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Alle Ausgaben im Blick und dabei sogar noch sparen: Das steckt hinter "Cash-Stuffing"

Bargeld vor der Kamera zählen und anschließend einsortieren: Im Internet gewinnt derzeit ein neuer Trend vor allem bei jungen Menschen an Beliebtheit. Damit soll Geld gespart werden.
"Cash-Stuffing" gilt als neuer Internet-Hit: Mit diesem Trick soll man gezielt Geld sparen können
"Cash-Stuffing" gilt als neuer Internet-Hit: Mit diesem Trick soll man gezielt Geld sparen können. (Symbolbild) Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Illustration
  • "Cash-Stuffing": Das steckt hinter dem viralen Spartipp
  • Populär im Netz: Darum ist der Trend jetzt so beliebt
  • Vor allem junge Leute sind von der Idee begeistert

In den vergangenen Jahren hat Bargeld vor allem bei jungen Menschen an Relevanz verloren, stattdessen wurde vielerorts das kontaktlose Bezahlen beworben. Jetzt könnte sich dieser Trend umdrehen - dank "Cash-Stuffing".

Einfaches Prinzip: Bargeld-Trend "Cash-Stuffing" geht viral 

Eine Menge Bargeld und durchsichtige Umschläge oder Folien: Das Prinzip von "Cash-Stuffing" ist simpel. Grundsätzlich geht es darum, die Ausgaben des Folgemonats im Voraus einzuplanen und festzulegen. Dafür heben sich Cash-Stuffer eine Menge Bargeld von ihrem Konto ab und legen anschließend individuell ein Budget für verschiedene Ausgabenbereiche fest: Lebensmittel, Versicherungen, Miete, Freizeit und mehr. Wie hoch das Budget ist, kann jeder individuell festlegen. Anschließend wird das Bargeld sortiert und in vorgefertigte Umschläge oder Klarsichtfolien gestopft - daher auch der Begriff "stuffing".

Somit ergibt sich ein klarer Überblick über das zur Verfügung stehende Geld. Das Budget reicht dann im Idealfall bis zum nächsten Monatsende aus. Ist ein Umschlag schon vor Monatsende bereits leer, muss das Geld entweder umgefüllt werden - oder bis zum Monatsende auf weitere Ausgaben in der entsprechenden Kategorie verzichtet werden.

Etwas komplizierter ist die Methode hinsichtlich der Fixkosten. Mietzahlungen oder Versicherungskosten beispielsweise werden ja zumeist direkt vom Konto überwiesen - und nicht bar bezahlt. Beim "Cash-Stuffing" wird der entsprechende Betrag deshalb kurz vor Monatsende wieder auf das eigene Konto zurückgelegt, damit eine pünktliche Abbuchung möglich ist. Das bedeutet jedoch einen Mehraufwand - einfacher ist es, das Budget für solche Fixkosten direkt auf dem Konto zu lassen.

Generation Z: Darum ist der Trend bei jungen Leuten beliebt

In den sozialen Netzwerken schwärmen viele Creator*innen allerdings von den Vorzügen dieser Methode. Mit einer Menge Bargeld und vorgefertigten Umschlägen zeigen sie ihren Follower*innen, wie das Prinzip funktioniert. Viele behaupten, somit weniger Geld verschwendet und sogar eingespart haben. Die Videos kommen gut an: Inzwischen erzielten Clips mit dem Hashtag "Cashstuffing" insgesamt über 840 Millionen Aufrufe auf TikTok.

Doch warum ist dieser Trend vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen so beliebt? Für viele junge Leute spielt "finanzielle Sicherheit" eine große Rolle im Leben, erklärt TikTok-Experte Adil Sbai gegenüber der Zeit. Einer Umfrage zufolge schaue sich jede vierte Person TikTok-Videos an, um dabei mehr über den Umgang mit Geld und Finanzen zu lernen.

Zudem gibt es den Menschen wohl das Gefühl, das Geld und die Ausgaben wortwörtlich selbst in der Hand zu haben. Daraus resultiert häufig ein sorgsamer Umgang mit dem Budget. "Der Weg zum bedachten Umgang mit Geld ist Geschmacksache", zitiert Focus Online den Finanzberater Mathias Lebdig. "Aber es ist wichtig und sinnvoll, sich mit seinen Einnahmen und Ausgaben auseinanderzusetzen".

Finanzen im Blick behalten - die Idee ist nicht neu 

Darüber hinaus gibt es aber auch Kritik an dem Trend. Er sei recht zeitaufwändig, bestätigt auch Anna vom TikTok-Kanal "budgetit". Für das Planen ihres Budgets benötige sie etwa eine halbe Stunde pro Monat, erklärt sie der Zeit. Hinzu kommt der Aufwand, das Geld zunächst abzuheben und gegebenenfalls für Fixkosten wieder einzuzahlen. Wer online einkaufen möchte oder sich im Ausland aufhält, profitiert ebenfalls kaum.

Ganz neu ist die Idee des "Cash-Stuffings" übrigens nicht. Ganz im Gegenteil: Früher war es üblich, dass Menschen ihren Lohn in Form von Bargeld ausgezahlt bekommen haben - und sich das Geld genau einteilen mussten. Viele Personen führen bis heute ein Haushaltsbuch. Darin werden sämtliche Ausgaben eines Monats eingetragen - ebenfalls mit der Absicht, die eigenen Ausgaben genau im Blick zu behalten.

Dafür gibt es inzwischen auch zahlreiche Apps. Auch Banken haben den Trend längst erkannt und bieten Online-Haushaltsbücher zur Verfügung. Dort können Nutzer*innen ihr Budget digital in Kategorien unterteilen.

Kritik: Geld sparen als Geschäftsmodell ausgenutzt

Der Finanzberater Sebastian Weißschnur berichtet gegenüber der Zeit, dass viele seiner Kund*innen den Trend erfolgreich umsetzen. Viele nehmen "Cash-Stuffing" als eine Challenge wahr - und sind somit motivierter, Geld zu sparen. Dabei fällt auf, dass sich scheinbar vor allem Frauen für den Trend interessieren. Auch in den Videos auf TikTok stehen vor allem Frauen vor der Kamera.

Amazon-Tipp: Zubehör für Cash-Stuffing ansehen

Häufig werben und verkaufen Creator*innen in solchen Videos zudem Produkte, die vermeintlich benötigt werden: Ringbücher, Pappkarten und mehr. Finanzberater Lebdig steht dem kritisch gegenüber: "Der gute Ansatz, wie man Geld sparen kann, wird hier als Geschäftsmodell genutzt."

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