- Rente ab 40 mit Frugalismus
- Was ist Frugalismus und was steckt dahinter?
- Ist die Methode realistisch?
Anspruch auf gesetzliche Rente hast du in der Regel erst mit 67 Jahren. Dafür musst du jedoch in deinem Arbeitsleben kontinuierlich in die Rentenkasse eingezahlt haben. Je nachdem, ab wann und wie viel du verdienst und entsprechend anteilig eingezahlt hast, fällt die Rente höher oder niedriger aus. Frugalisten*innen streben dagegen auf eine schon frühe finanzielle Unabhängigkeit, um von einem festen Einkommen leben zu können.
Was ist Frugalismus und was bedeutet das genau?
Der Begriff Frugalismus entstammt dem Lateinischen (frugale, frugalis) und bedeutet soviel wie "sparsam". Weltweit findet das Lebenskonzept mehr und mehr Nachahmer. Dabei ist die Idee recht simpel: Du lebst in jungen Jahren verhältnismäßig bescheiden und legst das Ersparte an: zum Beispiel an der Börse oder du investiert in Immobilien. Das machst du dann so lange, bis du genügend Vermögen angehäuft hast, um davon leben zu können, ohne auf weitere regelmäßige Einkünfte angewiesen zu sein. Frugalisten*innen versuchen dieses Ziel möglichst mit 40 zu erreichen, um ihren Lebensunterhalt nicht mehr durch Arbeit finanzieren zu müssen.
Hinter Frugalist*innen verstecken sich aber nicht nur emsige Sparfüchse. Eher hinterfragen sie bereits in frühen Jahren, was sie wirklich zum Leben brauchen und was nicht. Bekanntlich reist es sich besser mit leichtem Gepäck. Sie wollen unabhängig von dem Druck sein, im Leben möglichst viel Geld verdienen zu müssen. Dabei soll das Gefühl von Verzicht erst gar nicht aufkommen. Ganz im Gegenteil. Das Prinzip soll nicht sein, heute durch Entbehrung zu leiden, um es später dann einmal gut zuhaben. Im Fokus steht bei dem Lebenskonzept mehr der Gedanke, was im Leben wirklich glücklich macht. Wenn du zum Beispiel nur etwas studierst, um einen Job zu bekommen, der dir eigentlich keinen Spaß macht, aber mit dem du möglichst viel Geld verdienst, kann das dazu führen, dass du ein sehr unglückliches Leben führst und am Ende mehr Geld ausgibst als du bräuchtest.
Frugalist*innen müssen sich schon früh die Frage beantworten, wie groß das Vermögen sein muss, um damit vorzeitig den Ruhestand einläuten und vom Vermögen leben zu können. Dazu ist es notwendig, eine ziemlich genaue Vorstellung vom gewünschten Lebensstandard zu entwickeln. Auch Inflation, ein über die Jahre schwankendes Zinsniveau sowie unvorhergesehene Ausgaben sollten möglichst realistisch einkalkuliert werden. Was ja, wie es das Wort sagt, eigentlich kaum vorherzusehen ist. Um dem notwendigen Betrag aber auf die Spur zu kommen, kannst du die sog. 4-Prozent-Regel zur Hand nehmen. Mit ihr kannst du berechnen, wie viel Geld du brauchst, um für den Rest deines Lebens nicht mehr arbeiten zu müssen und nur noch von deinem angesparten Kapital leben zu können.
4-Prozent-Regel: Du brauchst 25 Mal so viel, wie du im Jahr ausgibst.
Die 4-Prozent Regel resultiert aus der sogenannten Trinity Study. Im Rahmen der Studie haben Professoren der Trinity-Universität in Texas (USA) 1998 die Frage gestellt, wie viel Geld jedes Jahr von einem vorhandenen Vermögen abgehoben werden kann, ohne das Risiko einer Insolvenz befürchten zu müssen.
Ratgeber: 'Rente mit 40: Finanzielle Freiheit und Glück durch Frugalismus' jetzt ansehenDazu wurde über einen Zeitraum von 30 Jahren in fiktive Vermögen (Aktien und Anleihen) investiert. Das Ergebnis der Studie: Wenn man jährlich lediglich 4 Prozent seiner Ersparnisse aufbraucht, hat man nach 30 Jahren immer noch genügend Geld auf dem Konto.
Ein Beispiel: Kommst du im Jahr mit 40.000 € aus, musst du mit 40 Jahren ein Vermögen von einer Million Euro angespart haben, um davon 30 Jahre leben zu können. Entsprechend bräuchtest du schon zwei Millionen Euro, wenn du 80.000 Euro im Jahr ausgeben willst. Somit wird deutlich: Je weniger Geld du zum Leben benötigst, desto weniger musst du vorher sparen bzw. desto früher kannst du in Rente gehen.
Wie realistisch ist das Modell "Frugalismus"?
Angesichts vieler aktueller Unwägbarkeiten, einem in Teilen sogar negativen Zinsniveau sowie einer politisch wie wirtschaftlich eher fragilen Weltlage, kommen selbstverständlich Fragen auf. Ist es wirklich realistisch, mit Frugalismus das gewünschte Ziel zu erreichen? Oder jagt man mehr einem Luftschloss hinterher?
Denn was mathematisch durchaus richtig ist, muss im realen Leben noch lange nicht funktionieren. Um im Hier und Jetzt - wenn auch nur sparsam - über die Runden zu kommen, und dann auch noch ausreichend investieren zu können, brauchst du grundsätzlich erstmal ein überdurchschnittliches Einkommen. Frugalist*innen sparen je nach Lebensstil und Möglichkeiten zwischen 50 und 70 Prozent ihres Einkommens. Wenn du also bspw. 2.500 Euro netto monatlich zur Verfügung hast, sparst du davon jeden Monat mehr als 1.000 Euro. Am Ende entscheidet deshalb nicht nur die Frage, welchen Lebensstandard du dir selbst wünschst, sondern was für dich individuell auch möglich ist.
Frugalismus setzt neben Sparsamkeit letztendlich auf das funktionierende Prinzip von kontinuierlichem Wachstum in Kombination mit der Investition in Aktienmärkte. Risikoarme Sparanlagen, wie bspw. Sparbücher, Fest- und Tagesgeldkonten führen nicht (mehr) zum Ziel. Neben einem möglichst frühzeitigen "Sparstart" spielt das eingehende Risiko eine maßgebliche Rolle. Zwischenzeitliche Kursschwankungen, Bankenpleiten oder Aktiencrashs können das ganze Konstrukt ebenso so zum Scheitern bringen, wie eine krankheitsbedingte Berufsunfähigkeit in frühen Jahren, Naturkatastrophen oder Pandemien.
Ist die frühzeitige Rente mit Liegestuhl wirklich erstrebenswert?
Gemeinhin verbindet man mit Rente ja das Bild vom süßen Nichtstun. Am Ende eines oft harten und arbeitsreichen Leben soll nach 35 oder 40 Jahren der wohlverdiente und selbst bestimmte Ruhestand einkehren.
Amazon-Buchtipp: Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltestWeil die Lebenserwartung steigt, steigt auch das Renteneinstiegsalter. Insofern wäre im Zusammenhang mit Frugalismus eher die Frage zu stellen, inwieweit das klassische Ziel wirklich "Rente mit 40" ist. Vielleicht geht es vielmehr um die Frage, baldmöglichst nur noch solcher Arbeit nachgehen zu dürfen, die auch wirklich Freude bereitet.
Wenn du wissen willst, wie viel Rente du später erwarten darfst, schau doch hier mal vorbei. Und: Hier erfährst du alles, was du rund um deine Rente schon immer wissen wolltest.