• Herzinfarkt - Ursachen, Symptome und Behandlung 
  • Wie wurde die Studie durchgeführt?
  • Die Studie führte zu wichtigen Erkenntnissen
  • Was kannst du selbst tun, um das Herzinfarkt-Risiko zu reduzieren?

Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung beziffert die Zahl der Menschen, die jedes Jahr einen Herzinfarkt erleiden, auf etwa 300.000. Insgesamt betrachtet sterben mehr Männer als Frauen daran, wobei neuere Untersuchungen belegen, dass bei Frauen ein 1,5-mal höheres Risiko besteht, im ersten Jahr nach einem Herzinfarkt an den Folgen zu versterben. Die Wissenschaft sucht nach Möglichkeiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser erkennen und behandeln zu können. Eine neue Forschungsarbeit bringt nun die Möglichkeit ins Spiel, dass bestimmte Gene das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen könnten. Könnte eine Liste mit Risiko-Genen bei der Früherkennung und Entwicklung neuer Behandlungskonzepte den entscheidenden Vorteil bringen?

Herzinfarkt - Ursachen, Symptome und Behandlung 

Mediziner sprechen von einem Herzinfarkt, wenn der Herzmuskel nicht mehr genug durchblutet wird und damit nicht genug Sauerstoff erhält. Das birgt die Gefahr, dass Herzmuskelgewebe absterben kann, wenn die Durchblutung nicht binnen weniger Stunden wiederhergestellt wird. Die Blutversorgung des Herzens erfolgt über bestimmte Blutgefäße, die das Herz umschließen. Sie werden Herzkranz- oder Koronargefäße genannt. Bei einem Herzinfarkt sind diese Gefäße stark verengt oder sogar ganz verschlossen, zum Beispiel aufgrund einer Arterienverkalkung oder Arteriosklerose. Die Blutversorgung des Herzens ist damit stark eingeschränkt. Hauptursache der Gefäßverengungen sind meist Ablagerungen, die den Durchmesser in den Blutgefäßen immer weiter einschränken. Reißen diese Ablagerungen auf, können sich Blutplättchen anlagern und es kann zur Bildung eines Blutgerinnsels kommen. Das Gefäß verstopft und der Herzmuskel wird nicht mehr versorgt. Dies wird als koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet. Zu den eher seltenen Ursachen zählen zum Beispiel Verkrampfungen der Herzkranzgefäße.

Viele Menschen verspüren starke Schmerzen im Brustbereich, die länger als fünf Minuten andauern. Dabei können die Schmerzen auch weiter in den Bauch, in die Schulter oder Oberarme ausstrahlen. Häufig tritt ein Engegefühl in der Brust auf oder auch ein starkes Brennen. Die Deutsche Herzstiftung macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass sich die Schmerzen bei Frauen häufig anders darstellen. Manchmal fehlen die starken Schmerzen im Brustbereich und das Druck- und Engegefühl ist dominanter. Außerdem können sich unspezifische Symptome wie Kurzatmigkeit, Schweißausbrüche, Rückenschmerzen oder Übelkeit einstellen. Diese können jedoch auch bei Männern die Schmerzsymptome begleiten. 

Ein Herzinfarkt ist ein absoluter Notfall. Bei geringstem Verdacht sollte daher der Notdienst gerufen werden. Ansonsten geht wertvolle Zeit verloren, um die Schäden am Herzmuskel einzugrenzen. In der Notaufnahme wird zunächst ein Elektrokardiogramm (EKG) erstellt, mit der die Ausbreitung der Stromstöße im Herzmuskel gemessen und dargestellt werden können. Zusätzlich können noch bestimmte Eiweißstoffe im Blut bestimmt werden, wie zum Beispiel Troponin. Liegt ein Gefäßverschluss vor, wird dieser mithilfe eines Herzkatheters erweitert und eine Gefäßstütze, ein sogenannter Stent, eingesetzt. Dieses Implantat soll die Gefäße offen halten und verhindern, dass sie sich erneut verschließen. Sollte das behandelnde Krankenhaus über keine Herzkatheter-Abteilung verfügen, kann über die Blutbahn ein Medikament (Fibrinolytikum) injiziert werden, das die Auflösung des Blutgerinnsels herbeiführt. Betroffene werden dann schnellstmöglich in ein Krankenhaus mit Herzkatheter-Abteilung verlegt. 

Wie wurde die Studie durchgeführt?

Bisher verwendete Gentests können noch nicht routinemäßig eingesetzt werden, da ihre Ergebnisse noch zu ungenau sind. Hier sind noch Verbesserungen notwendig, die eine gezieltere Zuordnung von bestimmten Genen und ihren Auswirkungen sowie deren Einsatz in der Therapie untersuchen. Ziel dieser neuen Studie war es, bestimmte Risiko-Gene zu identifizieren, die koronare Herzkrankheiten begünstigen und Herzinfarkte auslösen können.

Die Forschungen wurden unter Mitwirkung eines Teams des Victor Chang Cardiac Research Institute, der Icahn School of Medicine am New Yorker Mount Sinai und anderer Standorte in Europa und den USA durchgeführt. Die Ergebnisse wurden anschließend in der Zeitschrift Circulation: Genomic and Precision Medicine veröffentlicht. Insgesamt nahmen 600 Patienten, die an einer koronaren Herzkrankheiten litten und 150 Patienten ohne koronare Herzerkrankungen an der Studie teil.

Alle Patienten hatten sich vorab einer Bypass-Operation der Herzkranzgefäße unterzogen oder wurden aus anderen Gründen am offenen Herzen operiert. Bei einer Bypass-Operation wird eine Umgehung der verengten Blutgefäße angelegt, damit das Herz wieder mit Blut versorgt wird. Unterstützt durch ein hochleistungsfähiges Computersystem wurden die Daten der Patient*innen analysiert und Informationen von Tausende von Genen gesammelt.

Die Studie führte zu wichtigen Erkenntnissen

Der Geschäftsführer des Victor Chang Cardiac Research Institute, Professor Jason Kovacic, fasst die maßgeblichen Ergebnisse wie folgt zusammen.

  1. Die Datenanalyse ermöglichte die Identifikation von 162 Risiko-Genen, die wahrscheinlich eine koronare Herzkrankheit auslösen können.
  2. Die Forschenden konnten die Hauptwirkungsorte dieser Gene im Körper lokalisieren. Dazu zählen zum Beispiel die arterielle Wand von Blutgefäßen, das Blut, die Skelettmuskeln, das Fett, die Leber, die Schaumzellen und Makrophagen. Schaumzellen und Makrophagen (weiße Blutkörperchen) stehen in Zusammenhang mit der Entstehung von Arteriosklerose. Liegt der Wirkungsort in der Leber, kann dies unter Umständen zu einem erhöhten Cholesterinspiegel führen. Wenn sich zu viel LDL-Cholesterin im Blut befindet, können Entzündungszellen mehr Cholesterinpartikel aufnehmen. Dies kann wiederum die Ablagerung von Cholesterin in der Gefäßwand begünstigen und eine Arteriosklerose verursachen. Wirken die Risiko-Gene hingegen im Blut, könnten hierdurch Entzündungen angefacht werden, die wiederum die Blutgefäße beeinträchtigen könnten. 
  3. Eine weitere Errungenschaft bestand darin, dass die insgesamt 162 Gene in eine Rangfolge gebracht werden konnten. Ausschlaggebend  für die Reihenfolge war dabei das Potenzial der Gene, zur Entstehung einer koronaren Herzkrankheit beizutragen.

Der Mediziner führt weiter aus, dass ein Aspekt besondere Aufmerksamkeit erregt hat. Das Gen PHACTR1, von dem die Wissenschaftler*innen zuvor schon vermuteten, dass es zu den Haupt-Risiko-Genen gehören könnte, stellt sich als eines der beiden wichtigsten Gene heraus, die eine koronare Herzerkrankung auslösen können. Es war bereits bekannt, dass dieses Gen mit Migräne, Verdickung der Arterienwände (fibromuskuläre Dysplasie) oder Rissen in der Gefäßwand eines Herzkranzgefäßes (spontane Koronardissektion) in Zusammenhang steht. Aber bisher haben Forschende weltweit noch nicht verstanden, wie PHACTR1 genau funktioniert. Ein Umstand, den Professor Kovacic unbedingt ändern möchte. Die verfeinerte Prioritätenliste der Risiko-Gene, die für die Entstehung von koronaren Herzkrankheiten verantwortlich sind, ebnen den Weg für genauere Gentests und gezieltere Therapien. Zukünftige Studien können zudem auf verbesserte Daten zurückgreifen und wesentlich zielgenauer forschen. Zudem können Mediziner besser nachvollziehen, wie die Erkrankung entsteht

Was kannst du selbst tun, um das Herzinfarkt-Risiko zu reduzieren?

Neben einigen Risikofaktoren, die du nicht beeinflussen kannst, wie zunehmendes Alter, männliches Geschlecht, genetische Veranlagung oder Veränderungen im Hormonspiegel gibt es auch einige Faktoren, die du selbst steuern kannst. Hierzu zählen laut Deutscher Herzstiftung:

  • Verzichte auf das Rauchen: Tabakrauch schädigt die Blutgefäße, weil es die Innenwände der Gefäße angreift. Somit erhöht sich die Gefahr, dass sich noch mehr Kalk und Fett anlagert und die Gefäße sich verschließen. Dazu gehört auch das Passivrauchen. 
  • Messe regelmäßig den Blutdruck: Erhöhter Blutdruck kann die Gefäße schädigen. Das Tückische an hohem Blutdruck ist, dass er anfangs so gut wie keine Beschwerden macht. Auch junge Menschen können an Bluthochdruck leiden, weshalb eine regelmäßige Kontrolle wichtig ist. Achtung, auch Stress kann hohen Blutdruck auslösen!
  • Behalte deine Cholesterinwerte im Blick: Erhöhte LDL-Cholesterinwerte vergrößern die Gefahr einer Arterienverkalkung. Ein Bluttest gibt Auskunft über die verschiedenen Cholesterinwerte
  • Halte deine Blutzuckerwerte im Normbereich: Erhöhte Blutzuckerwerte können zu Diabetes mellitus Typ 2 führen, das zu den wichtigsten Risikofaktoren für Arteriosklerose und die koronare Herzkrankheit zählt. 
  • Bewege dich regelmäßig: Zu wenig Bewegung kann zu Übergewicht führen und erhöht damit die Gefahr, an Diabetes mellitus zu erkranken, einen erhöhten Blutdruck zu entwickeln oder erhöhte Cholesterinwerte zu riskieren.
  • Achte auf eine ausgewogene Ernährung: Schon wenige Änderungen im Ernährungsstil können sich günstig auswirken. Insbesondere auf die Auswahl der Fette solltest du verstärkt achten. Weniger gesättigte Fette (in Fleisch, Milchprodukten oder gehärteten Pflanzenölen) zu konsumieren und auf Transfette (in Keksen, Crackern, Fast Food) zu verzichten, sind hilfreiche Maßnahmen. Zudem solltest du mehr Omega3-Fettsäuren in die Ernährung integrieren, die sich in fettem Fisch oder in Algenölen befinden. Außerdem solltest du auf mehr ballaststoffreiche Ernährung achten und Kohlenhydrate aus Zucker oder Weißmehl reduzieren