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Öko-Test: Schimmelpilze im Mehl - dennoch viele "sehr gut"

Öko-Test hat 50 Mehlen einer gründlichen Untersuchung unterzogen und kommt zu einem mehrheitlich positiven Ergebnis: Drei Viertel der Mehle sind "gut" oder sogar "sehr gut". Lediglich drei versagen komplett - in ihnen wurden zu große Mengen an Schadstoffen gefunden. Schimmelpilzrückstände enthalten allerdings mehr als die Hälfte aller getesteten Produkte.
Die meisten der von Öko-Test getesteten Mehle sind "sehr gut", viele fallen jedoch auch negativ aufgrund von Schimmelpilz-, Mineralöl- und Pestizidrückständen  auf. Foto: kaboompics/pixabay.com.
Die meisten der von Öko-Test getesteten Mehle sind "sehr gut", einige fallen jedoch auch negativ aufgrund von Schimmelpilz-, Mineralöl- und Pestizidrückständen auf. Foto: kaboompics/pixabay.com.
  • Öko-Test hat 50 Mehlsorten getestet
  • Drei Viertel der Produkte schnitten "gut" oder "sehr gut" ab
  • Das größte Problem bei Mehl ist die Belastung durch Schimmelpilze
  • Wir stellen die Sieger und Verlierer des Mehl-Tests vor

Das wurde getestet: Getestet wurden 50 Mehle unterschiedlichen Mahlgrades. Darunter befanden sich Weizenmehl* der Typen 405, 550 und 1050. Außerdem Dinkelmehl* der Typen 630 und 1050. Zudem die Vollkorn-Varianten der beiden Getreidesorten. 31 der Mehle sind Bio-Produkte, preislich bewegen sie sich zwischen 37 Cent und 4,59 Euro für ein Kilogramm. Die Mehle wurden auf Schadstoffe  wie Schimmelpilzgifte, Pestizide und sogenannten Wachstumsregulatoren untersucht. 

Öko-Test: Schimmel im Mehl

Das Ergebnis: Drei Viertel der getesteten Mehle werden mit "sehr gut" und "gut" bewertet. Drei Mehle werden allerdings mit "mangelhaft" und "ungenügend" abgestraft. Mehle mit niedrigerem Mahlgrad, wie etwa ein Typ 450-Mehl, schneiden durchschnittlich besser ab als Mehle mit hohem Mahlgrad. Das Schlusslicht bilden allerdings die Vollkornmehle. 

Öko-Test untersuchte 50 Mehle auf diverse Schadstoffe. Die meisten der getesteten Produkte wurden "sehr gut" bewertet.

Lediglich drei schnitten schlecht ab aufgrund zu hoher Schimmelpilzrückstände, sowie Mineralöl- und Pestizid-Nachweise. 

Kein Glyphosat im Mehl - dafür Belastung mit Chlormequat

Das positive Ergebnis der Untersuchung von Öko-Test: In keinem einzigen der getesteten Mehle konnte das Pestizid Glyphosat nachgewiesen werden. Allerdings konnte der Stoff Chlormequat entdeckt werden. Im Obstanbau ist diese Verbindung schon länger verboten, im Getreideanbau wird sie allerdings noch gerne verwendet. Das Chlormequat bewirkt eine Verkürzung der Getreidehalme, wodurch eine höhere Resistenz gegenüber Wind und Wetter erlangt werden soll. Problematisch ist dieser Stoff, weil er im Verdacht steht, die Fruchtbarkeit von Wiederkäuern, wie etwa Pferden oder Kaninchen, negativ zu beeinflussen. 

Zudem konnten drei besonders gefährliche Pestizide nachgewiesen werden: Cypermethrin, Deltamethrin und Pirimiphos-methyl wirken sich giftig auf Bienen aus und fördern somit das Bienensterben. Gefunden wurden diese Rückstände im Tegut Dinkelvollkornmehl, im Penny Weizenmehl Type 405 und im Goldpuder Weizenmehl 405.

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Wenig Mineralöl-Belastung

Mineralöl-Belastungen sind kein Grund zur Sorge beim großen Mehl-Test. Ein Drittel der Mehle sind komplett Mineralöl-frei, zwei drittel enthielten nur geringe Rückstände. Lediglich in den Produkten Heimatsmühle Weizenmehl Type 550, Spielberger Mühle Weizenmehl Type 1050 Demeter und im Naturgut Bio Dinkelmehl Type 1050 konnten stark erhöhte Mineralöl-Rückstände entdeckt werden. Aus diesem Grund wurden diese Mehle im Test auch abgewertet. Die Tester vermuten, dass die Mineralöl-Rückstände aus der Verpackung stammen, die diese an das Mehl abgegeben hat.

Öko-Test fand heraus, dass vor allem die Vollkornmehle und die Mehle mit hohem Mahlgrad durch Mineralöl belastet sind. Es ist anzunehmen, dass sich das Mineralöl im Verlauf der Ernte, der maschinellen Verarbeitung und des Transports an die Schale des Getreidekorns angelagert hat. 

Größtes Problem: Belastung durch Schimmelpilze

Das größte Problem des Mehls ist die Belastung mit giftigen Schimmelpilzen. Diese konnten in mehr als der Hälfte der getesteten Mehle nachgewiesen werden. Dabei wurden diese vorrangig in den Vollkornmehlen gefunden. Bei den nachgewiesenen Schimmelpilzgiften handelt es sich um HT-2- und T2-Toxine, welche von sogenannten Fusarien produziert werden. Diese Fusarien sind schädliche Pilze, die die Pflanze befallen. Zudem wurde Deoxynivalenol (DON) nachgewiesen, ein Schimmelpilzgift, welches ebenfalls von Fusarien gebildet wird. Die Fusariengifte bilden sich bereits, wenn das Getreide noch auf dem Feld steht. Regen und große Hitze machen das Korn besonders anfällig für einen Fusarienbefall. Wird das Getreide gelagert, kann das Pilzgift OTA entstehen - dieses konnte im Labor allerdings nicht entdeckt werden. 

Problematisch für unsere Gesundheit sind diese Schimmelpilzgifte, da sie sich negativ auf unser Immunsystem auswirken und außerdem unsere Zellen angreifen. Deoxynivalenol führt in großen Mengen zu Erbrechen und Durchfall. Diese Mengen wurden im getesteten Mehl allerdings nicht erreicht. Es gibt zwei Mehle im Test, die den Öko-Testern im Bezug auf Schimmelpilzgifte ein besonderer Dorn im Auge sind: Das Rewe Bio-Mehl Weizenvollkorn, Naturland enthält am meisten HT-2- und T2-Toxine aller getesteten Mehle. Das K-Bio Dinkelmehl Type 630 enthielt mit weitem Abstand am meisten Deoxynivalenol. Die meisten der Mehle, in denen Schimmelpilze nachgewiesen werden konnten, wurden dennoch gut bewertet, da die enthaltenen Mengen so gering sind, dass es keine Gefahr für die Gesundheit darstellt. 

Sieger und Verlierer des Öko-Tests

Mit dem Großteil der getesteten Mehle war Öko-Test sehr zufrieden und bewertete deshalb viele "sehr gut". Das sind sowohl viele günstige Discounter-Marken, wie etwa das Bio Weizenmehl 1050 von Aldi Süd oder das Goldähren Qualitäts-Weizenmehl Type 405 von Aldi Nord, aber auch teurere Marken, wie beispielsweise das Campo Verde Dinkelmehl Type 630, Demeter oder das Spielberger Mühle Dinkelmehl Type 630, Demeter

Schlusslichter sind drei Mehle: das Bio Sonne Bio-Mehl Dinkel Type 1050 erhält lediglich ein "mangelhaft", das es mit Pestiziden, Mineralöl und Schimmelpilzgiften verunreinigt ist. Die Mehle K-Bio Dinkelmehl Type 630 und das Rewe Bio-Mehl Weizenvollkorn, Naturland patzen mit den mit Abstand am höchsten Werten an nachgewiesenen Schimmelpilzgiften, weshalb Öko-Test ihnen ein "ungenügend" verleiht. Vom Kauf dieser Produkte ist abzuraten. 

Dinkel ist auf dem Vormarsch

Dinkel wird unter den Verbrauchern immer beliebter. 2018/19 hat sich die zu Mehl verarbeitete Menge Dinkel im Vergleich zu vier Jahren davor verdoppelt. Möchte man Weizen aus beispielsweise gesundheitlichen Gründen vermeiden, sollte man jedoch nicht unbedingt auf Dinkel setzen. Dinkel ist zwar kein Weizen, allerdings enthält er ebenfalls das Klebereiweiß Gluten, was bei einigen Menschen für Nahrungsmittelunverträglichkeiten sorgt. So enthält Dinkel sogar noch wesentlich mehr Gluten als Weizen. Wenn Dinkel in einem Produkt enthalten ist, wird es deshalb auch häufig als "Dinkelweizen" bezeichnet, da es so als Allergen gekennzeichnet ist.

Ein weiterer Unterschied zwischen Dinkel- und Weizenmehl: Dinkel schmeckt nussiger und beinhaltet außerdem etwas mehr Zink, sowie auch Eisen und Magnesium. Auch wenn Dinkelmehl* immer beliebter wird, ist und bleibt Weizenmehl* nach wie vor der Spitzenreiter. Im Jahr werden rund 171.000 Tonnen Dinkel zu Mehl verarbeitet - dem stehen rund 7,53 Millionen Tonnen Weizen gegenüber. 

Welches Mehl für Brot, Pizza und Co.?

Es gibt diverse Mehltypen, wie etwa 405,550 oder 1050 - diese haben allerdings nichts mit der Feinheit des Mehls zu tun, sondern mit dem Mineralstoffgehalt. Dieser wird in Mikrogramm pro 100 Gramm angegeben. Beispiel: Bei einem Weizenmehl Type 405 befinden sich 405 Mikrogramm Mineralstoffe in 100 Gramm Mehl. Bei den Mineralstoffen handelt es sich um Magnesium, Kalium, Ballaststoffe, B-Vitamine und pflanzliche Eiweiße. Durch den Mineralstoffgehalt erfährt man auch, wie schnell das Mehl Flüssigkeit aufnimmt und wie leicht es zu verarbeiten ist. Mehl mit einer niedrigen Typenzahl ist feiner, nimmt Wasser zügig auf und lässt sich schnell glatt kneten. Mehl mit einer hohen Typenzahl nimmt Wasser nicht so leicht auf und ist oft öliger und griffiger.

Möchte man einen Kuchen oder feines Gebäck* herstellen, sollte man zu einem Mehl mit einer geringen Typenzahl greifen, beispielsweise zu einem Weizenmehl Type 405 oder zu einem Dinkelmehl Type 630*. Für helles Brot und Pizzateig eignen sich Mehle mit einer mittleren Typennummer am besten, zum beispiel ein Mehl Type 550. Für Sauerteig- oder Vollkornbrot werden am besten Typen mit hoher Nummer gewählt, etwa ein Weizenmehl Type 1050. 

Das komplette Test-Ergebnis finden Sie auf der offiziellen Website von Öko-Test. 

Fazit: Schimmelpilz in mehr als der Hälfte der Mehle

Trotz dessen, dass in mehr als der Hälfte der 50 getesteten Mehle Rückstände von Schimmelpilzen entdeckt werden konnten, vergibt Öko-Test überwiegend gute und sehr gute Bewertungen. Das liegt daran, dass die Schimmelpilzgifte in so geringen Mengen im Mehl vorliegen, dass es nicht schädlich für die Verbraucher ist. Lediglich drei von 50 Mehlen fallen komplett durch und sollten besser vermieden werden. 

 

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