Zeppelintribüne in Nürnberg: Restaurierung kostet 73 Millionen Euro

3 Min
Unkraut macht sich auf der Tribüne breit. Foto: Nikolas Pelke
Unkraut macht sich auf der Tribüne breit. Foto: Nikolas Pelke
Foto: Pelke
Foto: Pelke
 
Blick auf die Zeppelintribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Foto: Daniel Karmann/dpa
Blick auf die Zeppelintribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Foto: Daniel Karmann/dpa
 
Foto: Pelke
Foto: Pelke
 

Die Zeppelintribüne in Nürnberg muss dringend restauriert werden. 73 Millionen Euro sollen nun investiert werden - ohne dabei viel am Aussehen zu ändern.

Tief im dunklen Herzen der Zeppelintribüne hat die Stadt Nürnberg am Freitag den Kostenplan für die Sanierung des maroden NS-Erbes vorgestellt. Dabei ist das Aufatmen der Verantwortlichen im goldverzierten Bauch der Tribüne beinahe zu hören gewesen. Rund 73 Millionen Euro soll nach Berechnungen die Instandsetzung der Mega-Tribüne "nur" kosten, haben Kulturreferentin Julia Lehner und Baureferent Daniel Ulrich am Freitag im "Goldenen Saal" verkündet.

Mit gravierenden Kostensteigerungen rechnet Baureferent Ulrich nicht. Selbst die Preissteigerungen für Material und Handwerker seien berücksichtigt worden. Vor dem Hintergrund der geplanten Zeitdauer erscheint dies auch sinnvoll. Denn die Arbeiten an dem 360 Meter langen und 20 Meter hohen Steinquader mit dem alles überragenden Rednerpult und der vorgelagerten Treppenanlage, die allein Platz für 70.000 Menschen bot, werden sich mindestens zwölf Jahre hinziehen.

Wann das Startsignal gegeben werden kann, ist freilich noch völlig offen. Denn die Finanzierung ist es ebenfalls. Zwar haben Bund und Land bereits ein klares Bekenntnis zu den kostspieligen Erhaltungsmaßnahmen des zentralen Bauwerks für die Reichsparteitage gegeben. Ein konkreter Scheck ist freilich noch nicht unterschrieben. Die Größe des Vorhabens sprengt den üblichen Verwaltungsrahmen. Für solche Dimensionen seien die bekannten Förderprogramme des Bundes und des Freistaates nicht ausreichend, ist sich der Baureferent sicher. Vielmehr müssten neue Förderrichtlinien erfunden werden, damit überhaupt erst Geld in ausreichendem Maße nach Nürnberg fließen kann, forderte Ulrich. Zunächst will die Stadt die "belastbaren Zahlen" zur Überprüfung nach München schicken. Dort soll der Kostenplan quasi als vertrauensbildende Maßnahme vom Bau- und Innenministerium geprüft werden.

Von den geplanten 73 Millionen Euro sollen 60 Prozent allein in die Zeppelintribüne fließen. Mit den restlichen 40 Prozent des Geldes soll das Zeppelinfeld aufgehübscht werden, das einst Platz für 320.000 Zuschauer bot. Beides gehört zusammen, sagt die Stadt. Unten stand das Volk, oben der Führer am Rednerpult. Deshalb soll beides erhalten werden. Wenngleich sich die zwei Aufgaben ziemlich stark voneinander unterscheiden.
Die Zeppelintribüne ist das Herzstück der Anlage. An dieser Stelle steht die Stadt in baulicher und historischer Perspektive wohl vor den größten Herausforderungen. Hier hat die Stadt bereits drei Millionen Euro aus eigener Tasche ausgegeben, um zu testen, mit welchen Maßnahmen die gigantische Steintribüne am besten zu retten ist. Um es kurz zu machen: Die Stadt hat sich für die einfache Variante entschieden, um die Kosten im Rahmen zu halten. An der Fassade sollen kaputte Stellen des Kalksteins durch einen speziellen Putz ersetzt werden. Bei den kaputten Stufen der Tribüne, die noch mehr Sorgen machen, soll vergleichbares geschehen. Oberstes Ziel aller Maßnahmen ist es, zukünftig die Feuchtigkeit auszusperren. Die Stufenplatten sollen mit einem Kitt aus Ton abgedichtet werden. Das Dach der Tribüne bekommt eine Schutzschicht gegen Nässe und Regen. Eine Rekonstruktion des Originalzustandes der Tribüne sei nicht das Ziel. Stolze Fahnenmasten und leuchtende Flakscheinwerfer wird es also nicht geben. Der historische Ort soll vielmehr als Lernort für die Nachwelt erhalten bleiben. Dazu soll auch der Goldene Saal mit seinen Hakenkreuz-Mosaiken an der Decke für Besucher dauerhaft geöffnet und an das benachbarte Doku-Zentrum museal angeschlossen werden.

Gegen die Sanierung der Tribüne erscheint die Sanierung des Zeppelinfeldes wie ein Kinderspiel. Hier will die Stadt nur die Platten auf den Walltürmen zurechtrücken und den hufeisenförmigen Tribünenhang vom Grünzeug befreien. Warum dies mehr als ein Drittel der geplanten Bausumme verschlingen soll, könnte in der Zukunft die Frage aufwerfen, ob dies überhaupt notwendig ist. Einverstanden wird die Mehrheit wohl dagegen damit sein, dass Großveranstaltungen wie das Norisringrennen auch während der langen Bauphase stattfinden können. Bis die ersten Steinmetze anrücken können, muss die Stadt nun Überzeugungsarbeit in Berlin und München leisten. Das wird schwer genug. Denn Nürnberg will möglichst wenig aus der eigenen Schatulle für das nationale Denkmal ausgeben. Die Stadt gibt sich optimistisch, dass dies schnell gelingen kann. Schließlich hätte der Kostenplan auch in ganz andere Dimension vorstoßen können.


Informationstag am 16. Oktober auf dem Zeppelinfeld
Am Sonntag, 16. Oktober, will die Stadt über den aktuellen Zustand und die geplante Sanierung der Zeppelintribüne mit dem Zeppelinfeld informieren. Zwischen zehn und 16 Uhr gibt es an diesem Tag kostenlose Führungen über das Gelände. Teilnahmekarten sind bereits im Vorfeld im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände kostenlos erhältlich.