Professor Michael Grube gehört zu den renommiertesten Geigern der Welt. Er spielt e mit den berühmtesten Philharmonie-Orchestern - und in Stadtsteinach bei Salem.
Wenn Professor Michael Grube aus Ecuador auf den Wert seiner Geige angesprochen wird, dann sagt er "20 Euro ist die schon wert" und lächelt dieses vielsagende hintersinnige Lächeln im Monk-Stil, das nur er vollbringen kann. Fast möchte man ihm glauben. Aber Michael Grube spielt auf einer echten Amati-Geige aus der Werkstatt des weltberühmten Geigenbauers in Cremona.
Und selbst ein Tiefstapler weiß, dass die Geige - ohne den ideellen Wert mit einberechnet - mindestens für eine sechsstellige Summe gehandelt wird. Schließlich lebte Nicola Amati von 1569 bis 1684 und wurde mannigfach imitiert. Echte Geigen sind eine Rarität, mindestens so wie ein Sechser im Lotto.
Manchmal sagt Grube auch, dass er nur den Koffer für jemand anderen trägt und der Koffer eigentlich leer ist. Und er fügt hinzu, dass bei ihm zu Hause in Ecuador die Frage nach der Geige eigentlich nie kommt - aber in Europa schon.
90 Konzerte in Europa Wenn sich vor dem Konzert jemand seiner Geige nähert, wird Michael Grube aber dennoch nervös. Denn er hat schon unliebsame Erfahrungen gemacht, sagt er, will aber nicht näher darauf eingehen. "Meine Frau ist nicht da, sonst erledigt sie all die Sachen wie die CDs auslegen und so", erzählt der geniale Geiger sichtlich nervös. Er erklärt, dass es seiner Frau in Europa in dieser Jahreszeit einfach viel zu kalt sei. Deshalb sei sie schon wieder zurückgefahren.
Bereits 90 Konzerte hat Michael Grube in Europa gegeben. Allein oder mit den größten Orchestern dieser Welt. 20 weitere Auftritte stehen auf dem Plan.
Und eine Nacht macht er in Stadtsteinach - aus alter Verbundenheit zu Salem - Station. Dann reist er weiter nach Wien, in die großen Konzerthäuser der Welt.
Schon Grubes Vater Max-Ludwig Grube, der auch sein Lehrer war, und seine Mutter hatten bei Salem Konzerte gegeben. Man kannte den Salem-Gründer und ist der ganzen Salem-Organisation aufs Tiefste verbunden. Nur so ist es zu erklären, dass ein Mann von Michael Grubes Kaliber den Weg nach Stadtsteinach findet - und bei Salem ein Gratis-Konzert gibt. Denn sonst werden seine Konzertkarten meist im dreistelligen Bereich gehandelt.
Doch den Weg zu Grube fanden auch in diesem Jahr wieder nur einige handverlesene Insider, fast alles Salem-Gäste. Kleine und große Besucher ließen sich von dem einfühlsamen Spiel des Virtuosen in den Bann ziehen und genossen das Minen- und Klangspiel des Ausnahmegeigers.
Ein Ohrenschmaus Wenn Michael Grube seine Amati unters Kinn nimmt, dann verschmilzt er mit dem Instrument und beginnt zu zaubern. Als Konzertauftakt brachte er die Sonate Nr. 1 über den Namen Bach aus der Feder seines Vaters zu Gehör. Ein Ohrenschmaus, der seinesgleichen sucht.
Überhaupt hatte Michael Grube bei seiner "Stunde Europäischer Violinkunst" ein Programm mit Herzensfreude ausgesucht.
Er hatte das eigens ihm gewidmete Stück von Gerhard Track "Variationen über ein Volkslied aus Afghanistan" dabei. "Gerhard Track lebt in Hollywood und in Berlin, aber er ist so ein lieber Mensch. Er ist bescheiden", erklärte der Ausnahmegeiger und erzählte von dem Lied, das selbst die Afghanen zu Tränen rührt.
Höhepunkt war Pietro Rovellis Caprice Nr. 8, die der Künstler erst vor kurzem entdeckt hat. Und auch die Caprice Nr. 24 a-moll von Niccolo Paganini durfte nicht fehlen: ein Stück, das jeden Violinkünstler zum Schwärmen bringt.
Bei seinem Konzert in Stadtsteinach spielte Grube zudem Eugene Ysayes Sonate Nr. 3, Karl Maria Löbls Chaconee h-moll Henri Vieuxtemps Konzert-Etüde und Henri Wieniawskis Andante con espressione.