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Wetterprognose

Eisheilige sollen schon ab morgen Kälteeinbruch auslösen: Davor ziehen noch Gewitter über Franken

Kann der diesjährige "Frühling" überhaupt noch ungemütlicher und kälter werden? Ja! Zumindest wenn es nach alten Bauernregeln geht, droht tatsächlich ein Temperatursturz. Denn die Eisheiligen stehen kurz bevor.
Eisheilige 2023: Wetterphänomen soll Kälteeinbruch auslösen
Die sogenannten Eisheiligen sind fast in jedem Jahr für niedrige Temperaturen im Mai verantwortlich. Doch was hat es mit dem Wetterphänomen eigentlich auf sich? Foto: Patrick Seeger/dpa

Besonders frühlingshaft hat sich das Wetter bisher in Franken nicht gezeigt: Bis auf ein paar einzelne wirklich warme Tage mit Temperaturen um die 20-Grad-Marke war es größtenteils nass, trüb und kalt. Die "Eisheiligen" sollen einen zusätzlichen Kälteeinbruch bringen, wie der Volksglaube besagt. Aber wie sieht die aktuelle Wetterprognose tatsächlich aus und was hat es mit den Eisheiligen genau auf sich?

Trübe Wetterprognose für Franken: Unwetter ziehen auf

Mit einer dicken Wolkendecke und Regenfällen bleibt auch diese Woche ungemütlich: Am Mittwoch (10. Mai 2023) sollen in der zweiten Tageshälfte sogar Gewitter über Franken poltern. Die Höchsttemperaturen liegen bei gerade einmal 15 Grad, wie der Herzogenauracher Meteorologe Stefan Ochs ankündigt.

Der dafür verantwortliche Tiefausläufer zeiht voraussichtlich bis zum Wochenende ab, trotzdem sind auch für Samstag und Sonntag Wolken und Regenschauer gemeldet. Zumindest zum Ende der Woche hin steigen die Temperaturen dann minimal auf 18 Grad an.

Die nächste Woche startet mit einem kräftigen Tiefdrucksystem, das sich über Mitteleuropa bildet. Das bedeutet: noch mehr Regen. In den Nächten sinken die Werte laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zwar in den einstelligen Bereich. Frost zu den Eisheiligen soll es aber nicht geben.

Wer sind die Eisheiligen überhaupt?

Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie - das sind die "Eisheiligen", die trotz der "kalten Sophie" auch die "gestrengen Herren" genannt werden. Die Eisheiligen sind Bischöfe und Märtyrer aus dem vierten oder fünften Jahrhundert, deren Gedenktage im Mai in Zusammenhang mit einem kalten Wetterumschwung gebracht werden. Grund für die Popularität der Heiligen sind traditionelle Bauernregeln. Diese beschreiben ein Wetterphänomen, das im Mittelalter häufig an denselben Tagen Anfang Mai beobachtet werden konnte: Kälteeinbrüche unterbrechen das meist schon warme Frühlingswetter und sorgen teilweise für Bodenfrost. Daher der Zusatz "Eis-" an den Tagen der Heiligen.

Wer war Mamertus?

Mamertus war ein katholischer Bischof. Er wurde um 400 in Lyon geboren und starb 477 in Gallien. Er war der Erzbischof von Vienne und führte die drei Bittgänge ein, die vor dem Fest Christi Himmelfahrt zelebriert werden. Er ist Schutzpatron der Hirten und der Feuerwehr. Mamertus wird bei Dürre, Fieber und Brusterkrankungen angerufen.

Wer war Pankratius?

Pankratius wurde um 290 in der heutigen Türkei geboren und um 304 wegen seines christlichen Glaubens enthauptet. Er gilt als römischer Märtyrer. Sein Name bedeutet "Der alles Besiegende".

Wer war Servatius?

Servatius war Bischof in Tongern, das im heutigen Belgien liegt und lebte von 340 bis 384 nach Christus. Der Legende nach soll Servatius mit einem Holzschuh erschlagen worden sein. Er soll den Hunneneinfall im Jahr 450 vorhergesagt haben. Inzwischen geht man davon aus, dass Servatius eine konstruierte Figur ist, deren Geschichten aus den Leben zweier historischer Figuren verschmolz.

Wer war Bonifatius?

Bonifatius wurde Überlieferungen zufolge in Rom geboren und starb um 306 in der heutigen Türkei. Er war ursprünglich kein Christ, sollte aber Reliquien aus der Türkei nach Rom bringen. Als er dort sah, wie Christen verfolgt wurden, ließ er sich aus Empathie taufen. Er stand zu seinem Glauben und wurde dafür durch das Bad in siedendem Pech hingerichtet.

Wer war Sophie?

Die als "kalte Sophie" bekannte Sophia von Rom war ebenfalls eine christliche Märtyrin, die um 304 starb. Sie ist die letzte der Eisheiligen und wird gegen Spätfröste und für das Gedeihen der Saat angerufen.

Wann sind die Eisheiligen 2023?

Die Eisheiligen finden in jedem Jahr an den folgenden fünf Tagen statt.

  • Donnerstag, 11. Mai: Mamertus
  • Freitag, 12. Mai: Pankratius
  • Samstag, 13. Mai: Servatius
  • Sonntag, 14. Mai: Bonifatius
  • Montag. 15. Mai: Sophie

Die alten Bauernregeln bezogen sich dabei jedoch auf den Julianischen Kalender. Mit der Gregorianischen Kalenderreform 1582 verschoben sich die Daten, die Tage der Heiligen blieben jedoch am angestammten Platz im Kalender. Die Kälteeinbrüche finden also inzwischen in der Regel rund eine Woche später statt, etwa ab dem 20. Mai.

Welche regionalen Unterschiede gibt es?

Im Norden Deutschlands gilt Mamertus als erster Eisheiliger, in Süddeutschland und Österreich beginnen die Tage der Eisheiligen erst am 12. Mai mit Pankratius. Dieser Unterschied hat vermutlich einen meteorologischen Ursprung: Da die kalte Luft aus den nördlichen Polargebieten kommt, erreichen diese Luftmassen den Süden der Republik oftmals erst einen Tag später.

Was ist die Ursache für den Kälteeinbruch zu den Eisheiligen?

In Mitteleuropa herrschen Anfang Mai in der Regel schon recht hohe Temperaturen. Das Festland erwärmt sich im Gegensatz zum Meer jedoch deutlich schneller. Diese Temperaturdifferenzen erzeugen Tiefdruckgebiete und verursachen eine Verschiebung der Luftmassen: Warme Luftströme auf dem Festland ziehen nach Norden und saugen "eiskalte" Luftströme aus den Polargebieten auf das Festland. Bei klarem Himmel kann dann auch Bodenfrost entstehen.

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Wirklich genau sind die Bauernregeln zu den Eisheiligen allerdings nicht. Alleine durch die Kalenderreform ist die Bauernregel der Eisheiligen rund zehn Tage später anzuwenden. Darüber hinaus zeigen Messreihen, dass an den Tagen der Eisheiligen keine Häufung von Frost auftritt - weder an den ursprünglichen, noch an den korrigierten Daten. Allerdings stellte man fest, dass Bodenfrost im Mai mindestens ein- bis zweimal vorkommt.

Gärtner aufgepasst: Das solltet ihr zu den Eisheiligen wissen

Für Gartenbesitzer sind die Eisheiligen im Mai ein wichtiger Termin. Denn erst nach den Eisheiligen, so heißt es oft, geht die Saison für Garten- und Balkonbepflanzung wirklich los. Bauernregeln wie diese liefern tatsächlich Hinweise für Landwirte und Gärtner - auch heute noch. In den Sprichwörtern steckt ein alter Erfahrungsschatz über meteorologische Wahrscheinlichkeiten und wiederkehrende Naturphänomene. Die Bauernregeln zu den Eisheiligen beziehen sich auf Spätfröste im Frühling - im schlimmsten Fall erfrieren dann empfindliche und noch ganz junge Pflanzen im Beet.

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Aber es zeigt sich immer wieder auch: Alte Bauernregeln sind nur eine grobe Orientierungshilfe. Nicht jedes Jahr bringt noch Spätfrost bis Mitte Mai - in den vergangenen Jahren blieben das oft ganz aus. Zudem gibt es heute wissenschaftlich ausgeklügelte Wettervorhersagen, auf die sich Gartenbesitzer besser verlassen können. Trotzdem lässt sich sagen: Ein paar Bauernregeln zu kennen und zu beherzigen, schadet nicht. So hilft es sicher, grobe Zeiträume, in denen sich die Witterung häufig stark verändert wie Anfang bis Mitte Mai, zu verinnerlichen und die Gartengestaltung erst danach zu planen.

Spätestens nach den Eisheiligen können dann die kleinen, auf der Fensterbank vorgezogenen Gemüse- und Blühpflanzen ins Beet und in den Balkonkasten kommen. Außerdem können zum Beispiel Gurken und anderes Gemüse direkt ins Beet gesät werden. Alle gekauften, nicht winterharten Kräuter sowie Dahlienknollen und weitere Blühpflanzen werden ausgepflanzt. Und Kübelpflanzen kommen nun endgültig aus dem Winterlager ins Freie.

Welche Bauernregeln gibt es?

Die Bauernregeln, die sich auf die Eisheiligen beziehen, sind zahlreich. Hier eine Auswahl der Bekanntesten:

  • Pankraz, Servaz, Bonifaz, machen erst dem Sommer Platz.
  • Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.
  • Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.
  • Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi, und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie.
  • Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.
  • Pflanze nie vor der kalten Sophie.
  • Mamerz hat ein kaltes Herz.
  • Die kalte Sophie macht alles hie (nur im bayerischen Raum).
  • Mamertius, Pankratius, Servatius bringen oft Kälte und Verdruss.
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