Wenn das Leben zu Ende geht
Autor: Sonny Adam
Presseck, Dienstag, 19. Februar 2013
In Presseck formiert sich eine Hospizgruppe speziell für das Stadtsteinacher Oberland. Zehn Freiwillige haben sich bereits gemeldet.
Wenn das Leben zu Ende geht, ist es wichtig, dass Menschen sich Zeit nehmen, um für die Sterbenden da zu sein, um sie zu begleiten. Der Hospiz-Verein Kulmbach hat sich genau das zur Aufgabe gemacht. Doch das Pressecker Oberland ist bislang noch nicht mit einer eigenen Hospiz-Gruppe betreut. Bislang.
Probleme im Winter
"Im Sommer fahren natürlich Hospiz-Helfer ins Oberland, aber wenn Schnee liegt und die Straßen nur schlecht befahrbar sind, dann sind die Kulmbacher nicht unbedingt bereit, nach Presseck zu fahren", bringt die hauptberufliche Fachkraft Susanne Lekien die momentane Situation auf den Punkt. Deshalb bemüht sich der Hospiz-Verein seit langem, eine eigene Hospizgruppe für das Oberland ins Leben zu rufen.
Jetzt sind genug Interessenten zusammengekommen, freut sich auch die Kursbegleiterin Annelie Stündl.
"Das Sterben gehört zum Leben"
Edina Thern (59) wird bei der Ausbildung dabei sein, erklärt sie und freut sich trotz ihres vielfältigen Engagements auf die Arbeit. Da sie bereits bei der Diakonie Betreuungen übernimmt, war sie für das Thema Sterbegeleitung empfänglich. "Ich habe keine Scheu, mit den Menschen über Gott und die Welt zu reden und ich kann mir vorstellen, dass ich mich universell einbringen kann", sagt Edina Thern. Scheu vorm Tabuthema Tod hat die Künstlerin nicht. "Eigentlich gehört das Sterben ja zum Leben dazu."
Auch Brigitte Hebentanz (52) aus Presseck möchte den Hospiz-Kurs mitmachen. "Ich habe selbst gerne Kontakt mit Menschen. Ich würde mir selbst wünschen, auf dem letzten Weg begleitet zu werden. Ich habe es beim Tod meiner Mutter erlebt, wie wichtig es ist, dass jemand da ist", sagt sie.
Familienbetreuung nicht mehr selbstverständlich
Ob sie gleich nach dem Grundkurs in den praktischen Einsatz gehen wird, ist zwar ungewiss, sagt Brigitte Hebentanz. Denn sie ist in vielen Vereinen engagiert, bei der evangelischen Kirche. Sie hat eine Familie und arbeitet zudem als Verwaltungsangestellte. "Aber jetzt mache ich erst einmal den Kurs und schaue dann, wie die Praxis ist", so Hebentanz. "Heute ist es eben nicht mehr selbstverständlich, dass die Familie für die Sterbenden da ist", sieht sie die Notwendigkeit ganz deutlich.
Auch Gabi Schramm (54) aus Köstenberg reizt die Ausbildung zur Hospizhelferin. "Ich bin durch meine Ausbildung zur Krankenhausseelsorgerin auf die Idee gekommen", sagt Schramm. Den Umgang mit dem Tod kennt sie aus der eigenen Familie. "Ich denke, es gehört einfach Liebe dazu, die Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Ich glaube, dass das wichtig ist und dass man sehr helfen kann - einfach, wenn man da ist und sich Zeit nimmt."
Sie selbst hat den Tod einer Freundin hautnah miterlebt. Dabei hat ihr Anita Baar aus Presseck, die versucht, den Hospizgedanken im Oberland genau so zu verankern, zur Seite gestanden. "Mir haben die Gespräche sehr geholfen", sagt Schramm und ist schon auf den Grundkurs gespannt.
Hilfe für die Angehörigen
Bei der Hospizarbeit geht es nicht nur um die Begleitung der Sterbenden direkt, sondern auch die Angehörigen benötigen oft Hilfe, betont Susanne Lekien. Jeder Schritt von Menschen, der dem Tod ein bisschen etwas von der Tabuisierung nimmt, ist ein Schritt in die richtige Richtung, sagt die Hospiz-Fachkraft und hofft auf viele Interessenten.
Der nächste Hospiz-Grundkurs beginnt am 5. März im Paulusheim in Presseck und findet jeweils dienstags von 19 Uhr bis 21.30 Uhr statt. Einige Termine sind auch samstags. Nähere Auskünfte gibt es beim Hospiz-Verein Kulmbach (Telefon 09221/924739).