Rentiere und Wälder wegen Klimawandel bedroht - Klimawaldpfad im Tiergarten Nürnberg soll aufklären

Lebensraum, Erholungsraum, Sauerstoff- und Rohstofflieferant, Kohlenstoffspeicher: Wie der Tiergarten der Stadt Nürnberg erklärt, spielen Wälder für das Leben auf unserem Planeten eine entscheidende Rolle – doch der Klimawandel stellt sie und ihre Bewohner vor enorme Herausforderungen.
Warum das so ist und wie ein Wald von der Wurzel bis zur Krone funktioniert, können Besucherinnen und Besucher des Tiergartens der Stadt Nürnberg bald auf bis zu 19 Metern Höhe auf dem Klimawaldpfad entdecken. Schon jetzt machen Infoschilder im Tiergarten neugierig auf das Projekt. Dr. Matthias Everding, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Nürnberg, Bürgermeister Christian Vogel (SPD) und der stellvertretende Direktor des Tiergartens der Stadt Nürnberg haben die Schilder nun vorgestellt.
„Die letzten ihrer Art?“, fragt zum Beispiel eines der Schilder, auf dem verschiedene heimische Reptilien und Amphibien zu sehen sind. Denn sie sind besonders anfällig für Veränderungen ihrer Umwelt. Amphibien sind auf saubere, stehende Gewässer in ihrem Lebensraum angewiesen. Zunehmende Trockenheit stellt eine unmittelbare Gefahr für sie dar.
Zugleich bedrohen Seuchen wie die asiatische Pilzkrankheit Bsal den Feuersalamander und können im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Art in der Natur ausstirbt. In einer neuen Anlage am Fuß des Klimawaldpfads sollen Besucherinnen und Besucher heimische Amphibien kennenlernen und mehr über ihre Besonderheiten erfahren.
Von einem anderen Schild blicken Rentiere die Besucherinnen und Besucher an – genau an der Stelle, an der Tier und Mensch sich später in echt begegnen sollen: an der Rentieranlage unterhalb des Klimawaldpfads.
Auch Rentiere sind in besonderem Maß durch die Folgen des Klimawandels bedroht. Der Tiergarten wird im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes EEP (EAZA ex situ Programme) bedrohte Europäische Waldrentiere halten, die in der Natur im Grenzgebiet zwischen Russland und Finnland beheimatet sind.
In Finnland war das Waldrentier 1900 ausgerottet. Durch die Auswilderung gezüchteter Tiere und die Zuwanderung weiterer Tiere gibt es dort inzwischen einen Bestand von zirka 2 000 Individuen. In Russland leben schätzungsweise rund 1 000 der Tiere. Die Europäischen Waldrentiere im Tiergarten weisen auch auf die Gefahren hin, denen verwandte Unterarten in der Natur ausgesetzt sind. Da die Temperaturen in der arktischen Tundra, wo ebenfalls Rentiere und Karibus leben, steigen, regnet es dort nun häufiger. Statt einer Schnee- bildet sich eine Eisschicht, welche die Rentiere mit ihren breiten Hufen nicht beiseite kratzen können, um an die darunterliegenden Gräser, Flechten und Moose zu kommen. Die Nahrung wird für sie unerreichbar – die Tiere verhungern.
Auch manche Baumarten hierzulande werden den Folgen des Klimawandels wie zunehmende Trockenheit und Hitze nicht standhalten. Wie könnten unsere Wälder morgen aussehen und wie können wir sie widerstandsfähig umbauen? Als Forstbetrieb der Stadt Nürnberg befasst sich der Tiergarten gemeinsam mit seinen Partnern täglich mit diesen Fragestellungen. Diese und einige weitere Themen wird der Tiergarten daher auf dem Klimawaldpfad unter der Überschrift „Tiere als Klimaopfer und widerstandsfähige Zukunftswälder“ spielen – unter anderem in einem grünen Klassenzimmer auf 19 Metern Höhe und einer begehbaren Vogelvoliere.
Der Klimawaldpfad soll 2023 eröffnet werden.