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Geldsorgen im Alter

Altersarmut verhindern: Mit diesen 5 Regeln sicherst du dich für die Rente ab

Wenn die Rente im Alter knapp ausfällt, drohen unweigerlich Geldsorgen. Im Laufe des Lebens lohnt es sich daher vorzusorgen. Fünf Grundsätze können dir dabei helfen.
Geldsorgen im Rentenalter: Mit diesen 5 Regeln sicherst du dich für die Rente ab
Die gesetzliche Rente reicht oft kaum zum Leben. Wie kannst du dich gegen Altersarmut absichern? Foto: Marian Vejcik/colourbox.de (Symbolbild)
  • So funktioniert das umlagefinanzierte Rentensystem
  • Ab wann kann ich in Rente gehen?
  • So hoch ist die Durchschnittsrente
  • Deshalb haben Rentner Geldsorgen
  • 5 Regeln für ein Leben im Alter ohne Geldsorgen

Eigentlich soll die Rente im Anschluss an ein langes Arbeitsleben einen Ruhestand ohne größere Geldsorgen ermöglichen. Um Anspruch auf Rente zu erwerben, zahlst du während deiner Berufstätigkeit in das umlagefinanzierte Rentensystem ein. Das bedeutet, du baust als Beitragszahler in dieser Zeit kein Kapital für deine eigene Rente auf, sondern finanzierst mit deinen monatlichen Beiträgen die Rentenbezüge der aktuellen Rentenbezieher. Somit erwirbst du lediglich einen Anspruch auf deine spätere eigene Rente. Wie hoch deine Rente sein wird, hängt neben deinen aktiven Beitragsjahren noch von einigen anderen Faktoren ab. In der sog. Rentenformel werden Entgeltpunkte, Zugangsfaktor, Rentenartfaktor und aktueller Rentenwert miteinander multipliziert. Für alle ab dem Jahrgang 1964 Geborenen liegt das reguläre Renteneintrittsalter bei 67 Jahren. Wer die Altersrente bereits ab 63 in Anspruch nehmen möchte, hat die Möglichkeit, diese mit einem Abschlag von 0,3 Prozent pro Monat (bis zu 14,4 Prozent insgesamt) zu beziehen. Du kannst auch ohne einen solchen Abschlag vorzeitig in Rente gehen, wenn du eine Ausgleichszahlung leistest.

So hoch liegt die Durchschnittsrente

Nach aktuellen Angaben der Deutschen Rentenversicherung lag der durchschnittliche Gesamtrentenzahlbetrag zum 1.7.2021 bei monatlich 1.089 Euro. Solche Meldungen führen meist zu etwas verständnislosen Irritationen. Denn es sind Angaben, die sich eben nur auf den Durchschnitt von insgesamt zurzeit rund 21,2 Mio. Rentner*innen beziehen.

So herrschen allein schon (bei 9,1 Mio. männlichen und 12,1 Mio. weiblichen Rentenbezieher*innen) geschlechtsspezifisch deutliche Unterschiede in Bezug auf die jeweilige Rentenhöhe. Zwischen alten und neuen Bundesländern bestehen auch nach über 30 Jahren Wiedervereinigung noch Differenzen. 

Im Vergleich zu dem durchschnittlichen Gesamtrentenzahlbetrag fällt beispielsweise (zum 1.7.2021) die sog. Standardrente deutlich höher aus. Für die alten Bundesländer liegt diese bei 1.538,55 Euro brutto (1.369,31 Euro netto). Für die neuen Bundesländer werden 1.506,15 Euro brutto (1.340,47 Euro netto) ausgewiesen. Weil sich diese Angaben auf 45 Versicherungs- bzw. Beitragsjahre beziehen, die in der Realität kaum noch erzielt werden können, stimmen in dieser allgemeinen Form veröffentlichte Zahlen oft nicht mit der individuellen Situation überein.

Deshalb haben Rentner Geldsorgen

Die höheren Durchschnittswerte der Standardrente errechnen sich nur unter bestimmten Annahmen. So liegen hier die selten erreichten 45 Beitragsjahre zugrunde, in denen zusätzlich noch stets ein Durchschnittseinkommen erzielt werden muss, das in der Höhe aller Versicherten gelegen hat. Im Jahr 2021 lag das Durchschnittseinkommen laut Deutscher Rentenversicherung in Westdeutschland bei 3.461,75 Euro monatlich. Weil das Durchschnittseinkommen in Ostdeutschland etwas niedriger lag, fällt auch die dortige Standardrente um 32 Euro niedriger aus. Mit welcher Rente du im Alter rechnen darfst, hängt somit sehr entscheidend von deiner individuellen Erwerbsbiografie ab:

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  • Anzahl der Beitragsjahre: Berufseinstieg, Schul- und Studienzeiten zählen für die Rente!
  • Erzieltes Einkommen: Hier macht sich insbesondere für Frauen negativ bemerkbar, dass sie häufig in schlechter bezahlten (sozialen) Berufen angestellt sind, durch sog. Ausfallzeiten benachteiligt werden  und darüber hinaus insgesamt im Schnitt geringer entlohnt werden.
  • Ausfallzeiten: Arbeitslosigkeit, Krankheit, auch Zeiten der Kindererziehung werden als "Ausfalljahre" behandelt.
  • Tätigkeit in "alten" (West) oder "neuen" (Ost) Bundesländern 

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass vermehrt ein Szenario von Altersarmut gezeichnet wird. Denn neben den bereits aufgezählten Gründen spielt in einem umlagefinanzierten Rentensystem auch die demografische Entwicklung eine maßgebliche Rolle: Immer weniger beitragszahlende Arbeitnehmer müssen die Rentenansprüche einer steigenden Anzahl an Rentner*innen schultern. Schließlich ist noch zu berücksichtigen, dass in der Rentenformel über den Rentenwert die aktuelle Lohnentwicklung abgebildet wird. Eine sog. Schutzklausel (2009) soll dabei verhindern, dass bei negativer Lohnentwicklung Rentenkürzungen zu befürchten sind.   

So kannst du für das Alter vorsorgen

Grundsätzlich ist zu überlegen, ob die 1889 eingeführte Rentenversicherung nach über 130 Jahren noch in der bestehenden Form ihre zeitgemäße Berechtigung besitzt. Viele fordern beispielsweise den Wechsel zum sog. Kapitaldeckungsverfahren. Hier sparst du mit deinen Beiträgen ein individuelles Vermögen für deine private oder betriebliche Altersvorsorge an. Dieses Vermögen wird am Geldmarkt angelegt und im Alter mit den Erträgen wieder an dich ausgezahlt. Nach diesem Prinzip funktioniert bereits die zweite und dritte Ebene der Alterssicherung: die betriebliche und private Vorsorge. Schon lange ist klar, dass die gesetzliche Rente alleine einen Ruhestand ohne Geldsorgen nicht finanzieren kann. Deshalb gilt es, möglichst frühzeitig und in jungen Jahren mit der Vorsorge zu beginnen und dabei eine Kombination aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge zu wählen. 5 Regeln für ein Leben im Alter ohne Geldsorgen:

  1. Eine gute Ausbildung eröffnet Chancen für qualitativ hochwertige und gut bezahlte Jobs. Wer zudem frühzeitig in die Arbeitswelt einsteigt, legt eine solide Grundlage für die gesetzliche Rente.
  2. Eine betriebliche Altersvorsorge ergänzt die gesetzliche Rente. Seit dem 1. Januar 2020 existiert ein Freibetrag, bei dessen Überschreiten erst anteilig Krankenkassenbeiträge erhoben werden. Aktuell liegt dieser bei monatlich 164,50 Euro.
  3. Auch wenn in jungen Jahren der Verdienst noch nicht so üppig sein kann und die Lebenshaltungskosten (Familiengründung) hoch sind, lohnt sich dennoch ein frühzeitiger Einstieg mit kleinen Beträgen in Angebote des Geld- und Kapitalmarkts (Aktien- oder Fonds-Sparpläne). 
  4. Die Aufnahme von Schulden sollte von der Perspektive her eher investiv (Wohneigentum) als konsumtiv (Urlaubsreise) begründet sein. 
  5. Es ist zugegeben nicht etwas für jeden und jede: Frugalisten leben sparsam, konsumieren bewusst, wollen so frühzeitig finanziell unabhängig sein und versuchen, jede unnötige Ausgabe zu vermeiden. Ihr Ziel ist, es schon mit 40 Jahren geschafft zu haben, nicht mehr arbeiten zu müssen.

Natürlich: Diese Regeln stellen keine Garantie für einen Ruhestand ohne Geldsorgen dar. Vor dem Hintergrund der schon länger, auch schon vor Flutkatastrophe, Corona und dem aktuellen Krieg in der Ukraine problematischen und nicht nur ökonomischen Entwicklungen, bieten sie aber ein Gerüst und zeigen vor allem eins auf: Eigenverantwortung und frühzeitiges Kümmern sind bedeutende Faktoren. Darüber hinaus ist das Rentensystem in vielen Punkten reformbedürftig. Die Bedingungen haben sich seit seiner Entstehung dramatisch geändert und müssen dringend angepasst werden, wenn es als Ergänzung zu der unabdingbaren privaten Vorsorge langfristig funktionieren soll.      

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