In den USA ist der Einsatz von sogenannten monoklonalen Antikörpern im Kampf gegen Corona bereits genehmigt. Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte die Mittel in höchsten Tönen gelobt. In Europa wird das Medikament derzeit noch von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) geprüft. Das deutsche Gesundheitsministerium hat trotz fehlender Zulassung für den breiten Gebrauch bereits Chargen des Antikörper-Medikamentes eingekauft. Es soll an Unikliniken zum Einsatz kommen.
Doch wie funktioniert das Corona-Medikament überhaupt und wann kann es in der Behandlung einer Covid-19-Infektion zum Einsatz kommen? Wir haben die wichtigsten Fragen für Sie zusammengestellt.
Antikörper-Medikament soll schweren Corona-Verlauf verhindern: Wie funktioniert es?
Was sind das für Antikörper?
Monoklonale Antikörper werden im Labor hergestellt und sollen das Virus nach einer Infektion außer Gefecht setzen. Monoklonal bedeutet, dass die eingesetzten Antikörper alle gleich sind und das Virus an einem fest definierten Ziel angreifen. Im Unterschied dazu bildet der menschliche Körper nach einer Impfung einen Mix an Antikörpern, die an das Virus an verschiedenen Stellen binden können. Fachleute sprechen in diesem Fall von polyklonalen Antikörpern.
FFP2-Masken jetzt bei Amazon anschauenWelche Mittel sind in den USA bereits im Einsatz?
Die US-Firma Regeneron mischt für ihren Antikörper-Cocktail gegen Covid-19 zwei monoklonale Antikörper. Sie richten sich gegen zwei Regionen des Spike-Proteins auf der Oberfläche des Virus Sars-CoV-2. Der Vorteil der Mischung sei, dass so die Wahrscheinlichkeit steige, dass mindestens ein Antikörper bei jeder speziellen Anwendung auch wirklich wirksam sein könne, erklärte die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek im NDR-Podcast "Coronavirus-Update". Das Mittel der US-Firma Eli Lilly enthält im Gegensatz dazu nur einen monoklonalen Antikörper. Sowohl Regeneron als auch Eli Lilly haben seit November eine US-Notfallzulassung für ihre Medikamente.
Für welche Patienten sind die Medikamente gedacht?
Beide Mittel dürfen in den USA zur Behandlung von Patienten ab zwölf Jahren eingesetzt werden, bei denen das Risiko besteht, dass sie schwere Covid-19-Symptome entwickeln. Die Medikamente können laut der US-Arzneimittelbehörde FDA die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs senken. Patienten, die sich im Krankenhaus befinden oder Sauerstoff benötigen, dürfen das Medikament nicht bekommen. Am stärksten profitierten Regeneron zufolge Probanden, deren Immunsystem noch keine eigenen Antikörper gegen das Virus gebildet hatte. Innerhalb der ersten zehn Tage nach Infektion habe es in Studien die besten Ergebnisse gegeben, sagte FDA-Chef Stephen Hahn. Es gebe aber insgesamt noch nicht ausreichend Daten, sagen viele Wissenschaftler.
Wie wirken diese Antikörper gegen Covid-19?
Die Antikörper sollen verhindern, dass das Virus in die Zelle eintreten kann. Die Behandlung führt Regeneron zufolge zu einer Reduzierung der Viruslast, also der Menge an nachweisbaren Viren, und zu einem rascheren Abklingen der Symptome.
Was hat der ehemalige US-Präsident Trump damit zu tun?
Nachdem sich Trump im Oktober mit dem Coronavirus infiziert hatte, wurde er - unter anderem - mit dem Antikörper-Cocktail von Regeneron behandelt. Zum damaligen Zeitpunkt war das Mittel in den USA noch nicht zugelassen. Nach seiner vergleichsweise raschen Genesung bezeichnete Trump den Cocktail öffentlich als "Wunder" und "Heilmittel" und versprach, es in kürzester Zeit weitreichend verfügbar machen zu wollen.
Wie beurteilen Wissenschaftler die Antikörper?
Viele Forscher waren deutlich skeptischer. Unter anderem, weil sich gezeigt hatte, dass die Antikörper bei einer fortgeschrittenen Covid-19-Erkrankung wohl nicht wirklich helfen können.