Wahlwerbung in Stadtsteinach: Ikea sagt "Nein"

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Mit einem Ikea-Haus wirbt die Stadtsteinacher CSU auf der Fotomontage. Das ruft den schwedischen Möbelgiganten auf den Plan.
Mit einem Ikea-Haus wirbt die Stadtsteinacher CSU auf der Fotomontage. Das ruft den schwedischen Möbelgiganten auf den Plan.
Riesig sind die Werbeplakate, die die Stadtsteinacher CSU derzeit aufstellt. "Wir setzen auf die Bilder, die unsere ganze Mannschaft zeigen", sagt Bürgermeisterkandidat Klaus Witzgall (Zweiter von rechts). Die anderen Parteien regen sich auf, da es für die großen CSU-Plakate offenbar gar keine Genehmigung gibt. Foto: Sonja Adam
Riesig sind die Werbeplakate, die die Stadtsteinacher CSU derzeit aufstellt. "Wir setzen auf die Bilder, die unsere ganze Mannschaft zeigen", sagt Bürgermeisterkandidat Klaus Witzgall (Zweiter von rechts). Die anderen Parteien regen sich auf, da es für die großen CSU-Plakate offenbar gar keine Genehmigung gibt.  Foto: Sonja Adam
 
WolfgangMartin
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Andy Sesselmann
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Roland Wolfrum
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Die Stadtsteinacher CSU hat in einen Werbeflyer eine Fotomontage des schwedischen Möbelgiganten einfließen lassen. Das stört nicht nur Ikea, sondern auch die anderen Stadtsteinacher Parteien.

Die Wahlwerbung der Stadtsteinacher CSU für die Kommunalwahl im März hat jetzt den schwedischen Möbelriesen Ikea auf den Plan gerufen. Denn die Christsozialen haben in einem Flyer für die Ausweisung eines neuen Industriegebietes mit einer Fotomontage geworben, auf der eindeutig der Schriftzug Ikea erkennbar ist.

Die Wahlwerbung der CSU hat man in Hofheim-Wallau - dort sitzt die Pressestelle von Ikea - genau unter die Lupe genommen. Pressesprecherin Simone Settergren hat den Flyer "von einem Bürger" zugemailt bekommen und gestaunt, was sich die Partei da hat einfallen lassen. Auf dem Foto des Werbeprospekts ist tatsächlich eine Ikea-Niederlassung in das Gewerbegebiet oberhalb der Firma Röttgen montiert worden.

"Auf der einen Seite freuen wir uns, dass die CSU mit Ikea wirbt, aber der Kommunikationsweg ist natürlich ein anderer.
Grundsätzlich wäre es richtig gewesen, vorher mit uns zu sprechen", sagt Settergren, die an die CSU-Fraktion schreibt: "Wir haben den Hinweis eines Bürgers bekommen, dass Ihre Fraktion mit einer möglichen Ikea-Ansiedlung wirbt. Wir möchten Sie darum höflich bitten, diese Wahlwerbung mit unserem Namen und Logo zu unterlassen."

Tatsächlich sind die Flyer aber längst verteilt. Die Werbung zurückzunehmen, ist demnach schwierig, was man bei Ikea auch zur Kenntnis nimmt. "Das ist jetzt passiert. Wir sind auch niemand, der klagt. Ich habe den Flyer kommentiert. Damit ist die Sache für uns erledigt", so die Pressesprecherin.

"Keine Konsequenzen"

"Ja, ich habe heute schon persönlich mit der Pressesprecherin von Ikea gesprochen", sagt der Bürgermeisterkandidat der CSU, Klaus Witzgall. "Es steht in dem Flyer ja klar 'Wir können natürlich nicht garantieren, dass Ikea nach Stadtsteinach kommt'", sagt Witzgall und führt an: Wir müssen keine rechtlichen Konsequenzen befürchten." Die CSU finde es "eher lustig, dass ein Mitbewerber - und wir behaupten, es war ein Mitbewerber - sich lieber mit uns beschäftigt als eigene Themen zu bringen". Für seine Partei sei es kein Grund, "etwas an unserer Kampagne zu ändern". Die CSU habe nur klar machen wollen, "dass Stadtsteinach ein neues Gewerbegebiet braucht". Und da Ikea positiv besetzt sei, habe man symbolisch eben das Möbelhaus in die Fotomontage gesetzt.

"Wir würden natürlich auch den Ikea-Schriftzug schwärzen, aber das ist nicht nötig, hat uns die Pressestelle signalisiert." Die Reaktion sei ein Zeichen dafür, "dass wir auf die richtigen Themen setzen", so der Bürgermeisterkandidat, der mit der Rechtsabteilung der CSU Rücksprache gehalten hat.

Riesige Schilder

Der Flyer ist nicht das einzige Werbemittel, das derzeit für Gesprächsstoff sorgt. "Kaum dass wir unsere drei Riesen-Schilder aufgestellt haben, war auch das Straßenbauamt da und hat genau nachgemessen. Aber die Schilder sind weit genug von der Straße weg, sie können nicht umfallen, weil sie fest im Boden verankert sind", betont Witzgall.

Wie er mitteilt, will die CSU keinen Persönlichkeitswahlkampf führen. Auch sollen keine Bürgermeister-Plakate aufgestellt werden, nur Bürgermeister-Flyer werde es geben. "Wir haben die drei großen Schilder aufgestellt, auf denen die ganze Mannschaft gezeigt wird." Die Plakate sind vier auf fünf Meter groß. Die Gestelle wiegen über 300 Kilo, sind tief im Boden verankert. Witzgall: "Ohne Bagger hätten wir die Plakatwand nicht aufstellen können."

"Wir würden das nicht machen"

Zurück zum Flyer: Was sagen eigentlich die anderen Parteien in Stadtsteinach zur Ikea-Montage? "Wir würden so was nie machen. Ich finde, es ist grenzwertig, den Wählern etwas vorzugaukeln. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemals vorher mit Ikea gesprochen worden ist", sagt Bürgermeisterkandidat Andy Sesselmann von den Freien Wählern. Selbst setzen die Freien Wähler auf ganz normale Plakatierung. "Wir werden garantiert keine Plakate neben diese Großplakate hängen. Ich werde ganz normal plakatieren in den Ortsteilen. Und es wird zwei Flyer geben: einen Kandidaten-Flyer und einen Bürgermeister-Flyer." Die Freien Wähler wollen Geld bei der Werbung einsparen. Sie rechnen mit 2000 Euro. "Und das eingesparte Geld wollen wir für die Jugendarbeit einsetzen", erklärt Sesselmann. Außerdem werde es natürlich auch Vor-Ort-Veranstaltungen geben.

Die SPD und Pro Stadtsteinach gehen in Sachen Wahlwerbung gemeinsame Wege. "Wir haben natürlich auch einen Flyer - und zwar einen für die Kandidaten und den Bürgermeisterkandidaten. Wir werden auf dem EKA-Gelände ein Großflächenplakat aufstellen", gibt Knud Espig Auskunft.

Bürgermeister Roland Wolfrum merkt selbst an, dass die SPD noch auf die offizielle Genehmigung wartet. "Ich weiß ja nicht, wie das andere gemacht haben." Die Riesenplakate der CSU seien ohne Genehmigung aufgestellt worden. "Da läuft jetzt ein Antrag, ob das überhaupt rechtens ist", sagt Espig.

SPD und Pro Stadtsteinach würden auf "genüssliche Wahlveranstaltungen" setzen, bei denen es bei den Innenveranstaltungen Kartoffeln, Käse und zwei Freigetränke sowie bei Outdoor-Veranstaltungen Wienerle und Knacker gebe. Außerdem laufe täglich von 8 Uhr bis Mitternacht im Schaufenster des "Ratskeller" eine "Wolfrum-TV-Show". "Aber es wird auch noch einige Überraschungen geben", kündigt Espig an. Bürgermeister Roland Wolfrum betont, dass die Plakatierung dezent sein soll.

"Mobile Wahlwerbung"

"Wir haben natürlich auch zusammengesessen und über diesen Flyer der CSU diskutiert", gibt Wolfgang Martin von der Bunten Liste zu und sagt ironisch: "Wir wollen eine U-Bahn nach Kulmbach, aber das lässt sich schlecht darstellen." Nein, natürlich hat sich auch die Bunte Liste schon ernsthaft ihre Gedanken gemacht, wie sie werben will. Es wird keine klassische Wahlwerbung werden.

"Wir werden mobile Wahlwerbung machen - aber mehr wollen wir noch nicht verraten", kündigt Martin an und verspricht "so manche Überraschung".