- Nieren: Ein raffiniertes Filtersystem entgiftet unseren Körper
- Die Nieren - Hochleistungsorgane mit vielfältigen Aufgaben
- Was passiert, wenn die Nierenfunktion gestört ist?
- Auf diese Risikofaktoren und Alarmsignale solltest du achten
Die Nieren gehören zu den lebenswichtigen Organen unseres Körpers und übernehmen viele verschiedene Funktionen. Häufig werden Nierenerkrankungen jedoch erst sehr spät bemerkt, da viele Erkrankungen wenige bis keine Schmerzen verursachen. Gute Vorsorge is deshalb äußerst wichtig, um langhaltende Nierenschäden und Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Nieren: ein raffiniertes Filtersystem entgiftet unseren Körper
In der Regel hat ein Mensch zwei Nieren, die bohnenähnlich aussehen und etwa die Größe einer geballten Faust besitzen. Sie befinden sich rechts und links der Wirbelsäule, wobei die rechte Niere aufgrund ihrer Nähe zur Leber etwas tiefer liegt. Sie befinden sich atemabhängig unterhalb des Rippenbogens und sind teilweise von Rippen geschützt. Oberhalb der Nieren sitzt - wie eine Mütze - jeweils eine Nebenniere, die wichtige Funktion in der Hormonproduktion übernehmen.
Wenn du dir die Nieren wie eine Bohne vorstellst, dann zeigt der nach innen gewölbte Bereich Richtung Wirbelsäule. In der Mitte dieser Einbuchtung liegt der sogenannte Nierenhilus, wo Blutgefäße, Lymphbahnen und Nerven ein- und austreten. Daneben befindet sich hier auch die Stelle, wo die Harnleiter (Ureter) die Nieren auf beiden Seiten verlassen.
Die hochempfindlichen Nieren sind von einer Außenhülle aus Fett oder Bindegewebe umgeben, die als Nierenkapseln bezeichnet werden. Sie schützen die Organe vor äußeren Verletzungen und Stößen, halten sie stabil in ihrer Position und verankern sie im umgebenden Gewebe.
Der innere Aufbau der Nieren teilt sich in drei Bereiche:
- Die Nierenrinde (Cortex renalis) bildet die äußere Schicht, in der sich pro Niere etwa 1,5 Millionen Nierenkörperchen (Nephrone) befinden. Hier befindet sich der eigentliche Filterbereich der Nieren.
- Zur Mitte hin schließt sich der zweite Bereich an, das Nierenmark. Hier verlaufen Blutgefäße und Nierenkanälchen (Tubuli). Diese kannst du dir wie ein röhrenartiges Transportsystem vorstellen. Wichtigste Aufgabe der Nierenkanälchen ist, dem Primärharn wichtige Substanzen wieder zu entziehen und zurück in den Blutkreislauf einzuspeisen. Diese Transportkanäle vereinigen sich wiederum in sogenannten Sammelrohren, welche in die Nierenkelche münden.
- Das Endfiltrat wird hierüber in den dritten Bereich, das Nierenbecken, geleitet. Hier gelangt der Harn über die Harnleiter schließlich in die Blase und wird über die Harnröhre ausgeschieden.
Die Nieren - Hochleistungsorgane mit vielfältigen Aufgaben
Die Nieren...
... reinigen unser Blut und produzieren den Harn.
Durch unterschiedliche Filterprozesse reinigen die Nieren unser Blut vor sogenannten harnpflichtigen Substanzen und Giftstoffen, die sich sonst im Körper anreichern und ihn schädigen könnten. Diese Substanzen sind teilweise Produkte verschiedener Stoffwechselprozesse. Hierzu zählen insbesondere Stoffe wie Ammoniak, Kreatinin, Harnstoff oder Harnsäure. Aber auch bei der Verarbeitung von Medikamenten im Körper werden giftige Stoffe freigesetzt, die über den Harn ausgeschieden werden müssen. Ohne diese wichtige Filterfunktion des Blutes würde unser Körper mit schädlichen Stoffen vergiftet.
... sorgen für einen ausgeglichenen Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt.
In den Nieren werden unter anderem Hormone produziert, die den den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt beeinflussen. Je nach Bedarf regeln die Nieren die Ausscheidung oder das Zurückhalten von Wasser und Salzen (Elektrolyten). Auf diese Weise werden Volumen und Konzentration des Zwischenzellraumes konstant gehalten.
... gewinnen wichtige Stoffe zurück.
In den Nieren wird zunächst das komplette Blut gefiltert. Dabei können auch Salze, Aminosäuren (die Baustoffe der Proteine) und Zucker verloren gehen und werden in einem zweiten Schritt wieder zurückgewonnen.
... regeln den Blutdruck.
Da die Nieren auch den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt regulieren, wird auch Blutdruck beeinflusst. Im Mittelpunkt steht hier ein ineinander geschaltetes System von verschiedenen Hormonen und Enzymen, das als Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) bezeichnet wird.
... sind an der Produktion von Hormonen und Enzymen beteiligt.
Neben den blutdruckregulierenden Hormonen bilden die Nieren noch weitere Hormone. Hierzu zählen Erythropoetin (EPO), welches an der Bildung roter Blutkörperchen (Erythrozyten) beteiligt ist. EPO ist auch als Dopingmittel im Sport bekannt geworden und erlangte dadurch zweifelhaften Ruhm. Daneben entsteht in den Nieren auch das hormonähnliche Vitamin D, welches in den Nieren in seine aktive Form (Calcitriol) umgewandelt wird.
... steuern den Säure-Basen-Haushalt.
Auch bei den sauer oder basisch reagierenden Ionen wie z. B. Wasserstoff oder Bicarbonat haben die Nieren eine Regelungsfunktion und können dadurch Puffermechanismen des Körpers unterstützen. Im Zusammenspiel mit der Atmung halten sie somit das Säuren-Basen-Gleichgewicht des Körpers aufrecht. Hierbei reagiert die Lunge allerdings über die Abatmung von Kohlendioxid (CO2) wesentlich schneller auf Verschiebungen des Blut-pH-Wertes als die Nieren. Dafür können sie eine größere Menge regulieren.
Was ist eigentlich Urin?
Nachdem die notwendigen Substanzen wieder dem Primärharn entzogen wurden, bleibt schließlich der Endharn oder Urin übrig. Dieser besteht zu etwa 95 % aus Wasser und verschiedenen Substanzen, die darin gelöst sind. Dazu zählen:
- Elektrolyte, vor allem Natrium, Kalium und Chlorid
- Harnpflichtige Substanzen wie z.B. Harnstoff als Abbauprodukt aus dem Eiweißstoffwechsel, Harnsäure als Abbauprodukt aus dem Purinstoffwechsel oder Kreatinin als Abbauprodukt der Säure Kreatin, die die Muskeln mit Energie versorgt
- Hormone
- Wasserlösliche Vitamine
- Von außen zugeführte Gifte (exogene Toxine)
- Farbstoffe (Urochrome), die dem Urin seine gelbliche Farbe verleihen
Was leisten die Nieren pro Tag?
Die Nieren filtern enorme Blutmengen, was folgende Zahlen eindrucksvoll deutlich machen:
- Pro Minute fließen etwa 1,2 Liter Blut durch die Nieren.
- Pro Tag entspricht das etwa 1.800 Litern Blut.
- Nach der ersten Filterung entsteht zunächst der sogenannte Primärharn, der etwa 180 Liter am Tag ausmacht.
- Dem Primärharn werden jedoch wieder für den Körper wichtige Stoffe entzogen wie Wasser, Eiweiß und Zucker.
- Letztendlich verbleibt nach der Rückgewinnung noch etwa 1,8 Liter Harn, der pro Tag über die Harnleiter an die Blase weitergeleitet und hier ausgeschieden wird.
Was passiert, wenn die Nierenfunktion gestört ist?
Die Nieren sind wichtige Filterstationen unseres Körpers und entsorgen unter anderem schädliche Giftstoffe. Einmal zerstörtes Nierengewebe kann sich nicht selbst regenerieren und bleibt für immer funktionsunfähig. Fällt die Nierenfunktion dauerhaft aus, vergiftet der Körper sich selbst. Ohne eine Nierenersatztherapie wie Dialyse oder Nierentransplantation tritt ein lebensbedrohlicher Zustand ein.
Allerdings können eingeschränkt funktionierende Nieren noch lange ihre Arbeit leisten. Zu Beginn sind die Krankheitsanzeichen nur gering ausgeprägt und Patient*innen schreiben sie häufig anderen Erkrankungen zu. Manche Menschen verspüren sogar gar keine Symptome.
Ein Laborwert gibt Auskunft über den Zustand der Nieren:
Bei der Glomerulären Filtrationsrate (GFR) handelt es sich um die wichtigste Größe zur Abschätzung der Nierenfunktion. Sie gibt an, wie gut die Nieren das Blut reinigen. Normal funktionierende Nieren haben eine GFR von 90 bis 130 Milliliter pro Minute. Übersetzt bedeutet dies, dass eine gesunde Niere pro Minute mindestens 90 Milliliter Blut reinigt und Stoffe über die Harnleiter ausleitet.
Stadium I: Hier treten meist noch keine Symptome auf. Auch die Blutwerte für den harnpflichtigen Stoff Kreatinin befindet sich noch im normalen Bereich. Zu hohe Kreatininwerte können unter anderem auf eine Nierenschwäche hinweisen. In diesem Stadium kann es bereits zu einer erhöhten Eiweißausscheidung kommen und es können Veränderungen an den Nieren bei einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) entdeckt werden.
Stadium II: Blutuntersuchungen können noch normal ausfallen, jedoch zeigen sich bei weiterführenden Untersuchungen schon erste Veränderungen. Hierzu zählen Ultraschalluntersuchungen der Nieren, Eiweißmessungen im Urin oder die sogenannte Kreatinin-Clearance.
Stadium III: In dieser Phase werden auch die Blutwerte auffällig und weisen erhöhte Kreatinin- und Harnstoffwerte auf. Die Patient*innen leiden zunehmend unter hohem Blutdruck, sie sind nicht mehr so leistungsfähig und ermüden schneller. Für Menschen, die Medikamente einnehmen, kann eine Dosisanpassung notwendig werden, da die Ausscheidungsfunktion beeinträchtigt ist und Nebenwirkungen eintreten können.
Stadium IV: Zahlreiche Nierenzellen sind bereits jetzt funktionsunfähig. Betroffene spüren, dass der gesamte Organismus in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie haben weniger Appetit, sind müde oder leiden unter Erbrechen und Übelkeit. Zudem können sie Nervenschmerzen, Juckreiz und Knochenschmerzen verspüren und es kommt vermehrt zu Wassereinlagerungen (Ödeme), weil zu wenig Salz und Wasser ausgeschieden wird.
Stadium V: Hier sprechen Fachleute von der terminalen Niereninsuffizienz. Ohne Blutwäsche (Dialyse) würde der Körper innerlich vergiften. Trotz Dialyse kann es zu einer gelblichen Hautfärbung der Haut und zu Juckreiz kommen. Substanzen, die eigentlich über den Urin ausgeschieden werden sollen, lagern sich jetzt zunehmend in der Haut ein.
Eine Nierentransplantation ist die letzte Option
Ist nur eine Niere betroffen und die Patient*innen leiden an keinen gravierenden Erkrankungen, kann die andere Niere die Funktion mit übernehmen. Sind beide Nieren funktionsunfähig, kann nur die Transplantation eines Spenderorgans ein dauerhaftes Überleben ohne Dialyse ermöglichen. Wenn keine Organspende von einem bereits verstorben Menschen zur Verfügung steht, was meistens der Fall ist, kann auch eine Lebendnierenspende erfolgen. Hierbei können Familienangehörige oder Personen, die mit den Erkrankten in besonderer Weise verbunden sind, eine Niere spenden.
Hinweis: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt bekannt, dass 2020 in Deutschland 7.338 Menschen auf der Warteliste für eine Nierentransplantation standen. Insgesamt erhielten 2020 1.909 Erkrankte eine neue Niere, von denen 450 aus einer Lebendorganspende stammten.
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Auf diese Risikofaktoren und Alarmsignale solltest du achten
Wird eine Nierenschwäche rechtzeitig erkannt, kann die Behandlung frühzeitig einsetzen. Dadurch kann der Krankheitsverlauf verlangsamt werden und Patient*innen gewinnen wertvolle Lebenszeit. Da viele Nierenerkrankungen keine Schmerzen verursachen, ist eine gute Vorsorge wichtig. Generell verringert sich die Nierenleistung ab dem 30. Lebensjahr kontinuierlich. Das kann dann zu Problemen führen, wenn folgende Risikofaktoren dazu kommen.
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Arteriosklerose
- Übergewicht
- Autoimmunerkrankungen
- Rauchen
- salz- und zuckerreiche Ernährung
- rezeptfreie Medikamente wie bestimmte Schmerzmittel
Bluthochdruck, Diabetes und Arteriosklerose können auf Dauer die sehr feinen Blutgefäße schädigen, die sich auch in den Nieren befinden. Wenn du unter starkem Übergewicht leidest, können gleich mehrere Faktoren zusammenkommen. Zudem können sich im Fettgewebe des Bauchraums entzündungsfördernde Hormone bilden, die Schäden an den Nieren hervorrufen können. Mittlerweile leiden auch immer mehr Kinder an Übergewicht oder entwickeln schon in jungen Jahren Diabetes Typ II. Sie sind besonders gefährdet, auf eine Blutwäsche angewiesen zu sein.
Bei Menschen, die an bestimmten Autoimmunerkrankungen leiden, können auch die Nieren in Mitleidenschaft gezogen werden. Hier ist vor allem die Glomerulonephritis zu nennen, bei der sich die kleinen Filtereinheiten entzünden. Aber auch Entzündungen der Gefäße (Vaskulitiden) und Erkrankungen des Bindegewebes (Kollagenosen) sind mögliche Risikofaktoren für eine spätere Nierenschwäche.
Raucher*innen setzen ihren Nieren besonders zu, denn die Filterfunktion leidet unter dem Nikotinkonsum. Hiervon sind besonders Diabetiker betroffen, aber auch bei gesunde Menschen kann Tabakkonsum die Nieren schädigen. Als Ursache geben Fachleute an, dass Rauchen den Blutdruck in die Höhe treibt, was wiederum einen gravierenden Risikofaktor für Nierenschäden darstellt. Erhöhter Zucker- und Salzkonsum stellt ebenfalls eine Belastung für die Nieren dar, da sie diese Stoffe vermehrt gefiltert werden müssen.
Auf diese frühen Anzeichen einer Nierenerkrankung solltest du achten:
- Flankenschmerz oder ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen. Hier können Nierensteine oder ein Harnwegsinfekt vorliegen.
- Der Blutdruck erhöht sich oder lässt sich zunehmend schwer einstellen. Die Blutdruckregulation wird wesentlich durch die Nieren und deren Hormone beeinflusst, sodass erhöhte Werte hiermit in Zusammenhang stehen können.
- Wassereinlagerungen (Ödeme) an den Beinen, um die Augen (Lidödeme) oder sogar am ganzen Körper können auftreten.
- Der Urin kann sich rot färben. Hier kann Blut im Urin enthalten sein, der auf eine Entzündung oder Funktionsstörung hindeuten kann. Aber auch bestimmte Lebensmittel wie Rote Beete können dem Urin eine rötliche Farbe verleihen.
- Der Urin kann schäumen. Dies kann ein Hinweis auf mögliche Eiweißausscheidung ein, die auf eine mögliche Nierenschädigung hinweisen kann.
Wichtig: Wenn du diese Unregelmäßigkeiten bei dir feststellst, solltest du dir hausärztlichen Rat einholen. Ein Blut- oder Urintest sowie eine Ultraschalluntersuchung können wichtige Hinweise auf eine mögliche Nierenerkrankung liefern und Folgeschäden vermieden werden.
Entdecke hier unsere Rezepte für Fränkische KlassikerSo kannst du deine Nieren stärken
Was kannst du tun, um die lebenswichtigen Organe zu unterstützen?
- Zu einer nierenfreundlichen Lebensführung gehören ein gesundes Körpergewicht und der Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Süßstoffe.
- Achte auf einen gesunden Lebensstil und folge den Empfehlungen der mediterranen Ernährung, die auf dem Essen von viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Olivenöl, mäßigem Fisch- und wenig Fleischkonsum beruht.
- Zudem solltest du achtsam mit der Einnahme bestimmter Medikamente umgehen.
- Zur Sicherheit solltest du regelmäßig deinen Blutdruck und deinen Blutzucker messen lassen. Dieser Service wird auch von Apotheken angeboten.
- Nimm alle drei Jahre den Check-up 35 wahr, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Hier sind neben der körperlichen Untersuchung auch Blut- und Urintests enthalten.
- Wenn du eines der oben genannten Alarmsignale bei dir feststellst, solltest du dich ärztlich untersuchen lassen, um möglichen Folgeschäden vorzubeugen.