Druckartikel: Wandernd den Wald erleben

Wandernd den Wald erleben


Autor: Klaus-Peter Wulf

Stadtsteinach, Donnerstag, 24. Sept. 2015

In der Region gibt es zahlreiche sogenannte Frankenwald-Steigla. Eine der neu ausgezeichneten Routen ist in Stadtsteinach der Rundweg "Zum Forstmeistersprung". Am Sonntag, 4. Oktober, wird er feierlich eingeweiht.
Die Frankenwald-Steigla sind so angelegt, dass sich auf ihnen die schönsten Seiten des Frankenwalds erleben lassen.  Foto: Katrin Geyer


Nach der Zertifizierung der Frankenwaldregion als erste in ganz Bayern mit dem Prädikat "Qualitätsregion wanderbares Deutschland" vor wenigen Tagen steht jetzt in Stadtsteinach die Einweihung des Frankenwald-Steigla "Zum Forstmeistersprung" an. Der 10,3 Kilometer lange Rundwanderweg wird mit einer besonderen Veranstaltung seiner Bestimmung übergeben. Es wird gemeinsam zur Schneidmühle gewandert, wo der Obmann des Frankenwaldvereines Stadtsteinach, Landrat Klaus Peter Söllner und Bürgermeister Roland Wolfrum Grußworte sprechen. Es folgt die Besichtigung der Mühle, und dann wird zusammen auf dem Steigla zur Burgruine Nordeck gewandert. Hier wird die Burggeschichte mit der musikalischen Umrahmung der Gruppe "Cantabene" erläutert.

Unterstützt wird die Aktion vom Fremdenverkehrsverein Stadtsteinach um Vorsitzenden Leonhard Will.

Im Landknechtszelt der Ortsgruppe Stadtsteinach kann sich jeder mit einem "Nordecktrunk" erfrischen und es gibt einen Erinnerungs-Button für jeden Teilnehmer.

Revierleiter Patrick Lehmann vom Frostbetrieb Nordhalben der Bayerischen Staatsforsten wird in das Naturwaldreservat "Kühberg" einweisen, dann geht es los mit der Wanderung - zirka sieben Kilometer - über den Forstmeistersprung zur Pegelbrücke. Es bestehen auch Abkürzungsmöglichkeiten. Den Abschluss bildet eine gemeinsame Einkehr in der "Waldschänke". Wer den Rückweg bis zum Sportplatz nicht mehr auf Schusters Rappen zurücklegen kann, darf gerne den kostenlosen Shuttle nutzen.

Am Wanderinformationspunkt beim Sportplatz schaute Bürgermeister Roland Wolfrum gestern auf ein großes Gemeinschaftswerk "Qualitätsregion wanderbares Deutschland" zurück. Maßgebliche Arbeit leisteten dafür der Wanderwart der Stadtsteinacher Frankenwaldvereins-Ortsgruppe, Sepp Madl, Hans Kotschenreuther vom Fremdenverkehrsamt, und auch der städtische Bauhof mit Toni Ott war beteiligt. "Wir haben eine abwechslungsreiche und auch geologisch sehr interessante Landschaft, die für das Wandern geradezu prädestiniert ist." Die steigenden Zahlen an Urlaubern und Tagestouristen zeige, dass man damit richtig liegt. Für Carolin Gehring vom gleichnamigen heimischen Dachdecker- und Zimmereibetrieb hatte Wolfrum als kleines Dankeschön ein Präsent für die Anfertigung den Wander-Informations-Punkt am TSV Sportplatz parat.

Auch Landrat Klaus Peter Söllner freute sich, dass sich seine Heimatstadt hierfür kräftig engagierte. Er bedankte sich in seiner Eigenschaft als Obmann der Frankenwaldvereins-Ortsgruppe Stadtsteinach namentlich bei Sepp und Hilde Madl sowie Matthias Feil für die ehrenamtlichen geleisteten Markierungsarbeiten. Insgesamt wurde in das Projekt "Qualitätsregion wanderbares Deutschland" in den Landkreisen Kulmbach, Kronach und Hof über eine Million Euro investiert und auch die Kommunen, wie Stadtsteinach, unterstützten das Projekt besonders.

Das ausgewiesene Steigla mit einer Länge von 10,3 Kilometern ist in drei Stunden bequem zu erwandern. Ausgangspunkt ist die Alte Schneidmühle am Hochofen. Von dort geht es über die Kanzel, Grünbürg, Frankenreuth, das Steinachtal, den Forstmeistersprung und die Burgruine Nordeck wieder zur Schneidmühle zurück.

Hier die genaue Routenbeschreibung

Wir parken am Sportplatz in Stadtsteinach und erreichen auf dem Wanderweg entlang der Steinach das ehemalige königliche Bergbauamt und gehen dann weiter auf der Steinachtalstraße bis zur Schneidmühle am Hochofen, die 1867/68 ihren Betrieb aufnahm. Eine Anpassung an die technischen Forderungen wurde ständig durchgeführt. Der heutige Zustand ist der Fachhochschule Düsseldorf zu verdanken, die mit ihren Studenten im Jahr 1982 eine umfassende Renovierung durchführte. Zwischenzeitlich wurde hier ein Wander-Informationspunkt eingerichtet und ist Ausgangspunkt unserer Rundwanderung, dem Frankenwald Steigla "Zum Forstmeistersprung".
Es besteht die Möglichkeit, die Wanderung auf diesem Steig nach links über die Kanzel und Grünbürg oder nach rechts über die Burgruine Nordeck, Forstmeistersprung und Steinachtal, zu beginnen. Nach der Schneidmühle zweigen wir vor den Brücke links ab, gehen über einen Steig und halten uns am Waldrand ebenfalls links bis zu einer Forststraße, die den Weiterweg nach rechts vorgibt. Nach einer kurzen Strecke geht es nach links auf einem Pfad aufwärts, der uns zum Aussichtspunkt Kanzel führt.
Einst soll hier auf diesem Felssporn eine kleine Befestigungsanlage die Verbindung zur Burg Nordeck hergestellt haben. Direkt vor der Kanzel gehen wir auf dem Weg aufwärts und erreichen die Alte Pressecker Straße. Nach einem kleinen Rückweg stehen wir am Wegweiserstandort zur Grünbürg (2 km).
Hier handelt es sich um eine frühmittelalterliche Wehranlage, die uns Einblick in die früheren Siedlungs- und Herrschaftsverhältnisse gibt. Die eigentliche Bergkuppe ist mit einem Wall umgeben. Die deutlich sichtbaren Wälle am Berghang sprechen für eine Zuweisung in das 9. / 10. Jahrhundert. Auf dem Grünbürg-Weg Nr. 33 geht man ca. 400 m weiter bis auf die Grünbürg. Auch ein historischer Kreuzstein 50 m links auf dem Weg zur Grünbürg erinnert an eine mittelalterliche Tat.
Bereits am Wegweiserstandort zur Grünbürg folgen wir nach rechts dem Frankenwald-Steigla und erreichen einen Forstweg, der uns über die Alte Pressecker Straße und einen Wiesenweg nach Frankenreuth führt (1,5 km).
Hier ist ein Ortsteil unserer Stadt auf einer kleinen Rodungsinsel nordöstlich der Grünbürg. Erstmalige Erwähnung 1502/10 im Urbar des Halsgerichtes zu Stadtsteinach. Am Ortsende ist ein Weg zum Aussichtspunkt Steinachfelsen möglich, der später auf den bisherigen Weg zurückführt.
Nach Frankenreuth wandern wir geradeaus zum Waldrand und treffen dort auf einen Forstweg, der nach rechts abzweigt. Hier verläuft auch der Geopfad Steinachtal mit zahlreichen Hinweisen auf die steinreichen Vorkommnisse in diesem Gebiet. Die enormen Kräfte von Plattentektonik und Gebirgsbildung haben in diesem Bereich unübersehbare Spuren hinterlassen.
Am Kreuzungspunkt - 400 m zum Steinachfelsen - erfolgt der Abstieg ins Steinachtal. An der Talstraße treffen wir auf den Steinachklamm-Weg, der flussaufwärts bis zum Waffenhammer und zur Steinachklamm führt. Wir wandern auf der Steinachtalstraße flussabwärts, vom Fluss und den steilaufragenden Felspartien eigerahmt, auf unserem Frankenwald-Steigla bis zur Pegelbrücke.
Dort verweisen zahlreiche Wehweiser auf weitere Wanderziele. Bis zur gemütlichen Einkehr Waldschänke ist es nur eine kurze Wegstrecke (300 m).
Wir gehen über die Brücke auf der Forststraße nach rechts aufwärts und später auf einem naturbelassenen Pfad nach rechts bis zum Wegweiserstandort. Ein Abzweiger nach rechts führt uns endlich zum nahen Forstmeistersprung, einem steilen Felsen am Steinachhang. Hier bietet sich auch ein Ausblick in die Tiefen des Steinachtales.
Man wundert sich über den seltsamen Namen dieses Ortes, der nordostwärts der Burgruine Nordeck liegt. Man erzählt sich, dass ein Forstmeister, hoch zu Ross, den Sprung in die Tiefe nicht mehr verhindern konnte, als er einen prächtigen Hirsch verfolgte. Auch andere Versionen gibt es zur Namensgebung.
Ein tiefe Pinge des meist mittelalterlichen Erzabbaues ist etwa 50 m links direkt am Wanderweg zu sehen. Sie gehört zur alten Zeche "Carl Wilhelm" von der starke Eisengehalte überliefert sind. Das gewonnene Erz wurde in mehreren Schmelzen und Hämmern im Talgrund verarbeitet. Die Ortsbezeichnungen Hochofen, Mittel- und Oberhammer sind heute noch vorhanden und verweisen auf den ehemaligen Bergbau.
Wir gehen den Abzweiger zurück bis zum Wegweiserstandort und folgen dem Frankenwald-Steigla nach rechts bis zur Höhe. Der Steinnachklamm-Weg Nr. 52 geht nach links ab in Richtung Triebenreuth, Neumühle und erhält auch Anschluss an den Wanderweg "Fränkisches Steinreich". Beim Wegweiserstandort am Forstweg geht unser Steigla nach rechts abwärts bis zur Burgruine Nordeck. Von der Pegelbrücke bis zur Ruine (2,7 km).
Die Burg Nordeck hat der Bamberger Bischof Eberhard II. von den Grafen Henneberg erworben. In der Kaufurkunde aus dem Jahre 1151 wurde diese Burg im Zusammenhang mit der Stadt Stadtsteinach / Steinaha erstmalig erwähnt. Im Bauernkrieg 1525 haben aufständische Bauern die Burg verwüstet und niedergebrannt. Die ehemalige Amtsburg diente dem Hochstift Bamberg zur Sicherung der Grenzen und Versorgungsstraßen. Der Burgherr, ein adeliger Amtmann, war für den militärischen Schutz, die Gerichtsbarkeit und die Versorgung der Bevölkerung zuständig. Der letzte adelige Amtmann war Jörg von Wildenstein. Im Jahre 2014 wurde durch den zuständigen Staatsforstbetrieb Nordhalben eine Instandsetzung veranlasst.
Wir befinden uns hier im Gebiet des Naturwaldreservats Kühberg mit einer Fläche von 39 ha. Die steilen, felsigen Hangflächen am Taleingang zwischen dem Fluss und der Ruine Nordeck gehören zum Reservat. Kennzeichnend sind strukturierte Hang- und Schluchtwaldgesellschaften. Eine Rarität stellen außerdem Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation in diesem Naturraum dar.
Im Talgrund liegt die ehemalige Papierfabrik der Firma Quelle Schickedanz. Weiter auf dem Forstweg, direkt durch das Naturwaldreservat, erreichen wir den Abzweiger zum naturnahen Pfad und sind in Kürze zurück an der Schneidmühle dem Ausgangspunkt des Frankenwald-Steigla "Zum Forstmeistersprung" (1,4 km).