Wutbürger dringt ins OB-Büro ein: Nun will Nürnberg neue Pförtner einstellen

1 Min
Kürzlich stürmte ein aufgebrachter Bürger bis ins Büro des Oberbürgermeisters. Nun will die Stadt Konsequenzen ziehen. Foto: Archiv/Matthias Merz
Kürzlich stürmte ein aufgebrachter Bürger bis ins Büro des Oberbürgermeisters. Nun will die Stadt Konsequenzen ziehen. Foto: Archiv/Matthias Merz

Nürnberg will neue Pförtner im Rathaus einstellen. Dadurch soll die Sicherheit erhöht werden. Kürzlich stürmte ein aufgebrachter Bürger bis zum OB.

Ein aufgebrachter Bürger ist am Dienstag ohne Voranmeldung in das Büro des Nürnberger Oberbürgermeisters gerannt. Auch deshalb sollen neue Pförtner zur Verbesserung der Sicherheit im Rathaus eingestellt werden. Der kurze Zwischenfall in der Amtsstube des Stadtoberhauptes wurde während einer Sitzung des Personalausschusses am Mittwoch thematisiert, als man den neuen Stellenplan der Stadt für das kommende Jahr diskutierte.

Erst soll der Mann die Mitarbeiter im Vorzimmer des Oberbürgermeisters beleidigt haben. Danach sei der aufgebrachte Bürger ohne Voranmeldung in das Büro von Ulrich Maly (SPD) gestürmt, beschreibt Pressesprecher Siegfried Zelnhefer den Vorfall. Während die Mitarbeiter im Vorzimmer die nahe Polizeiwache am Rathaus verständigten hätten, habe der Mann über Tempo-30-Zonen geschimpft und sich über die unfaire Behandlung im Arbeitsamt beklagt. Gewalttätig sei der Mann nicht geworden. Nach dem verbalen Rundumschlag habe sich der Mann schnell wieder beruhigt. Die herbeigeeilte Polizei hatte offenbar keine Probleme, den Mann wieder aus dem Rathaus hinaus zu bugsieren.


"Oft anderweitig beschäftigt"

Einen Tag später wurde der Zwischenfall mit dem ungebetenen Gast im Büro des Oberbürgermeisters im Personalausschuss thematisiert, als die Mitglieder den städtischen Stellenplan diskutierten. Angesichts knapper Kassen war dort die Frage aufgetaucht, warum sich die Stadt überhaupt neue Pförtner leisten müsse? Die eineinhalb Vollzeitstellen schlagen inklusive Weihnachts- und Urlaubsgeld mit rund 70 000 Euro jährlich zu Buche. Im Stellenplan steht der Eintrag unter der Überschrift "Sicherheitsmaßnahmen im Rathausbereich". Laut Medienberichten räumte der zuständige Referent, Wolfgang Köhler (CSU), in der Sitzung ein, dass die Pförtner "oft anderweitig beschäftigt" seien und die Pförtnerloge daher zeitweise nicht besetzt sei.

Im Rathaus stellt man laut Pressesprecher Zelnhefer seit einiger Zeit fest, dass die Bürger immer aggressiver auftreten. Im Einwohneramt hat die Stadt kürzlich erst einen privaten Sicherheitsdienst eingestellt, der den Eingang zu der Behörde kontrolliert und beispielsweise die Taschen nach Alkohol durchsuchen soll.


Lange Wartezeiten

Zur Wahrheit gehört wohl ebenfalls, dass die unschönen Szenen im Einwohneramt auch auf extrem lange Wartezeiten zurückzuführen sind. Allein für das Einwohneramt will die Stadt im nächsten Jahr 15 zusätzliche Stellen schaffen. Dort werden beispielsweise mehr Sachbearbeiter für die große Zahl von Asylbewerbern und Flüchtlingen benötigt.

Insgesamt sieht der Personalplan über 200 neue Stellen für die Verwaltung vor. Gewünscht hätte sich diese über 370 neue Stellen. Die neuen Pförtnerstellen kann die Stadt nach einem im Jahr 2012 von der Regierung von Mittelfranken verordneten Stellendeckel nur über ein Sonderpaket finanzieren. In diesem Sonderpaket sind auch Posten für die Sanierung der maroden Delfinlagune im städtischen Tiergarten und die Bewerbung zur Kulturhauptstadt enthalten. Der Stellenplan muss noch während der Haushaltsberatungen im November vom Stadtrat verabschiedet werden.