Sebastian Lege hat in einer ZDF-Dokumentation verschiedene deutsche Gerichte unter die Lupe genommen und dabei einen Milliardenmarkt in der Lebensmittelindustrie entlarvt. Die Küchenmeisterin und Hotelfachfrau Elisabeth Albrecht geht davon aus, dass 70 % der deutschen Restaurants Convenience-Produkte, wie beispielsweise Fertigsoßen, verwenden.
Der deutsche Koch hat außerdem bereits Asia-Restaurants überprüft und hierbei erschreckende Erkenntnisse über Krabbenchips & Co. gesammelt.
Die Tricks der deutschen Küche
1. Der Belag-Trick
In sehr vielen Restaurants, Imbissen und Cafés in Deutschland findet man heutzutage Flammkuchen auf der Speisekarte. Der Grund dafür ist einfach: Kaum ein Gericht ist so leicht herzustellen, günstig und gleichzeitig lukrativ. Dahinter steckt laut ZDF der "Belag-Trick". Zunächst einmal verwenden die meisten Restaurants Fertigteig für ihren Flammkuchen - obgleich der Teig sehr schnell selbst hergestellt werden könnte. Obendrein wird ein von der Industrie entwickeltes "Crème fraîche" benutzt, bei welchem es sich jedoch nur um eine billige Kopie handelt. Die Zutaten für den Belag bekommen Restaurants in großen Beuteln sehr günstig - so kostet beispielsweise Speck in Würfeln 43 Cent pro Portion. Vorgeschnittene Zwiebeln gibt es sogar für 1 Cent pro Portion.
Weitere Vorteile des Flammkuchens: Er muss nur kurz in den Ofen und es braucht keinen gelernten Koch, um ihn zu belegen. So spart sich das Restaurant die teuren Personalkosten. Verkauft werden kann ein Flammkuchen Elsässer Art dann beispielsweise für 10-14 Euro und das bei einem Einkaufswert von knapp 2 Euro. Wenn Gäste einen besonderen Flammkuchen essen wollen, zum Beispiel mit Lachs, geht der Preis noch einmal hoch, obwohl auch dieser fertig gewürfelt aus der Lebensmittelindustrie kommt.
2. Der Stabilisatoren-Trick
Soßen gehören einfach zur deutschen Küche dazu. Spargel ohne Sauce hollandaise? Beinahe unvorstellbar. Doch die Zubereitung von Soßen ist aufwendig und kompliziert. Das hat die Lebensmittelindustrie erkannt und liefert sie eimerweise in die Küchen deutscher Restaurants, fix und fertig für die Mikrowelle.
Wie geht das? Eine klassische Sauce hollandaise besteht nur aus wenigen Zutaten: Butter, Zitrone, Weißwein (oder Wasser) und Eigelb. In den Fertigprodukten aus der Industrie ist die Zutatenliste jedoch viel länger. Im Durchschnitt finden sich hier 17 Zutaten. In der Sauce hollandaise von Knorr sogar 23. In den Fertigsoßen findet sich vor allem Wasser und eine ganze Reihe an Stabilisatoren. Manche Marken haben nicht einmal Butter in ihrer Sauce hollandaise.
3. Der Fließband-Trick
Kartoffelbeilagen machen in der Regel viel Arbeit. Doch auch hier hat die Lebensmittelindustrie Lösungen parat. So kann sogar die aufwendige Krokette sehr einfach im Restaurants serviert werden. Die Industrie verwendet hierfür weder Butter, Ei, noch frische Kartoffeln. Früher war die Krokette ein ganz feines Essen. Heutzutage wird sie in billigem Paniermehl gewendet und kostet nur 30 Cent pro Portion. Bei der Zubereitung brauchen Gaststätten auch hier keine gelernten Köche. In riesigen Fabriken entstehen die Kroketten am Fließband: schnell und billig.
4. Der Flüssigwürze-Trick
Auch beim beliebten Schnitzel wird ordentlich getrickst, und zwar mit Flüssigwürze und Nasspanade. Sebastian Lege lädt Gäste ein und zeigt dabei: In wenigen Minuten kann er mühelos zehn verschiedene Schnitzelgerichte mit Beilagen zubereiten – die Lebensmittelindustrie macht es möglich. Die fertigen Schnitzel können in Restaurants innerhalb weniger Minuten in der Fritteuse zubereitet werden - ganz ohne handwerkliches Können.
Mit den maßgeschneiderten Produkten der Lebensmittelindustrie hat sie unzählige Restaurants in Deutschland erobert. Steigende Kosten und fehlendes Personal fördern diesen besorgniserregenden Trend.
Wie können wir erkennen, ob Fertigprodukte in Restaurants verwendet werden?
Restaurants in Deutschland sind nicht dazu verpflichtet, anzugeben, ob sie Fertigprodukte in ihren Gerichten verwenden. Können die Gäste es trotzdem erkennen?
Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin e. V. meint dazu: "Für Verbraucherinnen und Verbraucher im Restaurant ist es schwierig festzustellen, ob etwas selbstgemacht oder aus industrieller Produktion ist. Einen Hinweis darauf kann es geben, wenn die Schnitzel alle sehr gleichförmig aussehen und die Panade an allen Stellen genau gleich dick ist. Aber gerade die Panade erschwert auch herauszufinden, wie das Fleisch hergestellt wurde und um welche Fleischart es sind handelt."
Restaurants, die ohne Convenience-Produkte auskommen, haben in der Regel höhere Preise. Wer wirklich frische Gerichte essen möchte, muss also ganz genau hinschauen und etwas tiefer in die Tasche greifen.
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