Kloster Banz
Historie

Als in Banz der Blitz einschlug

Oberstudienrat a. D. Heinz Pfuhlmann erinnerte an die bewegende Zeit in Kloster Banz um 1945
Der linke Turm der Banzer Kirche wurde 1944 Opfer eines Blitzeinschlags. Dank Helfer und Regen  kam es zum Glück nicht zu größerem Schaden, auch die in Banz deponierten kulturellen Schätze  blieben unversehrt.privat
Der linke Turm der Banzer Kirche wurde 1944 Opfer eines Blitzeinschlags. Dank Helfer und Regen kam es zum Glück nicht zu größerem Schaden, auch die in Banz deponierten kulturellen Schätze blieben unversehrt.privat
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Gerade weil der Frieden ein so hohes Gut darstellt, dürfen die uns mahnenden unrühmlichen Geschehnisse der Vergangenheit nicht vergessen werden. Über die bewegte Geschichte von Banz rund um das historische Jahr 1945 sprach parallel zur derzeit noch laufenden Ausstellung des Museums Kloster Banz Oberstudienrat a. D. Heinz Pfuhlmann aus Gundelsheim.
So verheerend die Kriegsfolgen auch vielerorts in Franken waren und die Erinnerung noch heute manchem Zeitzeugen die Tränen in die Augen treiben - Banz hatte noch Glück im unsagbaren Unglück. Referent Heinz Pfuhlmann ist der Region am Obermain schon allein vor dem Hintergrund seiner beruflichen Vita verbunden, leitete er doch von 2001 bis 2008 das Lichtenfelser Meranier-Gymnasium. Nach Begrüßungsworten von Museumsleiterin Brigitte Eichner-Grünbeck und dem Leiter des Bildungszentrums Kloster Banz, Michael Möslein, beleuchtete der Referent historisch kompetent und anschaulich die Entwicklungen in Banz in der damaligen Zeit vor gut 70 Jahren.
Es war der 11. April 1945, als der Krieg in Banz quasi zu Ende war. Pfuhlmann berichtete von der erfreulicherweise völlig unproblematischen Übernahme des Reservelazaretts Banz der Wehrmacht durch die US-Army an diesem Tag. Vor allem gegenüber den Kindern zeigten die amerikanischen GIs ihre lässige, coole Seite, gaben ihnen Schokolade. Dass sich das Ganze in Banz so gewaltfrei gestaltete, dürfe, so der Referent, jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, "auf welch schmalem Grat sich damals amerikanische Kampftruppen und Deutsche begegneten." Widerstand und unbedachtes Handeln führten woanders mitunter zu sofortiger Gewaltanwendung. "Es tauchten hier eben auch nicht, wie anderswo, versprengte fanatisierte Soldaten aus dem Wald auf und glaubten, noch den Endsieg erringen zu müssen", ließ der Redner diesen Aspekt nicht unerwähnt.
Als schlimmes Gegenbeispiel einer Eskalation führte Pfuhlmann Steinach an der Saale bei Bad Bocklet an, wo am 8. April 1945 hierbei je ein Dutzend Deutsche und amerikanische Soldaten sowie neun Einwohner starben. Dass in Banz niemand zu Schaden kam, lag wohl auch auch, wie die rund 50 Zuhörer im Museum erfuhren, an dem damaligen Schutzstatus infolge der Einrichtung eines Reservelazaretts im Jahr 1942. Drei Jahre lang prägte dieses das Leben in Banz. Es entwickelten sich sogar Bindungen zwischen den Schwesterhelferinnen und jungen Soldaten.
Für die 1926 von Bischof Xaver Geyer gegründete und ab 1935 in Banz ansässige "Gemeinschaft von den Heiligen Engeln" bedeutete das Lazarett auch wirtschaftliche Existenzsicherung. Mitte 1945 wurde der letzte Patient des Lazaretts entlassen. Dank der Bemühungen des Bamberger Erzbischofs Joseph Otto Kolb fanden die Räumlichkeiten anschließend Verwendung als Flüchtlingsaltersheim, welches bis 1964 bestand. Ohne das Engagement des Geistlichen wäre eine Nutzung als Lager für "Displaced Persons", kurz DP-Lager, in Frage gekommen. In solchen waren, wie etwa in Mainleus, ehemalige Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge oder Zwangsarbeiter untergebracht. "Die Verwendung als DP-Lager fürchtete man landauf, landab, weil es hier oft zu Zerstörungen, Racheakten sowie Eigentums- und Gewaltdelikten kam", so Pfuhlmann hierzu.
Die nationalsozialistischen politischen Figuren jener Zeit ließen Banz aber keineswegs außen vor. Im September 1944 bezogen ein gewisser Kurt von Behr, damals Mitarbeiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, mit Ehefrau Joy und neun Mitarbeitern Wohnungen in Banz. In leitender Funktion war von Behr tätig für die Umsetzung der Möbel-Aktion, sogenannte "M-Aktion". Dabei wurden die Wohnungen von emigrierten oder deportierten Juden vollständig ausgeräumt, die Möbel sollten beispielsweise zur Ausstattung von Dienststellen im Osten dienen. Von Mythen umrankt ist bis heute der Aufsehen erregende Selbstmord des Ehepaars Behr durch Zyankali: Am 20. April 1945 wurden die beiden von Behrs elsässischem Hausmädchen tot aufgefunden.
"Glück im Unglück" - dies Redensart kommt einem in den Sinn in Zusammenhang mit dem Blitzeinschlag in den linken Turm der Banzer Klosterkirche am 18. April 1944, worauf der Referent in seinen facettenreichen Ausführungen ebenfalls einging.Auch verwahrte Banz in jener Zeit wertvolle Kulturschätze. Die Preußische Staatsbibliothek zu Berlin hatte sie an vermeintlich sicheren Standorten, darunter eben auch Banz, zum Schutz vor Luftangriffen ausgelagert. Doch dank Eimerketten engagierter Helfer und einsetzenden Regens wurde Schlimmeres verhindert. "Hätte das Feuer auf die Kirche und die Klostergebäude übergegriffen, wäre Banz in die Geschichte eingegangen als der Ort, wo Werke von Beethoven und Mozart, Skulpturen von Riemenschneider, Grafiken von Rembrandt und Handschriften von Martin Luther unwiederbringlich verloren gegangen wären", verdeutliche Pfuhlmann die Dimension der Rettungstat.
Insgesamt war man in Banz also noch gut davon gekommen - durch den besagten Schutzstatus des Lazaretts, aber auch durch glückliche Umstände in kritischen Momenten. "Und dafür durfte man am Ende des letzten Kriegsjahres wirklich dankbar sein", so das Fazit des Redners am Ende seiner mit dankbarem Beifall bedachten Ausführungen.
Anschaulich mit Tafeln und - per Kopfhörerzugang - mit Zeitzeugenberichten sei Interessierten die Ausstellung "Banz 45 - ein Kloster im Mittelpunkt bedeutender Kriegsgeschehnisse" im Museum ans Herz gelegt. In diesem Zusammenhang herausgegeben wurde auch eine Publikation mit dem gleichnamigen Titel, dieser kann im Museum auch käuflich erworben werden. Die Ausstellung ist bis zum 30. November und zusätzlich vom 27. Dezember bis 7. Januar sowie dann noch einmal zwei weitere Monate vom 1. März bis 30. April 2018 geöffnet.