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Stille Geburten: Was versteht man darunter - und was sind "Sternenkinder"?

Eine Stille Geburt ist für werdende Eltern das Schlimmste und Traurigste. Im medizinischen Kontext spricht man von Fehl- oder Totgeburt. Betroffene wählen häufig die Bezeichnung Sternenkind.
Als Sternenkinder bezeichnet man Kinder, die totgeboren werden.
Als Sternenkinder bezeichnet man Kinder, die totgeboren werden. Foto: Bild: #35626170/Colourbox.de
  • Was ist eine "Stille Geburt"?
  • Was passiert bei einer Stillen Geburt?
  • Unterstützung vor, während und nach einer stillen Geburt
  • Hebammen und Doulas
  • Vereine und Anlaufstellen

Eine Stille Geburt umschreibt die Totgeburt eines ungeborenen Kindes nach der 12. Schwangerschaftswoche. Stille Geburt heißt es, weil nach der Geburt keine erkennbaren Lebenszeichen festzustellen sind und auch kein Schrei des Babys ertönt. Mit dem Begriff Sternenkind ist die Vorstellung verbunden, dass das im Mutterleib verstorbene Kind gen Himmel reist, um dort als Stern zu funkeln. Manchmal wird auch die Bezeichnung Schmetterlingskind gewählt. 

Was passiert bei einer Stillen Geburt?

Die Quote von Totgeburten liegt statistisch zwischen zwei bis drei Promille - bei 1.000 Geburten kommen demnach zwei bis drei Kinder nicht lebend zur Welt. Im Jahr 2021 betrug die Anzahl der Totgeburten jedoch 4,3 pro 1000 (also 0,43 Prozent). Die Quote ist seit 2010 tendenziell gestiegen. Das zunehmend steigende Alter der Mütter ist dabei aber nicht der allein verantwortliche Risikofaktor. Die Zahlen steigen vergleichsweise auch in anderen Altersgruppen.

Wird bei einer Vorsorgeuntersuchung der Tod des Ungeborenen festgestellt, wird die Schwangerschaft vorzeitig beendet. In der Regel erfolgt die Einleitung der Geburt mit Hilfsmitteln wie Gel, Zäpfchen, Tabletten oder einem Wehentropf. Ärztinnen und Ärzte raten von einem Kaiserschnitt eher ab. So belastend die Situation auch ist, bei einer natürlichen Geburt haben die Eltern die Gelegenheit, den Tod des eigenen Kindes zu realisieren, diesen zu verarbeiten und können sich verabschieden.

Bei der unverhofften, sehr schmerzhaften und emotional äußerst aufwühlenden Diagnose sollte den Eltern Zeit eingeräumt werden, selbst wenn dies einige Tage in Anspruch nehmen kann. Den meisten Eltern ist es nach der Diagnose einer Fehl- oder Totgeburt nicht möglich, sich sofort Gedanken zu machen, ob sie bei ihrem Weg Begleitung wünschen oder was sie dazu brauchen. Verspürt ein betroffenes Paar den Wunsch, jemanden bei sich haben zu wollen, der einfach nur da ist, kann die Klinik den Kontakt zum Beispiel zu einer erfahrenen Doula herstellen.

Unterstützung vor, während und nach einer "Stillen Geburt"

Betroffene Eltern totgeborener Kinder spüren in ihren schwersten Stunden Schmerz, Leere und Taubheit. Das Fachpersonal in einem Krankenhaus, Geburtshaus oder auch Hebammen bei einer Hausgeburt können nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen und Trost spenden.

Es sind Vereine wie zum Beispiel "Stille Geburten e.V." in Rommerskirchen (NRW), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Eltern umfassend in dieser schweren Lebensphase beiseite zu stehen. So kümmert sich eine Doula beispielsweise vor, und wenn gewünscht auch während der Einleitung der Totgeburt kontinuierlich um die Sterneneltern. Sie hilft mit Übungen während der Geburt, kümmert sich um das leibliche Wohl, nimmt in den Arm und ist einfach nur da. Sowohl der Verein Stille Geburten e.V. in Rommerskirchen als auch einige andere vergleichbare Vereine sowie Städte und Gemeinden haben entweder auf örtlichen oder zumindest naheliegenden Friedhöfen einen separaten Bereich angelegt, in dem Sternenkinder begraben werden können. In Bayern bietet z.B. der Gedenkwald die Bestattung von Sternenkindern an. Auch die Sozialstiftung Bamberg hat auf dem städtischen Friedhof ein solches Grabfeld geschaffen.

Darüber hinaus kümmern sich Vereine dieser Art zum Beispiel um die Bekleidung für das Sternenkind oder stellen, wenn von den Eltern gewollt, einen Fotografen, der Erinnerungsbilder macht. Möchten oder können Eltern ihr Baby nicht sehen, werden die Fotos zehn Jahre lang aufbewahrt. Damit ist sichergestellt, dass die Eltern auch nach Jahren doch noch ihr Baby in Augenschein nehmen können. Der Verein unterstützt dabei, ein stabiles Netzwerk aufzubauen, welches sich um die Begleitung und Betreuung der Sterneneltern nach der Geburt kümmert. Das können z.B. praktische, aber auch therapeutische Hilfen sein. Gibt es Geschwisterkinder, stehen die meist ehrenamtlichen, geschulten Helfer der Vereine erklärend und tröstend zur Seite. Eine feste Zeit der Betreuung und Begleitung nach der Geburt gibt es nicht, weil die Zeit des Trauerns und Heilens individuell ist.

Hebammen und Doulas

Der Begriff der Hebamme als Berufsbezeichnung für nicht-ärztliche Personen, die werdenden Müttern während der Schwangerschaft, der Geburt und auch danach beraten und betreuen, ist weitläufig bekannt. Doulas (aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie Dienerin) sind ebenfalls geschulte Frauen. Vor allem sind sie wichtige Vertrauenspersonen der werdenden Mutter. 

Während eine Hebamme oftmals auch noch andere Gebärende betreut, kümmert sich eine Doula einzig und allein um das Wohl der Frau und bleibt an ihrer Seite. Dabei ist eine Doula keineswegs als Ersatz für eine Hebamme zu sehen. Vielmehr ergänzt sie mit ihrer Dienstleistung und eigenen Schwerpunkten Mütter und ihre Partner*in. Dabei ist die Beziehung zwischen Hebammen und Doulas nicht immer ganz frei von Konkurrenzdenken. Denn seit Jahren kämpfen Hebammen für mehr Anerkennung und um mehr Geld von den Krankenkassen. Die Arbeit von Doulas wird dagegen als private Dienstleistung vereinbart und entsprechend individuell vergütet

In Verbindung mit Stillen Geburten von Sternenkindern kommt den Doulas eine besondere Bedeutung zu. Denn in ihrer einnehmenden Rolle können nur sie sich umfassend, individuell und auch längerfristig um die Mutter, den Vater und etwaige Geschwister kümmern. Ihre Dienstleistungen gehen besonders in solch äußerst belastenden Situationen weit über das hinaus, was eine Hebamme leisten kann und auch gemäß ihrer definierten Aufgaben leisten soll.      

Vereine und Anlaufstellen zum Finden einer Doula

Wenn du dich zu diesem sicher nicht ganz leichten Thema informieren möchtest, wirst du im Internet viele Anlaufstellen finden. Einerseits gibt es eine Vielzahl von Frauen, die ihre Dienstleistungen als Doula anbieten. Da eine Doula ihre Arbeit allgemein als Geburtsbegleiterin sieht, gilt es in den speziellen Fällen einer feststehenden Totgeburt natürlich besonders darauf zu achten und den Anlass bei einer Anfrage transparent anzusprechen. 

Andererseits gibt es auch viele, meist ehrenamtlich tätige Vereine, die oftmals von betroffenen Frauen gegründet wurden und Hilfestellungen geben. Vereine wie Doulas in Deutschland e.V., der Doula Verbund Deutschland e.V. oder das Info-Portal "doula-info.de", das sich mit einem gemeinsamen Internetauftritt der sich dort zusammengeschlossenen Doulas gegründet hat, stellen viele Informationen zur Verfügung und es finden sich dort auch erfahrene Ansprechpartnerinnen. Regional auf Bayern und Franken bezogen, kannst du dich z.B. bei den Doulas von Bayern und bei Mamaprotest Franken e.V. informieren.

Wenn du selbst Doula werden möchtest, dann sind folgende Informationen wichtig: Doulas haben keine Ausbildung als Geburtshelferin, erwerben jedoch in ihrer Ausbildung zur Doula als Geburtsbegleiterin fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten rund um die Geburt. Um eine Doula zu werden, musst du als Frau selbst schon ein Kind geboren haben und mindestens 25 Jahre alt sein. Zudem ist es Voraussetzung, zeitlich flexibel zu sein. Denn eine Doula muss der Schwangeren für die Geburt auf Abruf zur Verfügung stehen.

Fazit

Ein Sternenkind ist ein noch im Mutterleib verstorbenes Kind. Für die Sterneneltern gibt es eine Reihe von Anlaufstellen, wo sie Unterstützung bekommen können. Eine Doula kann während der Geburt eine besondere Hilfe sein. Ein Grab in einem entsprechenden Bereich auf dem Friedhof und Fotos können wichtige Erinnerungen sein.