das einzige fränkische Geschäft findet sich in Nürnberg, unweit des Hauptbahnhofs. Das Unternehmen ist eine Tochter des Mobilfunk-Anbieters Freenet und laut eigenen Angaben einer der größten autorisierte Apple-Händler Deutschlands und der europaweit größte zertifizierte Apple-Partner.

Apple-Reseller Gravis nimmt kein Bargeld mehr - Debatte ist jetzt schon emotional

Laut Angaben des Technik-Verkäufers zahlte bis zuletzt nur ein kleiner Prozentsatz der Kunden bar. Schon seit zwei Jahren versucht die Firma die Zahlung mit Scheinen und Münzen zu vernachlässigen, wie es im Spiegel heißt.  Ein Sprecher machte deutlich, dass Kartenzahlung "aus Kundensicht einfach, sicher, schnell – und eben auch schon längst gelernt" sei. Man wolle diesen Weg der Kunden mitgehen. Tatsächlich ist Gravis nicht der einzige Betrieb, der die Zukunft nicht im Bargeld sieht. So hat unlängst ein beliebtes Nürnberger Burger-Lokal angekündigt, sich vom Bargeld verabschieden zu wollen.

Die Umstellung ist für Gravis aber nicht ganz eigennützig. "Für uns als Händler ist bargeldloses Zahlen kostengünstiger, einfacher, und es ermöglicht schnellere Prozesse", erläutert Gravis seinen Vorstoß gegenüber dem Nachrichtenmagazin. Man könne so seine Preise für die Kunden stabil halten - ein Marktvorteil in Zeiten rasant steigender Kosten.

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor sehr beliebt und das Thema teilweise emotional sehr aufgeladen. Bei der Diskussion geht es unter anderem um Praktisches, aber auch um die Anonymität beim Einkaufen. So fallen auch die Reaktionen von Kunden in den sozialen Medien eher gemischt aus. Ein User schreibt auf Facebook beispielsweise: "Ihr nehmt kein Bargeld mehr - ich kaufe bei Euch nicht mehr - ganz einfach." Ein anderer sieht wiederum seine Freiheit bedroht. "Eine Einschränkung der Freiheit ist nie zeitgemäß", kommentiert er in dem sozialen Netzwerk. Zu Beginn dürfte es jedoch vereinzelt Erklärungsbedarf geben, räumt Gravis gegenüber dem Spiegel ein.

Ist das überhaupt erlaubt? Gravis relativiert Zweifel - und erntet Kritik

Ein anderer Nutzer macht noch auf einen anderen Umstand aufmerksam: "Euro Banknoten und Münzen sind gemäß § 14 I Satz 2 BbankG gesetzliches Zahlungsmittel der Bundesrepublik Deutschland. Das bedeutet, dass die Banknoten und Scheine prinzipiell von jedermann zur Begleichung von Geldforderungen akzeptiert werden müssen." Ist der Schritt von Gravis also überhaupt legal? Das Unternehmen selbst relativiert im Spiegel und führt an, "dass ein gesetzliches Zahlungsmittel ausgeschlossen werden kann, sofern darüber informiert wird". In den Läden selbst würde das "in Form von gut sichtbaren Aufstellern im Kassenbereich" geschehen, außerdem stehe das zukünftig in den AGBs.

Tatsächlich bestätigen die Verbraucherzentralen, dass ein Hinweis für die Ablehnung von Bargeld ausreicht. Das auch, obwohl es sich Betriebe laut der EZB damit wohl zu einfach machen. In einer Empfehlung der Zentralbank steht ganz deutlich: "Einzelhändler dürfen Barzahlungen nicht ablehnen, es sei denn, Käufer und Verkäufer haben sich auf die Nutzung anderer Zahlungsmittel geeinigt." Beispielsweise Schilder in den Geschäften reichen aus Sicht der Währungshüter nicht. Aber: Das ist lediglich eine Empfehlung an die nationalen Gesetzgeber.

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