• Neue EU-Verordnung tritt in Kraft: Weitere Insekten in Lebensmitteln erlaubt
  • Erzeugnisse aus der Hausgrille und dem Getreideschimmelkäfer sind erlaubt
  • Lebensmittelindustrie: Hier sind schon heute Insekten zu finden
  • Verschiedene Produkte: So werden Insekten eingesetzt
  • Ist der Verzehr unbedenklich?

Im Januar dieses Jahres hat die Kommission der Europäischen Union (EU) die Liste der als Lebensmittel zugelassenen Insekten erweitert. Der Getreideschimmelkäfer und die Hausgrille als teilweise entfettetes Pulver sind in Europa jetzt als Lebensmittel zugelassen. Das geht aus einem Amtsblatt der Kommission hervor. Ganz neu ist das allerdings nicht: In gefrorener, getrockneter oder pulverisierter Form ist die Hausgrille jedoch bereits seit fast einem Jahr erlaubt. Die Empörung über die neue EU-Verordnung ist bei vielen Menschen groß. Allerdings sind Insekten in Lebensmitteln nichts Ungewöhnliches. Die Lebensmittelindustrie arbeitet schon seit langer Zeit mit den kleinen Tierchen.

Läuse, Würmer und Co.: Diese Insekten finden sich in vielen Produkten

Nicht nur Heuschrecken, auch Mehlwürmer dürfen schon seit etwa eineinhalb Jahren innerhalb der EU in Nahrungsmitteln verarbeitet werden. Lackschildläuse und Scharlachschildläuse werden aber schon viel länger in der Lebensmittelindustrie eingesetzt und sind in vielen beliebten Markenprodukten, wie Utopia berichtet. 

Aber nicht nur die Insekten selbst werden in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt: Auch ihre Ausscheidungen werden verarbeitet. So wird der häufig eingesetzte Stoff Schellack aus den Ausscheidungen der Lackschildläuse gewonnen. Bei Schellack handelt es ich um harzige Substanz. Eigentlich ernähren sich die Läuse nämlich von Baumsäften und kleben dann Hüllen an Zweige, in denen dann ihr Nachwuchs heranwächst. Dieses Harz wird zusammen mit Rindenstücken und übrig gebliebenen Läusen von den Bäumen gekratzt und anschließend durch Aufkochen, Auswaschen und Zermahlen zu Schellack verarbeitet. Die Tierschutzorganisation Peta erklärt: "Schellack ist zwar ein Ausscheidungsprodukt, das der Läuse-Nachwuchs irgendwann nicht mehr braucht, aber darauf wartet die Industrie nicht immer. So landet nicht nur das Harz in der Produktion, sondern mit ihm auch jede Menge lebender Läuse."

Schellack werde Peta zufolge für "alles verwendet, das glänzen und sich nicht zu schnell auflösen soll." Dazu zählen Süßigkeiten, Kaugummisdunkle Schokolade, aber auch verschiedene Tabletten, Kosmetik, Haarspray und Möbelpolituren. Die Lebensmittelindustrie schreibt das aber natürlich nicht so auf ihre Produkte. Der Stoff wird häufig in der Zutatenliste mit dem sperrigen Namen "E 904" versteckt. Bei einem Blick auf die Inhaltsstoffe der beliebten Kinder Schoko-Bons von Ferrero kann man die Zutat "Schellack" schnell entdecken. Auch bei der Milka-Sorte "Bunte Kakaolinsen" wird Schellack in der Zutatenliste aufgeführt. Weiterhin kann Schellack bei Mentos-Kaugummis "Pure White" gefunden werden.

Farbstoffe aus ausgekochtem Schildlaus: Das steckt in vielen Süßigkeiten

Ein roter Farbstoff, der in vielen Lebensmitteln zu finden ist, wird Utopia zufolge aus Scharlachschildläusen gewonnen. Der Farbstoff wird als "roter Karmin" oder "Karmin" bezeichnet und findet sich oft auch versteckt als "E 120" in den Zutatenlisten. In der Kosmetikindustrie heißt der Stoff auch "CI 75470“, "Carmine“ oder "Cochenille“.

Der Farbstoff wird hergestellt, indem trächtige Läuse erst getrocknet und dann ausgekocht werden. Der Zusatzstoff ist weit verbreitet: Süßigkeiten wie beispielsweise M&Ms führen "Karmin“ auf der Zutatenliste. Die "Sauren Glühwürmchen" von Trolli  und Mentos-Kaugummis "Full Fruit" enthalten den roten Stoff und auch in Ehrmanns "Obstgarten Erdbeere" und der "Müllermilch Kirsche-Banane" sind Scharlachschildläuse zu finden. 

Auch Waldhonig enthält übrigens Ausscheidungen von Insekten. Denn die Honigsorte basiert auf Honigtau. Dabei handelt es sich um zuckerhaltige Ausscheidungen von Blattläusen, Blattflöhen und Zikaden. Bienen sammeln diesen Honigtau und verarbeiten ihn zu Honig. Für viele andere Honigsorten verwenden Bienen pflanzlichen Nektar als Grundlage.

So kannst du Insekten im Essen vermeiden

Wer sicher gehen will, dass keine tierischen Bestandteile in den Produkten stecken, die auf dem Kassenband landen, sollte vor dem Kauf die Zutatenliste überprüfen. Dabei gibt es aber auch Hilfen in Form der Vegan-Kennzeichnungen. Siegel wie das V-Label beispielsweise schließen Farbstoffe aus tierischen Bestandteilen aus. Auch die Veganblume der Vegan Society darf nur auf der Verpackung abgedruckt werden, wenn darin keine tierischen Produkte enthalten sind. Als Tiere sieht die Vegan Society alle Wirbeltiere und mehrzellige wirbellose Tiere.

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Welche Produkte könnten künftig Insekten enthalten?

Pulver aus der Hausgrille oder Larven des Getreideschimmelkäfers in gefrorener, pastenartiger, getrockneter und pulverisierter Form könnten in folgenden Produkten auftauchen:

  • Brot und Brötchen
  • Kekse
  • Teigwaren (Nudeln)
  • Suppen, Suppenkonzentrate und -pulver
  • Pizza
  • verarbeitete Kartoffelerzeugnisse
  • Molkenpulver
  • Fleischanalogen
  • Fleischzubereitungen
  • Snacks außer Chips
  • Snacks auf Maismehlbasis
  • Bierähnliche Getränke
  • Schokoladenerzeugnisse
  • Nüsse und Ölsaaten
  • Nahrungsergänzungsmittel

Sind Produkte mit Insekten speziell gekennzeichnet?

Produkte, in denen sich Insekten-Bestandteile befinden, müssen zwar nicht speziell gekennzeichnet werden, dennoch müssen die entsprechenden Bezeichnungen auf der Zutatenliste angegeben werden - auf Latein und Deutsch.

  • Hausgrille: "Teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)"
  • Getreideschimmelkäfer: "Gefrorene Larven/Paste aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)" oder "getrocknete Larven/Pulver aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)"

Ist der Verzehr von Insekten und deren Erzeugnisse unbedenklich?

Insekten, die für die Verarbeitung von Lebensmitteln, angedacht sind, werden speziell gezüchtet und wachsen unter kontrollierten Bedingungen auf. So werden die Tiere beispielsweise etwa 24 Stunden vor ihrer Verarbeitung nicht mehr gefüttert, damit ihr Darm leer ist. Insekten sind also allgemein gesundheitlich unbedenklich.

Einzige Ausnahme bilden Allergiker. Wer gegen Krebstiere, Weichtiere oder Hausstaubmilben allergisch ist, sollte auf den Verzehr von insektenhaltigen Lebensmitteln lieber verzichten. 

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