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Neue Studie: Corona erhöht das Herzinfarktrisiko - auch bei mildem Verlauf

Dass das Herzinfarktrisiko nach einer Covid-19-Infektion steigt, ist bekannt. Eine neue Studie legt nahe, dass es keinesfalls nur Menschen mit Vorerkrankungen und schweren Krankheitsverläufen trifft.
Das Herzinfarktrisiko steigt durch eine Corona-Infektion. Symbolbild: pixabay.de
Das Herzinfarktrisiko steigt durch eine Corona-Infektion - und zwar für mindestens ein Jahr. Auch sonst gesunde Menschen kann es treffen. Symbolbild: pixabay.de
  • Neue Studien zeigen: Gefahr eines Herzinfarktes nach einer Corona-Infektion deutlich erhöht
  • Herzinfarktrisiko steigt auch bei sonst gesunden Menschen und symptomlosen Infektionen
  • Seit Beginn der Corona-Pandemie werden die Verläufe von Herzinfarkten deutlich schwerer 
  • Gleichzeitig werden weniger Herzinfarkte im Krankenhaus behandelt 
  • Kardiologe appelliert: "Wenn Sie krank sind, gehen Sie unbedingt zum Arzt!" 

Viruserkrankungen können kurzfristig zu Herzproblemen führen. Auch über das Coronavirus ist bekannt, dass es neben der Lunge auch das Herz angreifen kann. Nun haben Forscher laut einem Bericht im Spiegel aber etwas Neues über die möglichen Folgen einer Covid-19-Infektion herausgefunden. Und das gibt Anlass zur Besorgnis. 

Herzinfarktrisiko: Nach Corona-Infektion mindestens 1 Jahr lang erhöht

Neuen Studien zufolge kann die Gefahr, nach einer Corona-Infektion einen Herzinfarkt zu bekommen, für ein Jahr anhalten. Möglicherweise sogar noch länger. Und: Sogar gesunde Menschen ohne Vorerkrankungen könnten betroffen sein.

Forschende aus Singapur veröffentlichten kürzlich eine Fallserie in der Fachzeitschrift "Annals". Darin verglichen sie die Daten von drei relativ jungen Infarktopfern miteinander. Alle drei waren Nicht-Raucher und litten weder unter Bluthochdruck noch unter Diabetes. Aber: Alle drei hatten im Frühjahr 2020 eine symptomlose Covid-19-Infektion durchgemacht, wie eine Untersuchung der Antikörper ergab.
Die Ärzt*innen kamen zu einem beunruhigenden Schluss: „Unsere Fallserie legt nahe, dass ein lebensbedrohlicher Herzinfarkt bei ansonsten gesunden Patienten nach einer asymptomatischen Covid-19-Infektion unerwartet auftreten kann,“ schrieben sie.

Die Studie aus Singapur ist nicht die erste Untersuchung, die sich mit den Folgen einer Corona-Infektion auf das Herz-Kreislauf-System befasst. Es gibt bereits mehrere Studien, die belegen, dass das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen, Herzinfarkt oder plötzlichem Herztod, aber auch für Herzrhythmusstörungen und Schäden am Herzmuskelgewebe im Jahr nach der Infektion deutlich erhöht ist. Eine im Februar in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlichte Untersuchung zeigte auf, dass in dem Jahr nach einer Corona-Infektion 45 zusätzliche Fälle von Herz- und Gefäßkrankheiten pro 1000 Infizierte auftreten. Bei etwa der Hälfte davon handelt es sich um schwere Komplikationen wie Herzinfarkte.

Milder oder schwerer Verlauf? - Das Herzinfarktrisiko bleibt gleich

Die Forschenden hatten 1355 von Corona Genesene untersucht und dabei festgestellt, dass es keinen Unterschied machte, ob die Infektion schwer oder mild verlaufen war. Das Risiko, Herz- und Gefäßerkrankungen davonzutragen, gelte für jeden Menschen, der die Infektion durchgemacht hat und bestehe damit unabhängig von der Schwere der Erkrankung.

Da sich beide Studien fast ausschließlich auf ungeimpfte Menschen beziehen, ist derzeit noch nicht klar, welchen Einfluss die Corona-Impfung auf das Herzinfarktrisiko hat.

Herzinfarkte fallen wegen Corona schlimmer aus

Doch nicht nur das Coronavirus selbst sorgt für mehr Herzinfarkte. Auch indirekt wirkt sich die Pandemie auf die Gesundheit der Menschen aus. Im Jahr 2020 wurden bis zu 40 Prozent weniger Herzinfarkte im Krankenhaus behandelt. "Das gibt Grund zur Sorge, denn das bedeutet nicht, dass auch weniger Menschen einen Herzinfarkt erlitten haben, sondern dass diese vermutlich zu Hause ausgehalten wurden", erklärt Prof. Dr. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie - Helios Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig. Gleichzeitig gab es einen Anstieg von schweren Verläufen nach einem Herzinfarkt. "Wir haben einige Patienten gesehen, die schwere Komplikationen nach einem Herzinfarkt entwickelt haben, die wir in dieser Form in den vergangenen Jahren nicht mehr gesehen haben", berichtet der Kardiologe. Das liege vor allem daran, dass Patienten mit Symptomen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus erst später zu einem Arzt gegangen seien. 

Bereits in der ersten Corona-Welle gab es rund 30 Prozent weniger Patienten in den Notaufnahmen. Gleichzeitig war der Verlauf eines Herzinfarktes deutlich schwerer. Dies sei ein Grund, warum die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit 2020 laut dem Deutschen Ärzteblatt gestiegen sei, sagt Thiele. Der Kardiologe rät deshalb, die eigene Gesundheit ernst zu nehmen und Notaufnahmen aufzusuchen: "Wenn Sie krank sind, gehen Sie bitte unbedingt zum Arzt!" 

Ähnlich wie eine Grippe kann auch eine Covid-19 Erkrankung einen Herzinfarkt begünstigen. Eine Corona-Infektion kann aber auch eine Herzmuskelentzündung hervorrufen. "Wir haben Patienten gesehen, bei denen durch Covid-19 ein Herzinfarkt ausgelöst wurde. Es gibt aber auch Patienten, bei denen eine Herzmuskelentzündung, eine sogenannte Myokarditis, diagnostiziert wurde" berichtet Holger Thiele. "Diese Form der Herzerkrankung heilt nur langsam - und teilweise nur mit Folgeschäden aus." Den besten Schutz biete die Corona-Impfung, die der Kardiologe insbesondere Herzpatienten empfiehlt: "Erste Untersuchungen zeigen, dass die Krankheit bei geimpften Menschen deutlich milder verläuft." 

Mögliche Anzeichen für einen Herzinfarkt sind: 

  • Enge im Brustkorb 
  • Brustschmerzen, die auch in den Arm, Unterbauch oder Schulterbereich ausstrahlen können 
  • Kurzatmigkeit oder Atemnot 
  • Schwindel 
  • Erbrechen 
  • Unwohlsein 
  • Unruhe 
  • Schweißausbrüche 

Covid-19-Erkrankung kann Herzinfarkt begünstigen: Symptome so schnell wie möglich abklären 

Wichtig ist es, die Symptome so schnell wie möglich bei einem Kardiologen oder einer Fachklinik abzuklären, um einen schweren Krankheitsverlauf vorzubeugen. Die Angst vor einer Behandlung im Krankenhaus ist unbegründet. In vielen Kliniken wurde ein umfassendes Sicherheitskonzept etabliert. "In allen Helios-Einrichtungen testen wir alle stationären Patienten bei der Aufnahme auf Covid-19. Die hohe Impfbereitschaft unter den Mitarbeitern trage ebenfalls dazu bei, das Infektionsrisiko zu minimieren. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Coronavirus im Krankenhaus anzustecken ist daher sehr gering", erklärt Prof. Dr. Andreas Meier-Hellmann, Helios Geschäftsführer Medizin. 

Auch während der Hochphase der Pandemie wurden schwer kranke Patienten behandelt und nur jene OP-Termine verschoben, die gesundheitlich vertretbar waren. "Kein Patient muss Angst haben, von uns abgewiesen zu werden. Lassen Sie Brustschmerzen umgehend abklären, um mögliche schwerwiegende Krankheitsverläufe zu verhindern", appelliert auch Meier-Hellmann. 

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