Lag Menosgada gar nicht auf dem Staffelberg?

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Die Kenntnis, dass die keltische Siedlung auf dem Staffelberg "Menosgada" hieß, verdanken wir dem griechischen Gelehrten Ptolemäus. Matthias Einwag
Die Kenntnis, dass die keltische Siedlung auf dem Staffelberg "Menosgada" hieß, verdanken wir dem griechischen Gelehrten Ptolemäus. Matthias Einwag
Professor Günter Wolf ist davon überzeugt, das Ptolemäus sich nicht irrte. Gerda Völk
Professor Günter Wolf ist davon überzeugt, das Ptolemäus sich nicht irrte. Gerda Völk
 

Günter Wolf ging der These nach, Ptolemäus habe sich einst geirrt, als er von Alexandria aus die keltische Siedlung beschrieb.

Hat sich der berühmte altgriechische Wissenschaftler Ptolemäus geirrt. Lag Menosgada gar nicht auf dem Staffelberg, sondern in einer ehemaligen Furt über den Main bei Hallstadt oder gar auf der Ehrenbürg (Walberla) bei Forchheim? Mit dieser Frage beschäftigte sich Professor Günter Wolf aus Coburg im Rahmen eines Vortrags beim Geschichtsverein Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW).

Der Referent kam mit einiger Verspätung. Auf der Autobahn hatte es einen Unfall gegeben, ein Übriges trug auch die derzeitige Baustelle bei Weismain bei. Im Schönbornsaal warten rund 115 Personen auf ihn. Professor Günter Wolf ist Straßenbauer, als solcher liegt ihm, wie er sagt, Ptolemäus am Herzen.

Sein Vortrag ist nicht das Ergebnis eigener Forschungen, sondern die Erkenntnis einer Neuzusammensetzung bekannter Ergebnisse. Rund zehn Jahre hat sich Günter Wolf intensiv mit der Materie beschäftigt. Er hat Ptolemäus und dessen "Handbuch der Geografie" durchforstet. Eine weitere Quelle war Julius Cäsars "Der Gallische Krieg", auch bei Tacitus ist der Referent fündig geworden. "Ptolemäus war einer der großen Universalgelehrten. Er hat im fernen Alexandria gewirkt", sagt Günter Wolf. Sein berühmtes Handbuch habe der Gelehrte etwa 150 Jahre nach Christi Geburt verfasst. Doch wie konnte Ptolemäus ein keltisches Oppidum beschreiben, das zu diesem Zeitpunkt schon längst untergegangen war?

Zunächst aber widmet sich der Referent der Frage, wer die Kelten eigentlich waren. In seinem "Handbuch der Geografie" beschreibe Ptolemäus das Gebiet nördlich der Alb (gemeint ist die schwäbische Alb) als Einöde, die von den Helvetiern besiedelt war. Bei Tacitus in "Germania" würden neben den Helvetiern auch die Bojer erwähnt. Beides seien gallische Stämme, die zwischen dem Rhein und dem Main siedelten.

Wie war die Arbeitsweise von Ptolemäus, welche Möglichkeiten standen ihn zur Verfügung? Dieser berühmteste Forscher der Antike lebte etwa vom Jahr 100 bis 170 in Alexandria; er sei an der dortigen Bibliothek tätig gewesen, sagte Günter Wolf. Ptolemäus habe einen Atlas geschaffen, der zu seinen Lebzeiten die ganze damals bekannte Welt umfasste - und zwar nach Längen- und Breitengraden unterschieden, wie wir sie auch heute kennen.

"Zu seiner Arbeitsweise findet sich Erstaunliches in einer 2000 Jahre alten Schrift", erklärte Günter Wolf. Bei seinen Forschungen habe sich Ptolemäus im Wesentlichen auf Reiseberichterstattung von Leuten gestützt, die aus wissenschaftlichem Interesse die verschiedensten Länder bereisten.

Dabei verwendete Ptolemäus eine geometrische, erdvermessende und eine astronomische Komponente. Ob ihm beides bei seinen Studien im fernen Germanien geholfen habe, dürfe bezweifelt werden, so der Referent weiter. Ptolemäus dürfte seine Erkenntnisse aus den Entfernungsangaben von Reisenden gezogen haben - aus der Reisezeit, multipliziert mit der durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit, abzüglich eines geschätzten Prozentsatzes für die gewundene Linienführung der Straßen. Daraus habe er auf die Luftlinienentfernung zwischen zwei Orten geschlossen. Aus dieser Erkenntnis konnte Ptolemäus für einen dritten, neuen Ort auf der Landkarte ein Dreieck bilden. Auf diese Weise erhielt er immer neue Dreiecke - und im Ergebnis ein Dreicksnetz von Orten. Eine Methode, wie sie noch heute verwendet werde.

Ptolemäus hätte sicher eine genauere Methode verwendet, aber seine technischen Möglichkeiten seien ausgesprochen begrenzt gewesen. Dennoch zeigte sich Günter Wolf davon überzeugt, dass Ptolemäus mit seiner Angabe, Menosgada befinde sich auf dem Staffelberg, Recht hatte. Dass die ehemalige Furt über den Main bei Hallstadt in den Archiven in Alexandria mehrmals erwähnt wurde, sei doch sehr unwahrscheinlich. So erwähnenswert sei dieser Ort nun doch wieder nicht.

Eine andere Verortung, wie beispielsweise das Walberla, hält Günter Wolf für wenig wahrscheinlich: Als die Kelten auf dem Staffelberg siedelten, sei nämlich die große Zeit der Stadt auf dem Walberla schon vorüber gewesen.